Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg
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<strong>Baden</strong>-württembergische Wege der <strong>Engagement</strong>förderung<br />
Funktion e<strong>in</strong>er örtlichen Anlaufstelle für <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> wahrnimmt,<br />
verschiedene jes-Projekte. Da sich nach Beendigung dieser Projekte die beteiligten<br />
Mentor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mentoren zunächst wieder anderen Aufgaben zuwenden<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig ke<strong>in</strong>e weiteren Mentor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mentoren ausgebildet wurden,<br />
entstehen derzeit ke<strong>in</strong>e neuen jes-Projekte.<br />
In Rottenburg a. N. werden nicht nur e<strong>in</strong>zelne Projekte <strong>in</strong>itiiert, sondern wird das<br />
jes-Programm auch dafür genutzt, e<strong>in</strong>e Rahmenstruktur für niedrigschwellige Jugendfreiwilligenprojekte<br />
aufzubauen.<br />
In Möss<strong>in</strong>gen wird der jes-Ansatz <strong>in</strong> vielfältige Projekte <strong>und</strong> Initiativen <strong>in</strong>tegriert,<br />
mit denen die Geme<strong>in</strong>de versucht, das Leitbild der Bürgerkommune zu realisieren.<br />
f. Besondere Rolle der kooperierenden Verbände<br />
Die Beteiligung am „jes“-Programm stellt die beteiligten Verbände des Dritten Sektors<br />
sowohl auf der lokalen Ebene als auch auf Ebene der Verbandsarbeit vor erhebliche<br />
Herausforderungen.<br />
Auf Ebene der e<strong>in</strong>zelnen lokalen „jes“-Projekte zeigt sich, dass sich die Verbände mit<br />
der Gr<strong>und</strong><strong>in</strong>tention des Programms (Betonung e<strong>in</strong>er spezifischen Projektidee gegenüber<br />
der Vergabe von Fördermitteln – s. o.) <strong>und</strong> der daraus resultierenden Förderpraxis<br />
(Aushandlung von Projekten statt formaler Kriterienüberprüfung) zunächst sehr<br />
schwer tun. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d sie von den meisten anderen Förderprogrammen her e<strong>in</strong><br />
anderes Prozedere bei der Mittelvergabe gewohnt. Zum anderen s<strong>in</strong>d sie nicht selten<br />
darauf angewiesen, F<strong>in</strong>anzmittel für die Weiterführung bereits bestehender Projekte<br />
oder Strukturen zu beschaffen. Von daher liegt ihre Priorität auf der Akquisition neuer<br />
Mittel, weniger auf der Adaption neuer Ideen (wovon sie - aus ihrer Sicht - selbst<br />
genug haben). Die Logik des „jes“-Programms <strong>und</strong> die Logik verbandlicher Arbeit<br />
s<strong>in</strong>d also – zum<strong>in</strong>dest anfangs – nicht kongruent.<br />
Dieser Konflikt tritt nicht erst bei der Aushandlung der lokalen Projekte zu Tage,<br />
sondern bereits im Vorfeld, wenn es um die Ausbildung der Mentor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mentoren,<br />
die die „jes“-Projekte begleiten sollen, geht. Da die Realisierung der Gr<strong>und</strong>idee<br />
von „jes“ mit diesen Mentor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mentoren steht <strong>und</strong> fällt, <strong>in</strong>sistiert das Paritätische<br />
Bildungswerk als Programmverantwortlicher auf e<strong>in</strong>er entsprechenden, spezifischen<br />
Schulung der Personen, die diese Aufgabe übernehmen wollen oder sollen.<br />
Diesem Ansatz halten die verbandlichen Kooperationspartner immer wieder entgegen,<br />
sie verfügten über bestens qualifizierte haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarbeit, für die sich e<strong>in</strong>e „Nachschulung“ im Rahmen<br />
von Mentorenkursen erübrige.<br />
Das spezifische Charakteristikum der „jes“-Projekte besteht <strong>in</strong> ihrer lokalen Verortung.<br />
Für e<strong>in</strong>ige der beteiligten Verbände stellt der Zugang zu dieser örtlichen Ebene<br />
<strong>und</strong> ihren Akteuren (Jugendliche, Mentor/<strong>in</strong>nen, potentielle Projektfelder <strong>und</strong> Ideen<br />
usw.) e<strong>in</strong>en langen Weg dar. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong>sofern, als sich mit „jes“ der<br />
Anspruch verb<strong>in</strong>det, die Projekte nicht ausschließlich <strong>in</strong>nerhalb der eigenen verbandlichen<br />
Strukturen zu entwickeln (also z.B. nicht alle<strong>in</strong> mit Mitgliedern der evangelischen<br />
Jugendarbeit, nicht nur <strong>in</strong> Kooperation mit E<strong>in</strong>richtungen der Caritas usw.),<br />
sondern vor Ort verschiedene Kooperationspartner <strong>in</strong>s Boot zu holen <strong>und</strong> zwischen<br />
<strong>Engagement</strong>kulturen zu vermitteln. So verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass – wie die Erfahrung<br />
der ersten Programmphase zeigt - „jes“-Projekte <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie nicht über Institutionen,<br />
die bestimmte Aufgaben anbieten, zustande kommen, sondern über <strong>in</strong>teressierte<br />
Multiplikatoren im öffentlichen Raum. Der Weg, auf dem Verbände üblicherweise<br />
<strong>in</strong>novative Modelle voran br<strong>in</strong>gen (nämlich durch Nutzung verbands<strong>in</strong>terner Ressourcen<br />
<strong>und</strong> Kommunikationswege), verfängt also bei „jes“ nur sehr begrenzt.<br />
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