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Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

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<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />

176<br />

orientieren, also mitmachen, wenn bzw. weil andere sich engagieren, <strong>Engagement</strong><br />

gewissermaßen <strong>in</strong> der Clique „<strong>in</strong>“ ist (die „Mitmacher“). Drittens<br />

diejenigen, die „herum hängen“, nirgendwo mitmachen <strong>und</strong> außerordentlich<br />

schwer zu irgende<strong>in</strong>er Aktivität zu bewegen s<strong>in</strong>d (die „Passiven“).<br />

• Was die sozialen Zusammenhänge angeht, s<strong>in</strong>d die familiären Herkunftskontexte<br />

der Jugendlichen bzw. die eigene Lebensstilorientierung junger Erwachsener<br />

von Bedeutung: Untersuchungen (vgl. SOZIALMINISTERIUM<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG 2000) konnten zeigen, dass e<strong>in</strong>ige Milieus (z.B. das<br />

„traditionelle Arbeitermilieu“, das „neue Mittelschichtsmilieu“ usw.) offenbar<br />

leichter Zugang zu freiwilligem <strong>Engagement</strong> f<strong>in</strong>den, als andere (etwa das<br />

„traditionslose Arbeitnehmermilieu“, das „aufstiegsorientierte“ oder das „hedonistische<br />

Milieu“). Insbesondere für Jugendliche spielt die Szene, der sie<br />

sich ggf. zugehörig fühlen („Skater“, „Hip-Hopper“, „Gruftis“ usw. – vgl.<br />

exemplarisch HITZLER 2001), e<strong>in</strong>e wichtige Rolle: Ist hier so etwas wie<br />

„Mitmachen“ überhaupt denkbar (Beispiel: Skater bauen sich ihre Bahn)?<br />

Die „klassischen“ Freiwilligendienste wie FSJ, FÖJ <strong>und</strong> Auslandsdienste sprechen<br />

vorrangig Jugendliche an, die a) hoch motiviert s<strong>in</strong>d; b) über Mittlere Reife oder Abitur<br />

verfügen, sich zwischen Schul- bzw. Ausbildungsabschluss <strong>und</strong> Berufs- bzw.<br />

Studiene<strong>in</strong>stieg orientieren wollen <strong>und</strong> bereit bzw. <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Jahr zu <strong>in</strong>vestieren;<br />

c) mittleren oder gehobenen gesellschaftlichen Milieus entstammen sowie<br />

d) weiblich s<strong>in</strong>d (vgl. ARNOLD/WÜSTENDÖRFER 1996, S. 27-30; RAHRBACH u. a.<br />

1998, S. 67-83). Dieser Umstand war <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong> zentraler Beweggr<strong>und</strong> dafür, dass an<br />

weiteren Modellen gearbeitet wird, die andere Zielgruppen erreichen sollen.<br />

Die bisherigen Erfahrungen mit den hier diskutierten Ansätzen zeigen, dass z.B. die<br />

„mittelfristigen Vollzeitdienste“ mit ihrer (z. T. <strong>in</strong>dividuell vere<strong>in</strong>barten) Dauer von 4<br />

bis 12 Monaten 35 gerade solchen jungen Erwachsenen entgegen kommen, die e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung oder e<strong>in</strong> Studium abbrechen, im folgenden Herbst e<strong>in</strong>en Neustart planen<br />

<strong>und</strong> die Zwischenzeit bis dah<strong>in</strong> „s<strong>in</strong>nvoll“ überbrücken wollen (vgl.<br />

KLIE/MEYER/ROSS 2003c, S. 12f). Was die Geschlechterverteilung der Teilnehmenden<br />

angeht, zeigt sich hier allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> ähnliches Bild, wie bei FSJ oder FÖJ: Es überwiegen<br />

ganz e<strong>in</strong>deutig die Frauen mit e<strong>in</strong>em Anteil von 70 % bis zu 95 % je nach<br />

Modell. 36<br />

St<strong>und</strong>enweise bzw. projektorientierte E<strong>in</strong>sätze s<strong>in</strong>d vor allem geeignet, Jugendliche<br />

zu erreichen, für die <strong>in</strong> ihrer momentanen Situation e<strong>in</strong> Vollzeitdienst nicht zur Disposition<br />

steht. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>und</strong> Auszubildende.<br />

35 Im oben genannten Tableau (S. 162) z.B. Nr. 3, 5, 7, 8.<br />

36 Beim Modell „engagiert plus <strong>in</strong>tensiv“ dom<strong>in</strong>ieren (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den ersten beiden R<strong>und</strong>en)<br />

ganz e<strong>in</strong>deutig die Frauen (17 gegenüber zwei männlichen Teilnehmern – vgl.<br />

KLIE/MEYER/ROSS 2003c, S. 5). Bei den entsprechenden Modellen von Diakonischem Werk<br />

<strong>und</strong> Evangelischem Jugendwerk <strong>Württemberg</strong> (im oben genannten Tableau Nr. 6, S. 162)<br />

standen ca. 5/6 weiblichen Teilnehmenden 1/6 männliche gegenüber.<br />

FÖJ FSJ jes epi FWD<br />

Frauen 82 % 91% 51 % 89 % 83 %<br />

Männer 18 % 9% 49 % 11 % 17 %<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist im Herbst 2003 bereits deutlich erkennbar, dass sich auf Gr<strong>und</strong> der neuen gesetzlichen<br />

Bestimmung, die e<strong>in</strong>e Anerkennung des FSJ als Zivildienst ermöglicht, der Anteil<br />

der männlichen Teilnehmer am Freiwilligen Sozialen Jahr deutlich erhöht.

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