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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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– eingepasst. Was nichts anderes bedeutet als das es in der Sache keine Kirche mehr<br />

brauchte, weder die katholische, noch eine der reformierten; Ratsherren und städtische<br />

Beamte saßen zu Gericht. Man beachte, wie die Staatlichkeit mit Beginn der<br />

Reorganisation der Kirche, seit den ersten Visitationen, auch die Kirche Zug um Zug<br />

entmachtete, dabei die Verwendung vormals kirchlicher Werkszeuge an sich zog,<br />

deren Anwendung erweiterte und sich eine perfekte Apparatur in die Hand baute.<br />

Man denke dabei an die Einführung <strong>des</strong> römisch-kanonischen Rechts, an die Vereinnahmung<br />

<strong>des</strong> „Hexenhammers“ und nicht zuletzt an Folter und Feuertod. Wobei die<br />

Folter, einst nur zum Einsatz gegen Ketzer und Hexen gedacht, nun bei der<br />

Verhandlung aller Straftaten zum Einsatz kam, der Verdacht einer Straftat genügte<br />

bereits.<br />

In diesem Zusammenhang wird gerne darauf verwiesen, dass die Orthox-Russische<br />

Kirche den Mächtigen kein Rüstzeug bei der Unterdrückung geliefert habe. Diese Sichtweise<br />

lässt außer Acht, dass die Gesellschaft <strong>im</strong> Osten Europas gleichsam nur ein<br />

Oben und ein Unten kannte. Die verschiedenen Gesellschaftsschichten mit ihren<br />

Rechten und Ansprüchen existierten nicht, es brauchte keine Erwägungen und<br />

Rücksichtnahmen, auch keine theologischen Begründung, Aufsässigkeit wurde frontal<br />

angegangen und ausgemerzt.<br />

Kaiser Karl V., von dem nicht bekannt ist, dass er abergläubisch gewesen war, sollte<br />

Kenntnis von der Ursache <strong>des</strong> Glaubens an den Hexenflug gehabt haben.<br />

Claus Priesner schreibt in „Grenzwelten“ S. 128, dass Andres de Laguna (1499-1560),<br />

spanischer Mediziner und Leibarzt Karls V., <strong>im</strong> Jahre 1529 die Anwendung einer<br />

Hexensalbe erprobte. Die Salbe hatte man in der Behausung einer Hexe und eines<br />

Zauberers gefunden. Neben Schierling enthielt das Mittel Nachtschatten, Bilsenkraut<br />

und Alraune. Die Frau <strong>des</strong> Henkers von Metz wurde von Kopf bis Fuß mit der Salbe<br />

eingerieben. Sie fiel in tiefen Schlaf, wachte endlich nach 36 Stunden auf und bat um<br />

mehr Salbe, damit sie diese herrlichen Träume weiterträumen könne.<br />

Die Dämonologen jener Jahrzehnte argumentierten dagegen unverdrossen, „nicht die<br />

natürlichen Ingredenzien wirkten“, sondern die Zaubersprüche und Beschwörungen,<br />

die einmal bei der Anfertigung der Salbe gesprochen werden, sodann die Zeichen, die<br />

die Hexe dem Teufel bei der Anwendung der Salbe mache; ebd. „Grenzwelten“ S. 128.<br />

Andere behaupteten gar, die Salbe selbst, die es gar nicht brauche, sei eine weitere<br />

Infamie <strong>des</strong> Satans, er fordere deren Herstellung allein, weil Kinderfett zur Zubereitung<br />

gehöre; auf diese Weise zwinge er die Hexe auch zum Kindsmord.<br />

*<br />

Schattenboxen – die heile Welt der Frühen Humanisten<br />

1517 lässt Erasmus von Rotterdam seine „Klage <strong>des</strong> Friedens“ drucken: „Der<br />

Engländer ist dem Franzosen feind aus keinem anderen Grund, als weil er Franzose<br />

ist. Der Brite ist feindselig gegen den Schotten gesinnt, einzig und allein weil er ein<br />

Schotte ist, der Deutsche ist wider den Franzosen und der Spanier wider beide. … ein<br />

bloßer Ortsname bringt sie auseinander; gäbe es nicht genug Umstände, die sie wieder<br />

zusammenbringen könnten?“<br />

„Wir Juristen“ lehrt Ulrich Zasius 1518 an der Universität Freiburg; „wollen nicht nur für<br />

uns selber das Rechte wissen, sondern unserm Nächsten nützlich sein. Wir arbeiten<br />

daran, den Frieden unter den Menschen und ihre Sicherheit zu stärken … Denn wer<br />

könnte leugnen, dass ohne die Herrschaft der Gesetze unzählige Gewalttaten,<br />

Beunruhigungen und Bedrohungen alles Menschliche unterdrücken und schließlich<br />

vernichten müssten? … Deshalb hütet ein Weiser Recht und Gesetz wie seinen<br />

Augapfel und trägt Sorge, dass es nicht nur auf Tafeln stehe, sondern auch in die<br />

Herzen der Menschen eingeschrieben werde.“<br />

Ulrich von Hutten zählt nicht zu den Humanisten, er hat noch nicht einmal sein Studium<br />

abgeschlossen, doch <strong>im</strong> Chorus dieser Jahrzehnte mischt er kräftig mit.<br />

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