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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Die Einebnung der verschiedenen regionalen Schriftsprachen, die bereits vor Luther in<br />

Gang gekommen war, erfuhr durch die Verbreitung und Akzeptanz seiner Übersetzung<br />

eine derartige Beschleunigung, die Sprache der Lutherbibel hat die übrigen deutschen<br />

Schriftsprachen gleichsam aufgefressen.<br />

Das lutherische Neue Testament kostete 1½ Gulden; der Jahreslohn einer Magd.<br />

Über die Wirkung der Lutherbibel schreibt Johannes Cochläus, ein erbitterter Gegner<br />

der Reformation:<br />

„Ehe denn Emsers Arbeit an den Tag gegeben, war Luthers Neues Testament durch<br />

die Buchdrucker dermaßen gemehrt und in so großer Zahl ausgesprengt, also dass<br />

auch Schneider, Schuster, ja auch Weiber und andere einfältige Leute, soviel deren<br />

dies neue lutherische Evangelium angenommen, wenn sie auch nur ein wenig Deutsch<br />

auf einem Pfefferkuchen lesen gelernt hatten, dasselbe gleich als einen Bronnen aller<br />

Wahrheit mit höchster Begierde lasen. Etliche trugen dasselbe mit sich <strong>im</strong> Busen<br />

herum und lernten es auswendig. Daher maßen sie sich in der Folgezeit innerhalb<br />

weniger Monate soviel Geschicklichkeit und Erfahrung selber zu, dass sie keine Scheu<br />

trugen, nicht allein mit den katholischen gemeinen Laien, sondern auch mit Priestern<br />

und Mönchen, ja selbst mit Magistern und Doktoren der Heiligen Schrift vom Glauben<br />

und Evangelium zu disputieren. Ja es fanden sich auch armselige Weiber, die sich mit<br />

den offenen ausgegangen deutschen und fürgestellten Propositionen aus geiler<br />

Verachtung der angeblichen Unwissenheit der Männer nicht allein mit Laien und<br />

anderen Privatpersonen, sondern auch mit Lizenziaten, Doktoren und ganzen Universitäten<br />

austaten, sich in Disputationen einzulassen, wie es sich an Argula von Staufen,<br />

einer von Adel, deutlich gezeigt … Also geschah hieraus ferner, dass der lutherische<br />

Haufen viel mehr Fleiß fürwandte, die auf diese Weise verdolmetschte Schrift äußerlich<br />

zu lernen, denn die Katholischen selbst … Daher pflegeten sie, ohne sich zu bedenken<br />

mehr Schrift zu zitieren, als wohl die katholischen Mönche und Priester.“<br />

*<br />

„Canon Episcopi“<br />

Der Ancyrenische Canon Episcopi entstand um 900, darin heißt es:<br />

„Es gibt verbrecherische Weibsleute, welche, durch die Vorspiegelung und<br />

Einflüsterung <strong>des</strong> Satans verführt, glauben und bekennen, dass sie zur Nachtzeit mit<br />

der heidnischen Göttin Diana oder der Herodias und einer unzählbaren Menge von<br />

Frauen auf gewissen Tieren reiten, über vieler Herren Länder he<strong>im</strong>lich und in aller Stille<br />

hinwegeilen, der Diana als ihrer Herrin gehorchen und in best<strong>im</strong>mten Nächten sich zu<br />

ihrem Dienst aufbieten lassen.<br />

Leider haben nun diese Weibleute ihre Unheil bringende Verkehrtheit nicht für sich<br />

behalten; vielmehr hat eine zahllose Menge, getäuscht durch die Meinung, dass die<br />

Dinge wahr seien, vom rechten Glauben sich abgewendet und der heidnischen Irrlehre<br />

sich hingegeben, indem sie annehmen, dass es außer Gott noch eine übermenschliche<br />

Macht gebe.<br />

Daher sind die Priester verpflichtet, ihren Gemeinden einzuschärfen, dass alles dies<br />

Blendwerk sei, welches nicht vom Geiste Gottes, sondern vom Bösen herrühre.<br />

Der Satan sich nämlich in die Gestalt eines Engels verkleiden könne, wenn er sich<br />

eines Weibleins bemächtige, so unterjochte er es, indem er es zum Abfall vom Glauben<br />

bringe, nehme dann sofort die Gestalt verschiedener Personen an und treibe mit ihnen<br />

<strong>im</strong> Schlafe sein Spiel, indem er ihnen fernab bald heitere, bald traurige Dinge, bald<br />

bekannte, bald unbekannte Personen vorführe. Dabei bilde sich dann der ungläubige<br />

Sinn <strong>des</strong> Menschen ein, während der Geist dies erleide, dass dieses nicht in der<br />

Vorstellung, sondern in der Wirklichkeit geschehe. Wer aber ist <strong>im</strong> Traum noch nicht<br />

aus sich heraus gefahren, dass er vieles zu sehen geglaubt hat, was er <strong>im</strong> wachen<br />

Zustand noch niemals gesehen hat?<br />

Daher ist allen Leuten laut zu verkünden, dass derjenige, der dergleichen Dinge glaubt,<br />

den Glauben verloren hat. Wer aber den wahren Glauben verloren hat, der gehört nicht<br />

Gott, sondern dem Teufel an.“<br />

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