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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Lazarus Spengler und Willibald Pirckhe<strong>im</strong>er, Humanisten zu Nürnberg, waren in den<br />

Kirchenbann geraten. Der Fürstbischof riet ihnen zum Widerruf, beide kamen wieder<br />

vom Kirchenbann frei.<br />

Er ließ repräsentative Bauten errichten, diese zeigten Geschmack und eine edle<br />

Gesinnung. Für den Bischof künstlerisch tätig waren Albrecht Dürer, Loy Hering, Hans<br />

Wolf, Paul Lautensack und Peter Vischer.<br />

Fürstbischof Georg III. war der gastfreundliche Mittelpunkt eines kleinen Bamberger<br />

Humanistenkreises, zu diesem zählten zeitweise Andreas Fuchs, Eberhardt Senft,<br />

Crotus Rubeanus, Ulrich von Hutten, Joach<strong>im</strong> Camerarius. In Bamberg lebte seit 1504<br />

auch der Militärexperte Lorenz Behe<strong>im</strong> – als Pfründe hatte er das Amt eines Kanonikus<br />

von St. Stefan inne – er beschäftigte sich fortan mit Astrologie, Medizin und Alchemie.<br />

In Bamberg war Ulrich von Hutten von Kaiser Max<strong>im</strong>ilian I. zum Dichterkönig gekrönt<br />

worden. Nur zu gern hätte der Fürstbischof Ulrich von Hutten in Bamberg behe<strong>im</strong>atet.<br />

Zwar bezeichnete Ulrich von Hutten die Stadt als „Hochburg <strong>des</strong> Humanismus, eine<br />

Zuflucht deutschen Geistes“, halten ließ er sich allerdings nicht; er war auf der Suche<br />

nach seiner persönlichen Tragödie.<br />

Soweit der summarische Überblick von ersten Auskünften, welche Art von Regent<br />

dieser Fürstbischof gewesen sei, bei dem <strong>Faust</strong> einst am Tisch saß.<br />

Er war, wie es scheint, aufgeschlossen und frei von sturem Dogmatismus, offenbar<br />

auch eher praktisch veranlagt, ein Mensch, der die Verständigung der Konfrontation<br />

vorzog.<br />

Fürstbischof Georg III. starb 1522, drei Jahre später brach der Bauernaufstand los.<br />

Ein Blick in die Vorgänge <strong>des</strong> Großen Bauernkriegs zeigt Franken als geradezu klassisches<br />

Land <strong>des</strong> Aufruhrs. Die Stadt Bamberg selbst machte mit den Bauern<br />

gemeinsame Sache.<br />

Ein Teilnehmer und Chronist <strong>des</strong> Bauernaufstands in Franken resümierte später: „So<br />

wie die Wasser unzählig zum Main hinab fließen, so hatte auch der Ärger und Unmut<br />

viele Quellen, die sich am Ende zum Blutsstrom vereinigten.“<br />

Es liegt auf der Hand, diesen bösen Unmut hatte nicht allein der Amtsnachfolger<br />

Weigand von Redwitz innerhalb zweier Jahre hervorgebracht, dieser Unmut hatte alte<br />

Wurzeln und von Jahr zu Jahr <strong>im</strong>mer frische Triebe angesetzt.<br />

Die vorangestellten Auskünfte über den „vortrefflichsten Regenten“ müssen hinterfragt<br />

werden.<br />

Georg entstammte der Speckfeld-Obersonthe<strong>im</strong>er Linie der Schenke von L<strong>im</strong>purg, er<br />

wurde 1470 geboren. Mit 13 Jahren erhielt er seine erste stan<strong>des</strong>gemäße Pfründe, er<br />

wurde Domherr in Bamberg. Es folgten Jahre als Domherr in Straßburg, Würzburg und<br />

Köln. 1501 wurde er Dompropst in Bamberg, ab 1505 hatte er das Amt <strong>des</strong> Fürstbischofs<br />

inne. Seine Diözese umfasste neben Bamberg die Städte Bayreuth, Hof,<br />

Erlangen, Rothenburg ob der Tauber, Fürth und dazu Nürnberg, die Stadt der Städte;<br />

dort zelebrierte er einmal <strong>im</strong> Jahr auf dem „Heilstumsstuhl“ die Messe, wobei dem Volk<br />

die Reichsinsignien gezeigt wurden.<br />

Die Rechtskonstruktion eines „Fürstbischofs“, nahm ihren Anfang <strong>im</strong> zehnten Jahrhundert,<br />

als die Kaiser durch Stärkung der geistlichen Fürsten die Begehrlichkeiten der<br />

weltlichen Fürsten einzuschränken suchten.<br />

„Fürstbischof“ bedeutet, er steht in unmittelbarem Lehensverhältnis zum Kaiser, er<br />

kann als Feldherr mit eigenen Truppen aktiv werden. Gleichzeitig ist er keinem<br />

Erzbischof, sondern direkt dem Papst unterstellt.<br />

Ohne nun tief zu schürfen, die Wohltaten <strong>des</strong> „vortrefflichsten Regenten“ lassen in<br />

jedem einzelnen Punkt einen deutlichen Anteil Eigennutz vermuten.<br />

Wenn er Juden in Bamberg duldete, dann <strong>des</strong>halb, weil es lukrativ war. Juden<br />

unterlagen einer hohen Besteuerung, bei Bedarf konnte man sie auch verpfänden,<br />

verkaufen, berauben, erpressen, davonjagen oder auch als Zauberer verbrennen. Dass<br />

er ihnen Rechtsgarantien gewährte, hatte in der Praxis wenig zu bedeuten, nicht allein,<br />

weil der verordnete Rechtsbruch alltäglich war, ein Jude lebte seit 400 Jahren damit,<br />

dass die Welt am Morgen nicht mehr dieselbe wie am Abend zuvor war.<br />

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