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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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einer Person, die in Welterfahrenheit die Entstehung der Z<strong>im</strong>merischen Chronik<br />

begleitete.<br />

Aus Staufen selbst schrieben sich von 1505 bis zum Jahr 1526 acht Studenten an der<br />

Universität von Freiburg ein: Schnell, Salwirt, Harnhas, Rost, Wittich, Flam, Knöpfler<br />

und Baro. Einige von ihnen muss Wilhelm Werner von Z<strong>im</strong>mern gekannt haben, mit<br />

ihnen wird er sich auch über <strong>Faust</strong>s Tod, das Ereignis schlechthin, ausgetauscht<br />

haben.<br />

Geradezu beweiskräftig deutlich wird der unmittelbare Kontakt zwischen den Herren<br />

von Staufen und den Grafen von Z<strong>im</strong>mern, Meßkirch und Wildenstein.<br />

Zum einen bestanden verwandtschaftliche Bande, zum anderen kannten sie sich vom<br />

Studium her.<br />

Am 19.8.1533 <strong>im</strong>matrikuliert sich „Wernherus von Z<strong>im</strong>mern“ an der Universität von<br />

Freiburg, am 23.1.1534 „Dominus Antonius von Stauffen“, am 23.7.1535 „Gottfried von<br />

Z<strong>im</strong>mern, Meßkirch und Wildenstein“.<br />

Verständlich, dass man angesichts dieser weitläufigen Bekanntschaften und unmittelbaren<br />

Verflechtungen folgerte, dass die Autoren der Chronik gut informiert waren, und<br />

man sich <strong>des</strong>halb auf <strong>Faust</strong>s Tod bei oder in Staufen geeinigt hat. Selbstredend nicht<br />

zuletzt auch <strong>des</strong>halb, da man sich über die Hintergründe und die Glaubwürdigkeit <strong>des</strong><br />

Manlius-Text nicht einig war.<br />

Es wurde viel darüber spekuliert, was <strong>Faust</strong> in Staufen wollte.<br />

Dazu ein Textabschnitt aus dem Werk eines <strong>Faust</strong>forschers:<br />

„Der zweite bedeutende Fund in Zusammenhang mit <strong>Faust</strong>s Wirken in Staufen ist ein<br />

Original-Schuldschein Antons von Staufen, von ihm handgeschrieben, unterzeichnet<br />

und gesiegelt, in dem er seinen gesamten Besitz und den seiner Nachkommen für ein<br />

größeres Darlehen verpfändet. Damit ist die hohe Verschuldung <strong>des</strong> Freiherrn von<br />

Staufen belegt, wegen der ihm Frantz Conrad von Sickingen den <strong>Faust</strong> mit „seinen<br />

Fähigkeiten Gold herzustellen“ vermittelt hatte.“<br />

So glatt es geschrieben, so eingängig es sich anhört, die Darstellung ist eine<br />

lokalpatriotische Räuberpistole.<br />

Mag der Autor auch einen Sohn <strong>des</strong> Franz von Sickingen ins Spiel bringen und in<br />

einem anderen Kapitel auf Abt Entenfuß verweisen, aus <strong>Faust</strong>, der sich irgendwann in<br />

seinem langen Leben möglicher weise – rein theoretisch und nichts außer acht lassend<br />

– auch einmal als Goldmacher angedient haben könnte, wird <strong>des</strong>halb kein Goldmacher<br />

in Staufen. Ebenso wenig ist seine Bekanntschaft mit Frantz Conrad von Sickingen<br />

belegt, noch gibt einen irgendwie gearteten Hinweis darauf, dass <strong>Faust</strong> in Staufen<br />

„gewirkt“ hätte. Und was die Verschuldung Antons von Staufen angeht, so handelt es<br />

sich um ein geradezu typisches Schuldendrama einer dienstadeligen Familie, <strong>des</strong>sen<br />

Wurzeln <strong>im</strong> vorangegangenen Jahrhundert lagen.<br />

Abseits von <strong>Faust</strong>, viel interessanter ist die Art und Weise, wie Anton von Staufen sich<br />

von seinem Schuldenberg löste.<br />

Die Schuldurkunde „ … mit meinen angeborenen minderen Insigel besigelt. Geben am<br />

Samstag Sankt Peter und Pauls der zweyer heiligen Aposteln <strong>des</strong> neunundzwanzigsten<br />

Tags Juni nach der Geburt Christi gezählt Tausend fünfhundertvierzig und neun<br />

Jahr“, schreibt einen jährlichen Zinssatz von 5% fest. Den Zeitpunkt der Rückzahlung<br />

<strong>des</strong> Darlehens allerdings, ebenso der Zahlung der Zinsen, lässt Anton von Staufen sich<br />

und seinen Nachkommen offen. Ein toller Streich! Er reizt zu Nachforschungen.<br />

Lasse man es dabei: <strong>Faust</strong> hat sich zum Zeitpunkt seines To<strong>des</strong> in unmittelbarer Nähe<br />

von Staufen befunden; mehr ist nicht zu holen.<br />

Der Breisgau war Teil Vorderösterreichs, also habsburgisch und somit katholisch. Das<br />

passt zur Einschätzung, dass <strong>Faust</strong> <strong>im</strong> Lauf der Jahre sich mehr und mehr von<br />

reformierten Landschaften fernhielt.<br />

Nun auf die „Carolina“ von 1532 zu verweisen, ist grundsätzlich richtig, die „Carolina“<br />

konnte <strong>im</strong> gesamten Reich gegen <strong>Faust</strong> angewendet werden, und doch gibt es einen<br />

feinen Unterschied. Wo Melanchthon gegen „das Scheißhaus vieler Teufel“ wütet,<br />

schreiben die katholischen Verfasser der Chronik: „Die büecher, die er verlasen, (sind)<br />

meins erachtens ein sorgclichen und unglückhaftigen schatz und gabe.“<br />

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