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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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gleichende Gerechtigkeit bezeichnen. Begardi, der Akademiker, hatte <strong>Faust</strong>, dem<br />

Möchte-gern-Akademiker, endlich den Garaus gemacht.<br />

Könnte es sein, dass jemand <strong>Faust</strong> auf den „Index Sanitatis“ aufmerksam gemacht<br />

hatte? Schl<strong>im</strong>mer noch, war <strong>Faust</strong> gewahr geworden, dass man über ihn tuschelte,<br />

über ihn grinste? <strong>Faust</strong>, süchtig nach Ehre, in höchstem Maße ehrgeizig, war tief<br />

getroffen. Er befand sich in einer Lage, die er bis dahin noch nicht erlebt hatte; bis zu<br />

diesem Zeitpunkt war er stets derjenige gewesen, der sich gesonnt und über die<br />

andern gelacht hatte.<br />

War das die Situation, in der <strong>Faust</strong> der Entschluss packte, die Notbremse zu ziehen,<br />

zum Erhalt seines N<strong>im</strong>bus sich selbst in die Waagschale zu werfen?<br />

Es handelt sich um eine Annahme, eventuell hatte man ihn nur in einer höchst<br />

lächerlichen, kompromittierenden Situation ertappt.<br />

Ein rätselhafter Tod war seine letzte Trumpfkarte, <strong>Faust</strong> war bereit sie zu spielen.<br />

Ich habe mich über die Umstände, unter welchen <strong>Faust</strong> seinen Entschluss fasste,<br />

seinen Tod als grausigen Mord zu zelebrieren, mit einem Kr<strong>im</strong>inalbeamten unterhalten.<br />

Seine Antwort: „Phantasieren Sie, re<strong>im</strong>en Sie sich zusammen, wozu Sie Lust<br />

haben! Gerade was den Tod angeht, einen Mord als Selbstmord, einen Selbstmord als<br />

Mord aussehen zu lassen, sind Menschen äußerst erfindungsreich.“<br />

Man darf wohl davon ausgehen, <strong>Faust</strong> wollte nicht qualvoll sterben. Das war auch<br />

nicht nötig, <strong>Faust</strong> war mit den Zusammensetzungen und Wirkungen verschiedener<br />

„Hexenflugsalben“ vertraut. Entsprechend überdosiert führte die eine oder andere zu<br />

plötzlich eintretender Bewusstlosigkeit. Falls er sich für einen Genickbruch<br />

entschieden hatte, musste er unter Berücksichtung seiner Schulterhöhe einen Stuhl in<br />

entsprechenden Abstand zur Bettkante stellen, den Stuhl besteigen, sich mit der Salbe<br />

einschmieren …<br />

Der harte Aufschlag, der dumpfe Aufprall, ein stürzender Stuhl erzeugen einen Lärm,<br />

der in der mitternächtlichen Stille eines Holzhauses nicht zu überhören ist.<br />

Soweit die Rohskizze, auf welche Weise sich <strong>Faust</strong> vom Teufel ermorden ließ.<br />

Jede Leserin, jeder Leser lässt sich freilich anders ermorden.<br />

„Ich wil es jetzt auch do bei lassen, luog du weiter, was du zuschicken hast.“<br />

*<br />

<strong>Faust</strong> – ein Leben in der Sternenschale<br />

Impression, Suche und Versuch – Evokation und Abgesang<br />

<strong>Faust</strong> zählt zwölf! Konstantinopel ist tot, Venedig träumt, langsam der Puls! Columbus!<br />

Er hat die Richtung gewechselt. Aber wer glaubt schon, dass ein Tor bricht? Schon<br />

spürt man die Schläge, hinauf bis an`s Herz, Unruhe <strong>im</strong> Land und schon wieder ein<br />

Vogt, mit dem Arsch <strong>im</strong> Dreck. Die Gans war für den Fuchs und der Spott für die<br />

Herren, böse Fingerzeichen für die Geistlichkeit, die nun ja, aber der Herr Jesus war<br />

selber ganz arm. Der Boden zittert. Gib mir die Trommel!<br />

Bald wird Luther ein Papier an die Kirchentür hängen, Spanien einen Kontinent, Bauern<br />

die Klöster und Burgen verbrennen, der Frundsberger mit seinen Landsknechten Rom<br />

vergewaltigen, Nacht um Nacht die Kirche erneuern, bald werden die Fürsten zu Luther<br />

überlaufen, doch vorher in seltener Eintracht den Bauern eine aufs Maul hauen! Bald!<br />

Und dieses Bald ist so mächtig, dass es schon beinahe ein Jetzt und in diesem Jetzt da<br />

lebt <strong>Faust</strong>. Und macht sich auf und fort in sein Leben. Schwarz ist die Nacht, Sterne!<br />

Wo seid ihr?<br />

<strong>Faust</strong>, Kind dieser Zeit und diese Zeit, er ist es selbst! Schaut seine Augen! Wo andere<br />

mit geblähten Segeln nach Privilegien und Prozenten haschen, noch schnell Isabella<br />

und die Krone für angemalte Indianer, denn Wissen ist Macht und wer da draußen war,<br />

der weiß. Die Karten, mein Kaiser, wie viel Schritte darf ich …? Halt! <strong>Faust</strong>, den<br />

Aufbruch hinter sich und ohne Segel, aber <strong>im</strong> Wissen, dass ihm nichts verwehrt, so er<br />

nur will und wollte mit dem ersten Wort, dazu ein paar Bücher und die lange Straße für<br />

das, was in keinem Buch, nur in sich selbst, die Welt als Spiegel. Schatten am Feuer<br />

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