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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Menschen Gedächtnis verloren gegangen“ und in der Alchemie – wie auch anders –<br />

„wisse und könne er, was nur die Leute wünschten.“<br />

Verständlich auch, dass bei einer ausgeprägten telepathischen Gabe, <strong>Faust</strong> in<br />

Begeisterung an sich selbst, die blasphemische Behauptung entschlüpfte, „die Wunder<br />

unseres Erlösers Christi seien nicht anstaunenswert; er könne alles tun, was Christus<br />

getan habe, so oft und wann er wolle.“<br />

Auch die bei Manlius zitierte Aussage: „Er wolt eins mals zu Venedig ein schawspiel<br />

anrichten / vnd sagte / er wollte hinauff inn H<strong>im</strong>mel fliegen.“ fügt sich nahtlos ins Bild<br />

der Selbstbegeisterung.<br />

Wer will <strong>Faust</strong> seine tolldreisten Sprüche verübeln, wenn er tatsächlich in der Lage<br />

gewesen war, Gedanken abzugreifen, dann ging es ihm einfach nur noch gut. Dass er<br />

dabei gelegentlich über die Stränge schlug – wenn man derart begabt ist, kann man<br />

sich nur daneben benehmen.<br />

Neben den meines Erachtens brauchbaren Indizien gibt es Geschichten, sie liegen<br />

deutlich <strong>im</strong> Bereich <strong>des</strong> Sagenhaften. Auch dort finden sich der Hinweise auf eine<br />

telepathische Belastung. Einmal, als <strong>Faust</strong> der bessere Wein vorenthalten wird, weiß<br />

er, wo sich der Schlüssel zum Zugang <strong>des</strong> guten Weins befindet, ein andermal geht es<br />

um die Wiederherstellung antiker Texte. In Zacharias Hogels „Chronik von Thüringen<br />

und der Stadt Erfurt“ von 1550 finden sich zwei <strong>Faust</strong>geschichten. In einer davon wird<br />

berichtet, dass bei einer Magisterpromotion beklagt wurde, dass viele Komödien <strong>des</strong><br />

Plautus und <strong>des</strong> Terentius verloren gegangen seien. „D. <strong>Faust</strong> hörte zu, … erzehlte<br />

etliche Sprüche, die in ihren verlohrenen Comoedien stehen sollten, und erbot sich …<br />

wo es den Herrn Theologen nicht zu wieder seyn sollte, die verlorne Comoedien alle<br />

wieder an dz liecht zu bringen.“ Gemäß der Chronik nahm man von seinem Angebot<br />

aber Abstand, es sei dabei wohl der Teufel <strong>im</strong> Spiel, der einige Sachen mit hinein<br />

schmieren könnte.<br />

Es sei angemerkt, bei Zacharias Hogel findet sich <strong>Faust</strong> erstmalig als „D. <strong>Faust</strong>“.<br />

Betrachtenswert scheint mir in diesem Zusammenhang die behauptete Verbindung<br />

zwischen Abt Entenfuß und <strong>Faust</strong> zu sein.<br />

Wegen „üblen Hausens“ wurde Abt Entenfuß <strong>im</strong> Mai 1518 der Krummstab genommen.<br />

Das könnte bedeuten, dass die Ereignisse, die zu seiner Amtsenthebung führten, sich<br />

<strong>im</strong> Jahr 1516 oder 1517 abspielten.<br />

Einem Abt von Maulbronn war es nicht gestattet, Bewaffnete zu unterhalten, er war<br />

kein Fürstabt. Das Kloster Maulbronn musste die Bereitstellung von Bewaffneten für<br />

den Geleitschutz sowie für Ordnungsaufgaben mit einem weltlichen Fürsten aushandeln.<br />

Mit dem Jahr 1504 war das Kloster in die Fänge <strong>des</strong> verrückten Herzog<br />

Ulrich von Württemberg geraten.<br />

Zwar sind die Unterlagen <strong>des</strong> Klosters für uns <strong>im</strong> Moment nicht greifbar, doch was<br />

Herzog Ulrich für das Kloster bedeutete, wird fassbar, so man sich betrachtet, was er<br />

dem Städtlein Knittlingen auferlegte.<br />

Auf 51 Jahre n<strong>im</strong>mt er Knittlingen in Schutz und Schirm. Dafür sind ihm jährlich 100<br />

Goldgulden zu entrichten, <strong>des</strong> weiteren hat Knittlingen, wann <strong>im</strong>mer er in den Krieg<br />

zieht, 100 Mann zu stellen; Ausrüstung und Löhnung der Abteilung gehen zu Lasten<br />

von Knittlingen.<br />

Herzog Ulrich wird auch für das Kloster kein billiger Schutzherr gewesen sein, dazu<br />

weitete er seine Befugnisse auch laufend aus. Johannes Burrus, Amtsnachfolger <strong>des</strong><br />

Abts Entenfuß, wird sich 1519 an den „Schwäbischen Bund“ mit der Bitte um<br />

Restituierung seiner früheren Rechte wenden. Damit nicht genug, er bittet um<br />

Rückgabe <strong>des</strong> Klosters an die Pfalz. Sein Begehren wurde abschlägig beschieden.<br />

Die auffällige Bautätigkeit <strong>des</strong> Klosters in diesen Jahrzehnten steht eventuell mit der<br />

Umtriebigkeit Herzog Ulrichs in Zusammenhang; Bargeld wurde in Mauerwerk<br />

verwandelt.<br />

Bereits von Anbeginn stand die Amtszeit <strong>des</strong> Abts Entenfuß unter einem schlechten<br />

Stern, zumin<strong>des</strong>t mag er selbst es so empfunden haben. Herbergte <strong>im</strong> Jahr 1511 noch<br />

„Kurfürst Ludwig und Pfalzgraf Friedrich“ <strong>im</strong> Kloster, just mit Beginn der Amtszeit von<br />

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