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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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vorstellbar, Lutheraner hätten auf diese propagandistische Delikatesse verzichtet: „Der<br />

Erzsünder <strong>Faust</strong>, der Teufelshurer, war ein Klosterbruder. Da hat er die Zauberei<br />

gelernet!“<br />

Alles in allem betrachtet, die Frage, wo <strong>Faust</strong> seine Ausbildung erhielt, sie lässt sich<br />

nicht beantworten.<br />

*<br />

Hexen und Heiler<br />

Man war <strong>im</strong> letzten Jahrhundert der Ansicht, dass es sich bei den magischen<br />

Volksreligionen um einen Ersatz für fundiertes Wissen gehandelt haben muss; einige<br />

glaubten, sie wären wissend, während die Mitmenschen es ihnen geglaubt hätten.<br />

1998 legte Stuart Clark jedoch dar, dass es sich bei den magischen Volksreligionen um<br />

alternative Weltanschauungen handelte.<br />

Das heißt für unsere Zeit, die moderne magische Volkskultur aus „neuen Religionen“,<br />

Esoterik, New Wave u.a. irritiert und stört die bestehende Ordnung, bei entsprechender<br />

Entwicklung wird sie die alte Ordnung ersetzen. Keltenkreuzchen, Drudenfüße,<br />

Amulette, Schamanengaudi, Hexentänzchen, und was aktuell dergleichen mehr <strong>im</strong><br />

Schwang ist, reichen dafür freilich nicht aus.<br />

Unter den Menschen müssten sich Verunsicherung, pess<strong>im</strong>istische Erwartungen und<br />

dunkle Ahnungen ausbreiten, in deren Gefolge sich verstärkt metaphysisches „Wissen“<br />

und Aberglaube behe<strong>im</strong>ateten. Gleichzeitig brauchte es charismatische und, bedingt<br />

durch das Metier, auch medial begabte / belastete Persönlichkeiten.<br />

Seherinnen und Zauberer der vorchristlichen Zeit, bildeten in Zusammenwirken mit den<br />

Priestern sowie den Häuptlingen und Stammesführern die einstige „Staatsmacht“. Sie<br />

waren die Autoritäten, ihr Wort war Gesetz.<br />

Mit dem Eindringen <strong>des</strong> Christentums in ihren Machtbereich verloren sie nach und<br />

nach an Autorität, sie wurden aus der Mitte der Menschen an den Rand der<br />

Gesellschaft gedrängt. Das Vordringen <strong>des</strong> Christentums lässt auf eine Glaubenskrise<br />

schließen, andernfalls hätte niemand zugelassen, dass der heilige Bonifatius sein Beil<br />

in die heilige Wotanseiche schlug.<br />

Die Sage vom Zauberer Merlin endet damit, dass Merlin in einer Weißdornhecke<br />

verschwindet. Weißdornhecken finden sich nicht in den Dörfern, sie wachsen entlang<br />

der den Dörfern abgewandten Feldränder. Die Bezeichnung Hexe kommt von Hecke.<br />

Der Begriff Hexe ist folglich erst entstanden, als das Christentum bereits derart mächtig<br />

war, dass die „weisen Frauen“ nicht mehr Teil der Oberschicht waren, auch nicht mehr<br />

in der Mitte der Bevölkerung wirkten, sondern ihre Kunst abseits in den Hecken übten.<br />

Noch deutlicher wird die „Auswilderung“ der alten Religionen am Not-Alphabet der<br />

Wikingerrunen ab dem 8. Jhdt. Wie Hermann Wenzel in seinem Aufsatz „Rückzugsgefechte<br />

bis zur Taufe Dänemarks“ schreibt, wurden von den Runenmeistern jene<br />

Runenzeichen aufgegeben, welche für Sesshaftigkeit und Wohlstand stehen:<br />

Fruchtbarkeitsgott, Obstbaum, Gabe, Wonne, Erbbesitz, gutes Jahr, Tag und Pferd.<br />

Weiter verwendet wurden die Runen für: Riese, Ase, H<strong>im</strong>melsgott, Birkenreis, Lauch,<br />

Eibe, Vieh, Sonne, Großer Wagen, Mensch, Auerochs, Elch, Hagel, Eis, Not und<br />

Geschwür.<br />

Wenn auch die Hexen ihre unmittelbare Macht abgeben mussten, sie sind als<br />

säkuläres, also weltliches Priestertum anzusehen. Ohne, dass man sich genormten<br />

Glaubensgrundsätzen unterwerfen musste, leisteten sie nach persönlicher Aussprache<br />

individuelle, passgenaue Hilfe für die Sorgen und Bedürfnisse der realen Welt. Und<br />

zwar ohne Legit<strong>im</strong>ation durch die bestehende Ordnung.<br />

Wie die Geschichte vom heiligen Korbinian in Freising belegt, hielt es der Adel sowohl<br />

mit Zauberinnen als auch mit christlichen Priestern. Und wie der Fall <strong>des</strong><br />

Friesenhäuptlings Radbold zeigt, allein die Armen um sich zu scharen, es führte die<br />

Kirche zu keinem rechten Erfolg. (Näheres dazu in „Menschenopfer“)<br />

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