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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Wirtshäusern, verprassten Sold und Raubgut, schwangen wilde Reden, während die<br />

Knittlinger Maulaffen feil hielten. Auch eine Art von Nachrichten, zu hören, dass die<br />

Niederlande in Aufruhr lebten, weil in den habsburger Erblanden die Steuern noch viel<br />

höher waren, weil der Kaiser soviel Geld für seine Kriege brauchte.<br />

Zu erfahren, dass <strong>des</strong>halb die Steuern von Albrecht von Sachsen, einem Condottiero,<br />

eingetrieben wurden, der mit seinen Söldnern die Niederländer in Angst und Schrecken<br />

hielt. Aber auch zu hören, dass Max<strong>im</strong>ilian, seines Zeichens <strong>im</strong>merhin Kaiser, <strong>im</strong> Kreis<br />

begeistert johlender Landsknechte den Ausfallschritt mit der Lanze geprobt hatte.<br />

Mochten einige Knittlinger über soviel Eitelkeit den Kopf schütteln, andere freuten sich,<br />

weil ihr Kaiser so stark war, dass er eine Waffe von derart stolzer Länge zu handhaben<br />

wusste. (Schaft: 5,2 m, Eisenspitze: 0,4 m)<br />

Das kleine Knittlingen, scheinbar unbedeutend in verträumter Waldlandschaft gelegen,<br />

es hatte seine Nase <strong>im</strong> Wind. Wer keine Scholle, keine Werkstatt und kein Amt zu<br />

erben hatte, machte sich leichten Herzens auf den Weg. Diese Straße weckte<br />

Wünsche.<br />

*<br />

Bilder aus dem Unterbewusstsein – die Welt <strong>des</strong> Übersinnlichen<br />

Wahrschau, Hellsehen, Intuition, Instinkt, Wahrträume, Praecognition, Déjà Vu, kurz<br />

das gesamte Feld der Para-Phänomene – sobald sich damit die diffuse Annahme einer<br />

wunderbaren Fähigkeit oder gar einer „höheren Gabe“ verbindet, sollte man allen<br />

diesbezüglichen Geschichten und Berichten äußerst skeptisch gegenüber stehen.<br />

Heute haben sich wieder Kreise etabliert, die dem Glauben an diese „höhere Gabe“<br />

huldigen, auch die Vorstellung pflegen, bei den Menschen der Vorzeit wären die<br />

wunderbaren Gaben stärker ausgeprägt gewesen; schließlich lebten jene Menschen<br />

noch unverfälscht <strong>im</strong> Einklang mit der Natur.<br />

Wie weit die Annahme von der besonderen Gabe, bzw. der Glaube an sie, in der<br />

Gegenwart wieder gediehen ist, darüber ließe sich bereits ein dickes Buch schreiben.<br />

Die aktuelle Esoterikszene hat ihre verzweigten Wurzeln in den Jahren nach 1970, sie<br />

tätigte <strong>im</strong> Jahr 2010 einen bun<strong>des</strong>weiten Umsatz von etwa 22 Milliarden Euro. Neben<br />

Klamotten, Acessoires und Büchern sind auch Kurse, Sitzungen, Konzerte und<br />

„Erlebnisse“ zu haben, selbsternannte Schamanen bieten ihre Dienste an. Ob Abzocke<br />

oder Scharlatanerie oder tatsächliche Hilfe und Bewusstseinserweiterung, es ist eine<br />

Grauzone, in der sich mehrheitlich jene tummeln, die sich laut „Agentur für Arbeit“ ein<br />

zweites berufliches Standbein schaffen wollen. Jüngst stellte ich in einer Runde die<br />

Frage, woran man denn eine Heilerin, einen Schamanen erkennt. „Daran, dass die<br />

betreffende Person über ihre Fähigkeiten nicht spricht!“ lautete die wohl interessanteste<br />

Antwort. Die Szene hingegen will sich austauschen, längst hat sie eine eigene<br />

„Fachterminologie“ entwickelt. Der Antrieb der Szene ist ein Amalgam aus Neugier,<br />

Sinnstiftung und Kompensation der Ohnmacht gegenüber der realen Welt. Man lebt ein<br />

für Außenstehende undurchschaubares Lebensgefühl der Einbildung an einer<br />

exclusiven Überwelt teilzuhaben. Gelegentlich zu Preisen, die gesalzen sind:<br />

„Viertägige Wandlung und Erneuerung in den Vogesen zum Preis eines lichtvollen<br />

Ausgleichs von 1499 € pro Paar“. Wie sorglos unbeschlagen man dabei ist, zeigt der<br />

Auftritt einer Vortragenden bei einem einschlägigen, gut bürgerlich besuchten<br />

Symposium. Sie trug einen Text vor und erklärte unbeschwert, Jesus habe ihr diesen<br />

Text „gechannelt“; sprich, eingegeben. Niemand <strong>im</strong> Publikum lachte, es regte sich auch<br />

kein Widerspruch. Man schien auch kaum erstaunt, vielmehr war man wohlwollend<br />

bereit, ein solches Channeling durch Jesus für wahr zu halten.<br />

Tage darauf erzählte ich davon einem Psychologen, er lachte: „Da sind die Neurologen<br />

aber weiter!“<br />

Was Selbstbetrüger nicht davon abhalten wird, auf der neuen Welle aufzureiten und<br />

sich mit ihren paranormalen Fähigkeiten interessant zu machen, beziehungsweise <strong>im</strong><br />

Internet entsprechende Texte zu präsentieren und sich dabei an einem „Jenseitigen“<br />

oder auch „helfendem Engel“ zu erbauen.<br />

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