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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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ständigkeit nur selten anzutreffen ist. Für die Entwicklung der <strong>Faust</strong>-Literatur späterer<br />

Jahrhunderte ist besonders die Erwähnung der „Clavicula Salomonis“ von Bedeutung:<br />

Aus diesen „Schlüsseln“ zum Schätzegraben und zum Abschließen von Teufelspakten<br />

wurden, oft nur durch s<strong>im</strong>ple Änderungen <strong>des</strong> Titelblattes, die <strong>Faust</strong> zugeschriebenen<br />

„Höllenzwänge“.“<br />

Der Vorstellung vom Bannkreis selbst liegt vermutlich eine Eigenheit <strong>des</strong> Fliegenpilzes<br />

zu Grunde. Der Fliegenpilz treibt in der Regel ein gleichmäßiges Wurzelgeflecht, die<br />

zweite „Generation“ steht <strong>im</strong> Kreis – ein Anblick, der durchaus staunen macht.<br />

Nicht weniger hilflos als die Autoren der Z<strong>im</strong>merischen Chronik waren offenbar die<br />

Menschen, die mit Luther zu Tisch saßen. Johannes Aurifaber, der Luthers Tischgespräche<br />

aufzeichnete, gab sich geschlagen; angesichts all der vielen Vermutungen,<br />

wilden Spekulationen und sicherlich auch ernsthaften Erklärungsversuche, notierte er<br />

resigniert: „Multa dicebant de <strong>Faust</strong>o.“<br />

Die Kunst <strong>des</strong> Dr. <strong>Faust</strong>us war einzigartig. Welcher Art sie war? Frei nach Sherlock<br />

Holmes: Man halte zunächst alle Künste für möglich, streiche sodann nach dem<br />

Ausschlussverfahren jene Künste von der Liste, welche andere ebenfalls<br />

beherrschten. Das Resultat: <strong>Faust</strong> besaß eine stark ausgeprägte Gabe der Telepathie.<br />

Und mit dieser „Kunst“ war <strong>Faust</strong> gleichsam der Hoflieferant <strong>des</strong> Zeitgeists, die<br />

Menschen waren süchtig nach Wundern und Wunderbarem.<br />

<strong>Faust</strong> ist der letzte große Repräsentant einer magischen Welt, welche die Menschheit<br />

von Urbeginn an begleitet hatte.<br />

Von dieser Warte aus betrachtet, beginnt die Neuzeit mit <strong>Faust</strong>s Tod.<br />

Krishna und Odin, später zu Gottheiten erklärt, waren in ihrem Erdenleben medial<br />

befähigte Menschen gewesen. Unzweifelhaft werden andere ebenfalls medial befähigt<br />

gewesen sein, doch nicht derart wie sie. Die zwei Raben, die Odin begleiten und<br />

anderes mehr weisen ihn als Schamanen aus. Nicht anders als wie bei den übrigen<br />

medial belasteten Menschen, gibt es auch unter Schamanen verschieden starke<br />

Ausprägungen. Krishna und Odin müssen herausragende Schamanen gewesen sein,<br />

sie haben ihre Mitmenschen nicht nur tief beeindruckt, sie wurden auch nicht<br />

vergessen und schließlich, da man keine Erklärung für die wunderbaren Überlieferungen<br />

hatte, als Gottheiten betrachtet.<br />

Die flotte Behauptung unserer Tage, die Kirche hätte Geister und Teufel erfunden, um<br />

die Menschen sich gefügig zu machen, ist Unsinn. Träume, St<strong>im</strong>men und dergleichen<br />

mehr begleiteten die Menschen seit Urbeginn. Wie <strong>im</strong> Essay „Bilder aus dem<br />

Unterbewusstsein“ dargestellt, handelt es bei den vielen Formen medialer<br />

Begabungen um Ausflüsse unter hohem Stress. Betrachtet man sich den Umgang der<br />

Menschen untereinander, wie er in der Zeit zwischen dem Jahr 1000 bis 1500 üblich<br />

war, man darf von einer Stressgesellschaft sprechen. Und der Stress begann bereits<br />

<strong>im</strong> Mutterleib.<br />

Von „Morden …, die gleichsam täglich in der Gemeinde geschahen“ schreibt der Autor<br />

<strong>im</strong> „Wormser Hofrecht“ von 1024. Man stelle sich vor, ein Leben zu leben und dabei<br />

unausgesetzt <strong>im</strong> Bewusstsein eines bevorstehenden he<strong>im</strong>tückischen To<strong>des</strong> zu leben.<br />

Man kann diese Betrachtung fortsetzen, mit Blick auf die unzähligen sinnlosen Grausamkeiten<br />

wie sie auf den Schlachtfeldern, bei Belagerungen oder bei der Zerstörung<br />

von Agrarlandschaften geübt wurden. Der Krieg, eine Ausnahmesituation, so könnte<br />

man meinen. Richtig ist, Grausamkeit war ein Mittel, sich zu belustigen; Zitat nach<br />

Huizinga: „… zu Brügge 1488 steht auf dem Markte die Folterbank auf einer hohen<br />

Estrade, und das Volk kann nicht genug bekommen, die <strong>des</strong> Verrats verdächtigten<br />

Magistratspersonen <strong>im</strong>mer wieder in der Folter zu sehen, und verzögert die von jenen<br />

erflehte Hinrichtung, nur um <strong>im</strong>mer wieder neue Quälereien auszukosten.“<br />

Und einen geradezu klinischen Bericht darüber, wie es in den einzelnen Häusern<br />

zugeht, liefert Luther.<br />

Kein Leben einer anderern Persönlichkeit jener Epoche ist so gut dokumentiert, wie<br />

das Leben Martin Luthers; nicht allein sein täglicher Aufenthaltsort ist bekannt,<br />

sondern auch, was er an jedem einzelnen Tag tat und redete.<br />

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