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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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ungerechterweise gequält wissen wollen, gebieten Wir euch, ihnen freundschaftlich und<br />

wohlwollend zu begegnen. Solltet ihr in Zukunft von solchen gesetzeswidrigen<br />

Bedrückungen von Seiten der Prälaten, Edelleute oder Würdenträger hören, so achtet<br />

darauf, dass die Schranken <strong>des</strong> Gesetzes nicht überschritten werden, und lasset nicht<br />

zu, dass die Juden unverdienterweise belästigt werden.“<br />

Der Kaiser verbietet und der Papst gebietet, bei<strong>des</strong> ist nichts wert, beide Mal fehlt das<br />

Strafmaß, mit dem eine Zuwiderhandlung geahndet wird. Abgesehen davon, Jahrzehnt<br />

um Jahrzehnt ist die Liste der gegen Juden gerichteten Gesetze gewachsen; Kaiser<br />

und Papst, sie nehmen keines der Gesetze zurück. Statt<strong>des</strong>sen wird jüdisches Leben<br />

mit weiteren Gesetzen eingeschränkt, gleichzeitig werden die „lieben Kammerdiener“<br />

mit höchsten Steuern bedrückt.<br />

1263 führt der Dominikaner Thomas von Cant<strong>im</strong>prè in seinem Buch „Bonum universale<br />

de apibus“ den „Beweis“, dass die Juden seit Pilatus je<strong>des</strong> Jahr Christenblut vergießen<br />

müssen.<br />

Der Blutlüge schließt sich <strong>im</strong> Jahr 1287 der Vorwurf der Hostienschändung an, erneut<br />

springt der Mordfunke von Stadt zu Stadt. Im neuen Jahrhundert wütet die Pest, und<br />

mit der Pest läuft das Gerücht, die Juden hätten die Brunnen vergiftet.<br />

Es ist dabei recht offenkundig, dass es Dominikaner sind, die von Ort zu Ort die<br />

Volksseele zum Kochen bringen, sprich: die Menschen mit einem abseitigem Thema<br />

verwirren.<br />

Zwischenruf<br />

Mit der Ermordung Konrads von Marburg kam das Vorgehen gegen den aufsässigen<br />

Alt-Adel zum Erliegen. Soll man das Aufleben der Judenverfolgung, die mit den Morden<br />

in Lauda und Bischofshe<strong>im</strong> ihren Anfang nahm, mit den Vorgängen um Konrad von<br />

Marburg in einen Zusammenhang sehen oder als eigenen Strang betrachten? Es<br />

liegen nur zwei Jahre zwischen diesen beiden Vorgängen.<br />

Nachdem mit der Ermordung Konrads von Marbug die Schwierigkeiten mit dem<br />

rebellischen Adel nicht aus der Welt geschafft waren – <strong>im</strong> Gegenteil, der Adel sich wohl<br />

eher bestärkt sah, könnte es zwischen den zwei völlig verschiedenen Vorgängen<br />

durchaus eine Verbindung geben.<br />

Existierten also zwischen dem Adel und den jüdischen Gemeinden gemeinsame<br />

Interessen oder gar Verflechtungen?<br />

Zitat aus „Und wurden zerstreut unter alle Völker“, von Werner Keller, 1966, Kap.<br />

„Judenzeichen und Judengesetze“, S. 243: „Urspünglich besaßen die Juden, die als<br />

Fremde galten, Privilegien. Sie erhielten Sonderrechte wie andere Bevölkerungsgruppen,<br />

so die Geistlichkeit und die Kaufleute. Sie unterstanden der Schutzvormundschaft<br />

der Herrscher, bekräftigt seit Ludwig dem Frommen unter den Karolingern, wie<br />

auch später unter den Sachsenkaisern und deren Nachfolgern durch Schutzbriefe.“<br />

Und Zitat aus Kap. „Tolerante Karolinger und Sachsenkaiser“, S. 177: „Gerade der<br />

Juden bedurfte man in jenen Zeitläuften mehr als je zuvor … sei es in diplomatischer<br />

Mission oder <strong>im</strong> Außenhandel … Denn seit dem siegreichen Vordringen <strong>des</strong> Islam sah<br />

sich Mitteleuropa abgeschnitten von Afrika, Ägypten und dem Vorderen Orient, der<br />

einst rege Handel über das Mittelmeer erlosch … Selbst die Kirche bekam es zu<br />

spüren: Weihrauch und Öl galten als Mangelware. … Und allein die Juden durften die<br />

muselmanischen Länder unbehindert bereisen.“<br />

Der Außenhandel lag also darnieder, die Einnahmen aus Steuern und Zöllen waren<br />

geschrumpft, Grund genug für Toleranz und die Gewährung von Privilegien, die unter<br />

König Pippin mit der Rückeroberung <strong>des</strong> arabisch besetzten Narbonne <strong>im</strong> Jahr 729<br />

ihren Anfang nahmen.<br />

Erst in Verbindung mit einer offeneren Handelspolitik der Musl<strong>im</strong>e sollte 200 Jahre<br />

später ein Venedig seine Entwicklung zur Handelsmetropole nehmen; zur Zeit Pippins<br />

war es eine Ansammlung von Inseln, vielleicht auch Sandbänken, auf denen Fischer<br />

wohnten, die entlang der italienischen Küste mit Salz und Getreide handelten.<br />

Es ist nachvollziehbar, dass die Juden auf Grund ihrer Privilegien in den Jahren<br />

zwischen 729 und bis zum Unglück, das mit dem ersten Kreuzzug <strong>im</strong> Jahr 1098 über<br />

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