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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Die Voraussetzung für diesen Schutz war, die Tochter musste sich zum christlichen<br />

Glauben bekennen. Wer hier zweifelt, nehme das Alte Testament zur Hand und lese<br />

das Buch „Esther“; die Folie für diese Vorgehensweise.<br />

Es liegt auf der Hand, dass es nicht <strong>im</strong> Interesse Roms sein konnte, dass zum einen<br />

sich die Juden Schutz verschafften, zum andern sich der angeschlagene Altadel mit<br />

neuem Geld versorgte.<br />

Mit den umlaufenden Gerüchten über Ritualmorde wurden diese Verbindungen<br />

unterbunden; wer sich von nun an dennoch mit Juden einließ, grenzte sich selbst aus.<br />

In der Reihe der Minnesänger steht – als Besonderheit, mehr noch, als ungeklärtes<br />

Kuriosum, ein jüdischer Minnesänger. Ihm erging es zwar nicht besser, als seinen<br />

christlichen Genossen, von denen viele gegen Ende ihres Lebens feststellten, dass sie<br />

besser nicht die „Minne der hohen Fruwe“ besungen hätten, statt<strong>des</strong>sen lieber die alten<br />

Pferde und alten Kleider, die man ihnen schenkte, sowie die Mägde, in deren Stroh sie<br />

sich die Beine zerkratzt hatten, doch bei Süszkind von Tr<strong>im</strong>berg hat die Resignation<br />

eine eigene Färbung: „Ich will fliehen aus dem herrschaftlichem Hofe, mir einen langen<br />

Bart und graue Haare wachsen lassen und fortan das Leben der alten Juden führen,<br />

nachdem mir die Herren ihre Gunst entzogen.“<br />

Süszkind von Tr<strong>im</strong>berg wird in Verbindung mit der Zeit um 1280 gehandelt. Eine höchst<br />

unbefriedigende Angabe, sie fügt sich jedoch in die Zeitspanne von Ursache und<br />

Auswirkung. Hatte er in seinen jungen Jahren noch die Gunst der Herren genossen –<br />

er wäre sonst kaum als Minnesänger unterwegs gewesen, mit den Jahren öffneten sich<br />

für ihn <strong>im</strong>mer seltener die Türen und Tore.<br />

Gegen Ende jenes Jahrhunderts waren die Juden auf sich selbst zurückgeworfen. Den<br />

alten Adel gab es weitgehend nicht mehr, die letzten Liegenschaften hatte er an die<br />

Klöster verkauft.<br />

Nach Jahren der Ausplünderung werden die Juden <strong>im</strong> Jahr 1290 aus England<br />

vertrieben.<br />

Am 22. Juli 1306 werden sie in Frankreich verhaftet und enteignet – die Kriege hatten<br />

die Staatskasse geleert – und anschließend außer Lan<strong>des</strong> gewiesen.<br />

Mit dem Ende der ersten französischen Judenverfolgung wendet sich das Interesse<br />

<strong>des</strong> französischen Königs dem Orden der Templer zu; die Templer kontrollierten über<br />

ihre Mittelmeerhäfen einen Teil <strong>des</strong> Orienthandels, sie waren über die vereinnahmten<br />

Zölle vermögend geworden. Unter der Vorspiegelung eines neuen Kreuzzugs lockt der<br />

König den Großmeister Molay von Rhodos nach Frankreich. Der Großmeister und<br />

seine Ritter werden der Zauberei und <strong>des</strong> Teufelsdienstes bezichtigt. Mit entsetzlichen<br />

Qualen bringt der namentlich bekannt gewordene Dominikaner Imbert 362 Ritter zum<br />

Geständnis. Am 12. Mai 1311 werden 76 Ritter der Abtei St. Antoine verbrannt, am 19.<br />

März 1314 die übrigen. Ihre französischen und mittelmeerischen Besitzungen werden<br />

eingezogen und später an die Johanniter verkauft.<br />

Im Jahr darauf, 1315, wird den Juden die Rückkehr nach Frankreich gestattet, 1321<br />

wiederholt sich das Drama der Beraubung und Ausweisung.<br />

Dieser Ereigniskette schließt sich die Zeit der französischen Hexenverbrennungen an.<br />

Auf Grund der zentralen Stellung <strong>des</strong> Königs n<strong>im</strong>mt sie einen anders gearteten Verlauf<br />

als die Hexenverfolgung, die ab 1555 in den deutschen Fürstentümern tobt; über die<br />

Rechtsgutachten der Sorbonne steuerte der französische König die Jagden nach<br />

seinen Wünschen.<br />

Die Verfolgung der Juden in Deutschland dagegen lässt auf den ersten Blick kein<br />

System erkennen.<br />

So legte beispielsweise Kaiser Karl IV. freien Reichsstädten hohe Strafgelder auf, weil<br />

sie „seine lieben Kammerknechte“ nicht geschützt hatten, er untersagte in Luxemburg<br />

die Anklageerhebung wegen Brunnenvergiftung, doch verschenkte er am 27. Juni<br />

1349 eine Reihe jüdischer Häuser in Nürnberg – für den Fall, dass diese Häuser frei<br />

würden. Am 5.Dezember 1349 wurden sie frei, und die Jüdische Gemeinde zählte 560<br />

Tote.<br />

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