28.11.2012 Aufrufe

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />

2.2 Neue Wege der Verbände <strong>in</strong> der Bürgergesellschaft?<br />

2.2.0 Thesen<br />

1. Das Verbandswesen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist vielfältig <strong>und</strong> lebendig. Das gilt<br />

sowohl <strong>in</strong> statistischer H<strong>in</strong>sicht (nach wie vor entstehen neue Verbände <strong>und</strong> Verbandsgliederungen)<br />

als auch mit Blick auf die Selbstwahrnehmung der Verbände:<br />

Sie treten selbstbewusst auf <strong>und</strong> sehen sich als e<strong>in</strong>en Faktor, der für die Stabilität<br />

der Gesellschaft unverzichtbar ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en zentralen Beitrag zu ihrer demokratischen<br />

Gestaltung leistet. Das Verbandswesen stellt damit e<strong>in</strong>en substantiellen,<br />

sich nach wie vor regenerierenden Faktor des Dritten Sektors dar. Es kennt Traditionsbewährte<br />

<strong>und</strong> -behaftete wie neue Formationen gesellschaftlicher Assoziationen<br />

<strong>und</strong> ist geprägt von e<strong>in</strong>em steten Wandel.<br />

2. Die Verbände des Dritten Sektors s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> hohem Maße von gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

politischen Strukturveränderungen betroffen, die auch vor (<strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

stabilen) korporatistischen Strukturen nicht halt machen. Dies äußert sich unter<br />

anderem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewissen Unsicherheit, aber auch <strong>in</strong> Missverständnissen <strong>und</strong><br />

Abgrenzungen gegenüber dem Formenwandel gesellschaftlichen freiwilligen <strong>Engagement</strong>s.<br />

Die Verbände stehen traditionell für das „<strong>Ehrenamt</strong>“ <strong>und</strong> haben sich<br />

<strong>in</strong>sgesamt weniger <strong>in</strong> neuen term<strong>in</strong>ologischen Bezeichnungen für das <strong>Engagement</strong><br />

wie etwa freiwilliges <strong>Engagement</strong>, <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> oder<br />

Bürgerarbeit positioniert. Sie sehen sich aber überwiegend auf neue Formen <strong>und</strong><br />

<strong>Engagement</strong>stile angewiesen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d gleichzeitig offen für neue Formen des <strong>Engagement</strong>s<br />

unter ihrem Dach <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihren organisatorischen Untergliederungen.<br />

3. Das Verbändewesen setzt <strong>in</strong> hohem Maß auf freiwilliges <strong>Engagement</strong>. In der überwiegenden<br />

Zahl der Verbände zeigen sich die dort hauptamtlich Tätigen <strong>und</strong><br />

die ehrenamtlich bzw. freiwillig Engagierten <strong>in</strong> hohem Maße aufe<strong>in</strong>ander angewiesen.<br />

Das Verhältnis ist nicht immer konfliktfrei. Es wird gleichwohl deutlich,<br />

dass ohne professionelle Strukturen unter modernen Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong> breites <strong>und</strong><br />

verstetigtes <strong>Engagement</strong> von <strong>Ehrenamt</strong>lichen <strong>und</strong> Freiwilligen nicht erwartbar ist.<br />

4. Angesichts der Vielfalt von Verbänden <strong>und</strong> ihren Organisationsformen <strong>und</strong> Anliegen<br />

greift e<strong>in</strong> Verständnis von Verbänden zu kurz, das sie nur als Organisationen<br />

begreift, die je spezifische Mitglieder<strong>in</strong>teressen auch gegenüber dem Staat<br />

geltend machen. Sie s<strong>in</strong>d heute ganz wesentlich auch Organisationsformen, die <strong>in</strong><br />

eigenständiger Weise im Dritten Sektor für e<strong>in</strong>e qualifizierte, effektive <strong>und</strong> abgestimmte<br />

Übernahme gesellschaftlicher Teilaufgaben Sorge tragen.<br />

5. Die Offenheit für neue Formen des <strong>Engagement</strong>s <strong>und</strong> neue Förderwege steht primär<br />

im Kontext der Bemühungen, neue Mitstreiter für die eigenen Anliegen zu<br />

gew<strong>in</strong>nen. Verbände des Dritten Sektors sehen sich weniger als potentielle Heimat<br />

oder Agentur für engagementbereite Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger mit je unterschiedlichen<br />

<strong>und</strong> möglicherweise dem Verband bisher fremden Anliegen <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>formen.<br />

6. Auffällig aber ist, dass e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Verbänden (<strong>in</strong>sbesondere Sportverbände,<br />

karitativ-soziale Verbände, Umweltverbände, aber auch Jugend-, Familien-<br />

<strong>und</strong> Frauenverbände) sich für <strong>Engagement</strong>formen außerhalb des Kernbereiches<br />

ihrer bisherigen Aufgaben öffnen. Diese bei den Verbänden unterschiedlich<br />

ausgeprägte Tendenz bietet gute Anknüpfungspunkte für kommunal vernetzte<br />

<strong>Engagement</strong>förderung. Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>en die Verbände gleichzeitig dazu zu<br />

tendieren, <strong>in</strong>nerhalb ihrer (relativ stabilen) B<strong>in</strong>nenkultur zu verbleiben, d.h. sich<br />

mit ihren Aufgaben <strong>und</strong> Mitgliedern selbst genug zu se<strong>in</strong>.<br />

200

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!