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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Gegen 1170 haben verschiedene christliche Reformbewegungen weite Landstriche<br />

erfasst. Abgesehen von ihrer jeweiligen Ausprägungen, sie alle suchen, als Reaktion<br />

auf die Sündhaftigkeit und Verweltlichung der Kirche, das Urchristentum wieder<br />

herzustellen.<br />

Über die Predigt gewinnen sie laufend neue Anhänger. Ihre Ausbreitungsgebiete sind<br />

Oberitalien, Süd-Frankreich, damals Okzitanien genannt, das Elsass, die Rheinebene<br />

und weiter hinauf bis nach Köln.<br />

Ungeachtet der anspruchslosen Lebensweise ihrer Mitglieder sind die Gemeinden hoch<br />

vermögend, eben weil der einzelne nichts besitzt, aber auch <strong>des</strong>halb, weil ihnen<br />

beachtliche Schenkungen zufließen.<br />

Neben der Auslegung von Glaubensfragen wie z. B. die Ablehnung der Heiligen oder<br />

<strong>des</strong> Fegefeuers, sind die Neuchristen auch in Geldangelegenheiten mit Rom in Konflikt<br />

geraten. Einige der neuen Bewegungen weigern sich den Zehnten abzuführen, andere<br />

lehnen es ab, Ablass zu kaufen.<br />

Die Auseinandersetzungen berühren auch den Kaiser. Einmal ist er Schutzherr der<br />

Kirche, sodann erkennen die neuen Gemeinden die weltliche Gerichtsbarkeit nicht an,<br />

andere lehnen den Waffendienst ab.<br />

Im Jahr 1179 beruft Papst Alexander das 3. Laterankonzil ein. Konkret gegen die<br />

Katharer gerichtet werden Konzilsbeschlüsse gefasst. Mitglieder der Katharer werden<br />

als Häretiker (Glaubensabweichler) eingestuft, fortan sollen sie als exkommunziert<br />

gelten. Des weiteren verlieren sie die bürgerlichen Ehrenrechte, dürfen öffentliche<br />

Ämter nicht mehr ausüben, ihre Güter sollen eingezogen werden, auch erhalten sie<br />

kein christliches Begräbnis.<br />

Es ist allgemein <strong>im</strong> Schwang, der Begriff „Ketzer“ leite sich von „Katharer“ ab. Richtig<br />

ist, den Reformchristen wurde unterstellt, sie beteten Katzen an. Der Begriff „Ketzer“<br />

kommt also von „Cazzari“, Katzenanbeter.<br />

Doch die Konzilsbeschlüsse zeigen keinerlei Wirkung, die Reformchristen sind quer<br />

durch alle Schichten in der Bevölkerung derart fest verankert, in Toulouse kämmen sich<br />

Mönche die Haare über die Tonsur, da sie den Spott der Straße fürchten. Und nun<br />

erlässt Papst Lucius III. in Zusammenarbeit mit Kaiser Barbarossa (Friedrich I.) die<br />

Bulle „Ad Abolendam“. Neben den Katharern werden jetzt auch Waldenser, Arnoldisten<br />

und Josephiner als Ketzer gebrandmarkt. Das Predigen ohne kirchliche Erlaubnis ist<br />

fortan untersagt, wer dem Verbot der Laienpredigt zuwider handelt, wird der weltlichen<br />

Gerichtsbarkeit übergeben.<br />

Im Jahr 1199 setzt Papst Innozenz III. das Verbrechen der Häresie mit jenem der<br />

Majestätsbeleidigung gleich – ein wichtiger Gedankenschritt, er wird 1215 be<strong>im</strong> 4.<br />

Laterankonzil in den Anspruch münden, höchster Gesetzgeber zu sein. Was wiederum<br />

die Grundlage war, um Häresie und Hexerei als Hochverrat einzustufen, um dann<br />

gemäß dem Grundgedanken „Ecclesia vivit lege romana“, die Kirche lebt durch<br />

römisches Gesetz, den Einsatz der Folter zu beschließen.<br />

Zunächst werden jedoch Vertreter der Zisterzienser nach Okzitanien entsandt, das<br />

Gespräch mit den Katharern zu suchen.<br />

Als auch dieser Weg zu keinem Erfolg führt, ruft Innozenz III. <strong>im</strong> Jahr 1209 zum Kreuzzug<br />

auf, der allerdings auch keinen rechten Erfolg zeigen will.<br />

Und jetzt beruft der Papst <strong>im</strong> Jahr 1215 das Vierte Laterankonzil ein. Unter seinem<br />

Vorsitz beschließen die Bischöfe den Einsatz der Folter, wie sie einst <strong>im</strong> alten Rom bei<br />

Hochverrat und Staatsverbrechen angewandt worden war. Die Folter wird als Mittel der<br />

Wahrheitsfindung Teil <strong>des</strong> prozessualen Verfahrens. Da die Kirche jedoch nicht über<br />

die Blutgerichtsbarkeit verfügte, beschränkte sie sich auf Folter und Urteilsfindung, die<br />

Vollstreckung selbst wurde zur Angelegenheit <strong>des</strong> „weltlichen Arms“.<br />

Welt und Kirche gingen bei der Inquisition arbeitsteilig vor.<br />

Nachdem unter Einsatz der Folter nun Gefangenen die Namen von Glaubengenossen<br />

und deren Verstecke abgepresst werden können, zeitigt der Kreuzzug erste Erfolge.<br />

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