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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Es kommt zum Schmalkaldischen Krieg und zur Niederlage der Protestanten. Der<br />

sächsische Kurfürst verliert seine Kurwürde, zig-tausende von Protestanten geraten ins<br />

Unglück.<br />

„Weltliche Sachen und Lehre sind zu unterscheiden, was die Protestanten jedoch nicht<br />

<strong>im</strong>mer taten.“ schreibt Melanchthon in Dok. 4451 vom 17. Nov 1546.<br />

Und in Dok. 4458 vom 23. Nov. 1546 an Camerarius heißt es: Eine der Ursachen <strong>des</strong><br />

Schmalkaldischen Krieges ist die Verdrängung <strong>des</strong> Julius Pflug vom Naumburger<br />

Bischofsstuhl. Er riet damals davon ab. (Dok. 2829, 2834, 2835, 2839 – 2841, 2847)<br />

Dafür wurde er von zwei Hofräten verspottet, deren Pflicht es gewesen wäre, der<br />

blinden Gier <strong>des</strong> Kurfürsten entgegenzutreten.<br />

Es folgte die Zeit <strong>des</strong> Augsburger Inter<strong>im</strong>s, besser gesagt, der Zeitabschnitt jenes<br />

merkwürdig halbherzigen Versuchs es umzusetzen, was wiederum in die sogenannte<br />

Fürstenverschwörung mündete, bei der es um mehr ging als sich gegen das Inter<strong>im</strong><br />

und gegen einen verordnenden Kaiser zu wehren.<br />

Dazu aus Dok. 6250 vom 1.11.1551:<br />

Melanchthon warnt den Kurfürsten von Sachsen vor dem Anschluß an das von<br />

Frankreich unterstützte Fürstenbündnis. Obwohl der Kaiser seine Zusagen bezüglich<br />

<strong>des</strong> Landgrafen (von Hessen) halten sollte, ist ein Krieg nicht zu verantworten. Er weist<br />

auf Frankreichs Untreue. Der König von Frankreich übergab einst dem Kaiser, um ein<br />

Bündnis mit dem Kaiser zu erlangen, Briefe <strong>des</strong> Kurfürsten Philipp von der Pfalz, <strong>des</strong><br />

Herzog Ulrich von Würtemberg, <strong>des</strong> Herzog Heinrich von Braunschweig, <strong>des</strong><br />

Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, <strong>des</strong> Langrafen Philipp von Hessen sowie der<br />

Lübecker unter Wullenweber. Melanchthon weist auf Frankreichs Zusammengehen mit<br />

den Türken und auf die Unzuverlässigkeit der Verschwörer. Deren Ziel die Bistümer<br />

aufzuteilen, wird Papst, Kaiser und den König von Frankreich einen.<br />

Doch mit der Fürstenverschwörung ist eine Pattsituation entstanden, die zum<br />

Religionsfrieden von 1555 führt, womit dem Religionsstreit und der damit<br />

einhergehenden Gier ein Ende bereitet wird. Zu einem Zeitpunkt, da auch der Kaiser<br />

verbraucht, er an sich selbst und seiner eigenen Gier müde geworden ist.<br />

Am 20. Sept. 1553 schreibt, gemäß einer Fußnote zu Dok. 6972, ein gewisser Franz<br />

Waser aus Torgau an einen ernestischen Rat: „Gestern Abend ist der alt Philippus zu<br />

Torgau einkommen, ist zu vermuten, das er von dem fursten und retten (Räten)<br />

bescheiden (angewiesen) ist, die predicanten (Prediger) zu verhoren und zu schtrafen,<br />

das sie die obrigkeit nicht auf der kanzel angreifen sollen.“<br />

Eifernde Angriffe seitens der Prediger gegen Stadtväter, gegen den Fürsten, weil diese<br />

die Schriften einer anderen protestantischen Gruppe nicht zensierten, dass sie deren<br />

Ritus der Messfeier duldeten, oder weil sie es versäumt hatten, sich entschieden gegen<br />

die Umsetzung <strong>des</strong> Inter<strong>im</strong> zu verwahren, statt<strong>des</strong>sen mit Zugeständnissen taktiert<br />

hatten.<br />

Melanchthon ist <strong>im</strong> Lauf der Jahrzehnte also zum „alt Philippus“, zur vertrauten<br />

Erscheinung, zur Institution geworden.<br />

Doch hautnah erlebt man wie diese Institution „Melanchthon“ in den letzten 12 Jahren<br />

seines Lebens unter Beschuß genommen wird. Ein Weichling sei er, einer, den schon<br />

Luther laufend auf die Beine stellen musste, so man nur genügend Druck auf ihn<br />

ausübe, würde er die Protestanten geschlossen dem Papst ausliefern.<br />

Der große Melanchthon, am Ende stand er mit dem Rücken zur Wand.<br />

Die Ursachen dafür, sie treten in „MBW“ offen zu Tage.<br />

Grundsätzlich und von Anfang an, die Exponenten der verschiedenen protestantischen<br />

Gruppierungen gingen rücksichtslos miteinander um. Die Weitergabe kompromittierender<br />

Briefe, das Kolportieren privater oder vertraulicher Gespräche, das in<br />

Umlaufbringen gefälschter Gutachten, das war nicht Ausnahme, es war die Regel. Die<br />

Voraussetzung dafür war ein begeisterter Briefverkehr nach überall und mit jedem von<br />

Rang und Namen; nicht allein <strong>des</strong>halb, weil man mit dem Renommee ehrenvoller<br />

Beziehungen weiterrenommieren konnte, sondern auch, da man Nachrichten und<br />

Informationen brauchte. Wobei die Briefe sich allerdings keineswegs auf Theologie,<br />

Wissenschaften und Politik beschränkten, sie ließen bald kein Ereignis in der Familie<br />

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