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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Glaube an „warsager… not wurckende planeten… den krancken zawberliche lieder<br />

singen… stern sehen… dj poßen gaist anruffen… die auf dem sail gen.“<br />

„…Etlich glaben daz kline kind / Zu pillweissen (Pürbeß?) verwandelt sind…heißt es in<br />

Michael Beha<strong>im</strong>s Meistergesang von 1460.<br />

Auch ein Lübecker Beichtspiegel von 1480, <strong>Faust</strong>s Geburtsjahr, bestätigt den<br />

Volksglauben:<br />

„Hast du gezaubert oder lassen zaubern, gewicket oder lassen wicken?<br />

Hast du geglaubt an die guten Hulden und an die Wichtelmännchen?<br />

Hast du nicht geglaubt an Wetterwicken?<br />

Hast du keinen Unglauben gehabt, dass die Kinder wären gewechselt? (Pürbeß?)<br />

Hast du einigen Wind gekauft von einer Zauberin?<br />

Hast du den Leuten Schaden getan mit teuflischer Kunst?<br />

Hast du Zauberei oder Wickerei getrieben mit dem heiligen Sacrament?<br />

Hast du geglaubt, dass die Leute zu Wehrwölfen werden?<br />

Hast du geglaubt an die guten Hulden?<br />

Hast du geglaubt an die Zwerge, dass sie die Kinder weg tragen?<br />

Hast du geglaubt, dass die Leute fahren mit Leib und Seele bei Nachtzeit in<br />

ein fernes Land und werden dort untereinander wohl (Sex) bekannt?<br />

Hast du geglaubt, dass Leute kommen <strong>des</strong> Nachts und bedrücken andere <strong>im</strong> Schlaf?<br />

Ein jeglicher Mensch mag sich wohl bedenken und es seinem Beichtvater offenbaren.<br />

Hast du geglaubt an die guten Hulden, oder dich die Nachtmar ritten, oder du<br />

auf einer Ofengabel auf den Blocksberg rittest?<br />

Lieber Bruder, diese Stücke sind schwere Todsünden, und wer darin stirbt, bringt seine<br />

Seele in die ewige Verdammnis; denn den heiligen Glauben darf man nicht<br />

besch<strong>im</strong>pfen.“<br />

Um das Jahr 1500 hat der Drudenfuß nahezu den gleichen Stellenwert wie das Kreuz.<br />

Paracelsus hält 1531 Vorlesungen über das Erkennen und Behandeln von angehexten<br />

Krankheiten: „Weiter geschiehts auch oft, dass ein Mensch… blind… krumm oder gar<br />

getötet wird, was alles durch Gottes Verhängnis durch solche Erzzauberer geschieht.<br />

Welches alles magische Eingriffe sind, die durch die Ascendenten geschehen und<br />

vollbracht werden.<br />

Darauf sollen nun die Ärzte achten … wo sich solche übernatürlichen … Krankheiten<br />

zutragen, … nicht ihre apothekerische Arznei dazu brauchen … und zu Spott …<br />

werden … dann die Ausrede gehabt: es ist ein … Straf von Gott, da kann kein Arzt<br />

helfen …“ Es folgt ein Katalog von Anweisungen, um festzustellen, ob es sich um eine<br />

angehexte Krankheit handelt.<br />

„Ist der Mensch aber dermaßen bezaubert, dass er sorgt … er werde stumm, krumm,<br />

lahm … so soll er in festem Glauben ein ganzes Bild von Wachs machen, und die<br />

Imagination stark in das Bild gesetzt und <strong>im</strong> Feuer nach rechter Ordnung verbrannt.<br />

Lasst euch nicht verwundern, dass einem verzauberten Menschen so leicht zu helfen<br />

sei … der medicus nicht alles … auf den Hohen Schulen lernt, … sondern muss … zu<br />

alten weibern, Zigeunern, Schwarzkünstlern, Landfahrern, alten Bauersleuten in die<br />

Schul gehen und lernen … die haben mehr Wissen … denn alle Hohen Schulen.“<br />

Hermann Witekind zu Heidelberg macht 1585 die lange praktizierten katholischen<br />

Messrituale dafür verantwortlich, dass (trotz der Hexenverfolgungen) das heidnische<br />

Brauchtum noch <strong>im</strong>mer so stark in den evangelischen Landstrichen sei; die Zauberei<br />

und die verschiedenen Segnungen der „pfaffen“ hätten viel gemeinsam gehabt.<br />

1587 geht dann auch die „Historia“ in Druck.<br />

Eine bayerische Quelle von 1594 berichtet von Wallfahrten zum „Pürbeß Paum“.<br />

Mit dem Jahr 1600 sei die Auflistung von Nachweisen eines ungebrochenen<br />

Volksglaubens beendet. Als Abschluss ein Blick in das Verhörprotokoll <strong>des</strong> in Haft<br />

gekommenen Pustertaler Volksmagiers Christoph Gostner von 1595 und in die Liste<br />

der konfiszierten Utensilien.<br />

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