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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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ermordet!“ Es treten wirtschaftliche Anweisungen hinzu, es wird den Christen<br />

angeschafft, Wein und Fleisch fortan bei Christen zu kaufen.<br />

Wer sich durch die Kapitel dieser Auseinandersetzungen liest, für den wird es geradezu<br />

fassbar, wie schockiert die Kirche damals war. Es mussten nur kraftvolle Herrscher den<br />

Juden Raum geben, so waren diese in der Lage, die Kirche an die Wand zu drücken.<br />

Sie waren selbstbewusst, gebildet und finanzkräftig, nicht zuletzt bewegten sich die<br />

Inhalte jüdischen Glaubens in gefährlicher Nähe zum christlichen Glauben.<br />

Die Musl<strong>im</strong>e waren eine Sache, das Heidentum der Christen eine andere, zuvorderst<br />

gefährlich waren die Juden. Und das Judentum hatte Zulauf, die Proselytenbewegung.<br />

Dreihundert Jahre später hatte das Predigen den Boden bereitet, um das Jahr 1050<br />

kommt es in der Normandie zu ersten Übergriffen und Ermordungen von Juden.<br />

In Deutschland herrschte in dieser Zeit noch Ruhe, doch die Saat der Predigt war<br />

offenbar auch hier bereits aufgegangen. Als <strong>im</strong> Jahr 1096 der Zug der Kreuzritter<br />

Deutschland erreicht, schließt sich ihnen Volk an, es bricht eine Woge blutiger Gewalt<br />

über die jüdischen Gemeinden herein.<br />

Fortan werden die Juden mehr als dreihundert Jahre lang Zwangstaufen, Ketzerprozessen,<br />

Folter, Verbrennung, zeitweiser Duldung, steuerlicher Ausbeutung und<br />

erneuten Morden ausgesetzt sein. Der Katalog der Anschuldigungen nennt Hostienschändung,<br />

Brunnenvergiftung, Zauberei, Ritualmord und Verspottung <strong>des</strong> wahren<br />

Glaubens. Diese Anklagen waren nichts Neues, Christen hatte sie einst selbst am<br />

eigenen Leib <strong>im</strong> Römischen Reich erfahren.<br />

Mit dem Jahr 1400 werden die jüdischen Gemeinden nur noch ein Schatten ihrer selbst<br />

sein. Die großen Kapitalien sind vernichtet, eingeengt von Verboten schlägt man sich<br />

als Kleiderhändler und Kleinkreditgeber durch, Hunger und Angst sitzen am<br />

Mittagstisch. Derart steuerlich nutzlos geworden, beginnt ihre Vertreibung aus den<br />

einzelnen Städten.<br />

Neben der Verfolgung der Juden baut sich mit der so genannten Ketzerverfolgung eine<br />

weitere Blutkulisse auf.<br />

Ausgangspunkt für das massive Auftreten von christlichen Laienbewegungen, den<br />

später so genannten Ketzern, waren die Zustände in Italien; seit etwa 1100 herrschten<br />

Aufruhr und Chaos. Schuld daran waren Anmaßung und die brutale Steuerpolitik der<br />

jeweiligen Herren, ganz gleich ob es sich dabei um Normannen, Kaiser, Päpste, die<br />

Grafen von Anjou oder um einzelne Städte handelte. Der geistige Impuls <strong>des</strong><br />

Widerstands kam aus dem Bewusstsein römischer Geschichte. Städte erkämpften sich<br />

autonome Verfassungen; sie lösten die alten Stadtherrschaften der Bischöfe ab. Es<br />

kam zu Städtebündnissen, die wiederum andere Bündnisse erbittert bekämpften. In<br />

Rom selbst herrschten adelige Stadtguerillas und republikanische Bürgerbünde. Die<br />

ideologischen Fäden knüpfte wohl Arnold von Brescia, Mitglied der Augustinerchorherrn;<br />

er predigte Armut und Sitte, forderte die politische Enthaltsamkeit der<br />

Kirche, d. h. er forderte den laizistischen Staat, wie wir ihn heute kennen.<br />

Im Jahr 1155 langt Barbarossa zur Kaiserkrönung vor Rom an. Das Volk von Rom<br />

bietet ihm an, ihn zum Kaiser zu krönen. Die Kaiserkrone aus der Hand <strong>des</strong> Volkes?<br />

Der Kaiser lehnt ab – die Stadttore bleiben zu. Der Zutritt in die Stadt muss für Papst<br />

und Kaiser mit Waffen erkämpft werden. Als der Kaiser dann be<strong>im</strong> Krönungsmahl sitzt,<br />

bricht ein Aufruhr los, Bürger stürmen den Festsaal, der Kaiser muss zum Schwert<br />

greifen. Bei den Kämpfen wird Arnold von Brescia gefangen genommen. Er wird als<br />

Aufrührer gehenkt.<br />

Aufruhr, Bauernaufstände, wie zum Beispiel um 800 in England, aber auch Revolten<br />

<strong>des</strong> Adels waren in dieser Zeit kein Novum mehr. Sie waren bereits in diesen Jahren<br />

und auch in Zukunft fester Bestandteil herrschaftlicher Überlegungen und Maßnahmen.<br />

Kaiser Barbarossa waren Eidgenossenschaften, Bürgerbünde und Einungen als<br />

Ke<strong>im</strong>zellen <strong>des</strong> Aufruhrs zutiefst suspekt. Eine Einschätzung, welche bis zu den<br />

Patriziern der Städte hinunter reichte; die Bildung von Zünften blieb in Nürnberg strikt<br />

untersagt.<br />

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