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Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

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<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />

2.2.1 Zielsetzung <strong>und</strong> Fragestellungen der Untersuchung<br />

a. Verbändewesen <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderung – empirische<br />

Zugänge<br />

Ausgangspunkt war die Frage nach der (neuen) Rolle der Verbände im freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> der Bürgergesellschaft. Der soziale Wandel <strong>und</strong> die neue Verantwortungsteilung<br />

zwischen Staat, Markt <strong>und</strong> Gesellschaft lenkt die Aufmerksamkeit gerade<br />

auch auf die "Verbände" als die zentralen Organisationen des Dritten Sektors, die<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern ihre Wirksamkeit entfalten.<br />

In diesem Bereich zwischen Staat (Erster Sektor) <strong>und</strong> Markt (Zweiter Sektor) geht es<br />

nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um Gew<strong>in</strong>n, noch um hoheitliche Verwaltung. Der Dritte Sektor<br />

bezeichnet das weite Feld der selbstorganisierten Initiativen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>igungen, Gesellschaften,<br />

Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Verbände, die sich um Belange der Allgeme<strong>in</strong>heit kümmern.<br />

In der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> vielfältiges Verbändewesen als<br />

Teil der gesellschaftlichen Selbststeuerung zwischen Staat <strong>und</strong> Markt. Alle<strong>in</strong> beim<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estag s<strong>in</strong>d laut B<strong>und</strong>esanzeiger über 1.746 Verbände (Stand: 18.<br />

März 2002) registriert, die <strong>in</strong> der Regel auch ihre Landes-, Kreis- <strong>und</strong> manchmal auch<br />

Ortsverbände haben. Sie unterscheiden sich nach den von ihnen organisierten Interessen<br />

<strong>und</strong> Zielsetzungen.<br />

Dabei ist die Begriffsdiskussion darüber, was unter e<strong>in</strong>em Verband zu verstehen ist,<br />

nicht unkompliziert. Schneider (1987:19) konstatiert schon <strong>in</strong> den 80er Jahren „term<strong>in</strong>ologische<br />

Unsicherheiten der wissenschaftlichen Verbandsdiskussion“. E<strong>in</strong>mal<br />

wird der Verbandsbegriff auf solche Organisationen beschränkt, „die sich auf die<br />

Durchsetzung von Interessen gegenüber staatlichen E<strong>in</strong>richtungen spezialisiert haben“.<br />

Zum anderen wird e<strong>in</strong>e erweiterte Begriffsdef<strong>in</strong>ition vorgenommen <strong>und</strong> Verbände<br />

werden - im pluralistischen S<strong>in</strong>ne – als Organisationen aufgefasst, deren „charakteristisches<br />

Verbandsmerkmal die E<strong>in</strong>flussnahme auf staatliche, kommunale <strong>und</strong><br />

andere E<strong>in</strong>richtungen“ ist (Schneider 1987: 19). Dieses erweiterte Verständnis wird<br />

unserer Untersuchung zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Charakteristische Merkmale von Verbänden s<strong>in</strong>d, dass sie e<strong>in</strong>en auf Dauer gestellten<br />

organisatorischen Apparat <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Regel Mitglieder haben, denen sie Dienstleistungen<br />

anbieten. Darüber h<strong>in</strong>aus nehmen sich <strong>in</strong>sbesondere Verbände des karitativsozialen<br />

Bereichs den Sorgen <strong>und</strong> Nöten Dritter an. Verbände s<strong>in</strong>d, zusammengefasst,<br />

freiwillige Zusammenschlüsse von Personen, Firmen oder Körperschaften, die e<strong>in</strong>e<br />

Organisation besitzen, E<strong>in</strong>flussnahme auf die Politikgestaltung bezwecken 54 <strong>und</strong><br />

verbandsspezifische Dienstleistungen anbieten (Schneider 1987: 19).<br />

Das Interesse der im Folgenden dargestellten empirischen Untersuchung lag dar<strong>in</strong>, <strong>in</strong><br />

Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen, wie die Verbände selbst ihre Rolle <strong>und</strong> Funktion <strong>in</strong> der Bürgergesellschaft<br />

def<strong>in</strong>ieren, welche konkreten Bündnisse sie mit dieser e<strong>in</strong>gehen <strong>und</strong><br />

auf welche Weise sie freiwilliges <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> eigenen <strong>und</strong> autonomen Strukturen<br />

fördern. Im Zentrum der Untersuchung stehen Verbände <strong>und</strong> Großorganisationen <strong>in</strong><br />

den Bereichen soziale <strong>und</strong> karitative Dienste <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, Kultur, Sport <strong>und</strong> Freizeit,<br />

Umwelt- <strong>und</strong> Naturschutz, sowie politische Verbände, Wirtschaftsverbände <strong>und</strong><br />

54 E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>flussnahme auf Landesebene f<strong>in</strong>det beispielsweise im Wege von Anhörungen durch<br />

Landtag <strong>und</strong> Landesregierung statt, <strong>in</strong> denen die Verbände E<strong>in</strong>fluss auf die Politikgestaltung<br />

<strong>und</strong> „staatliche Geme<strong>in</strong>wohlf<strong>in</strong>dung“ (Schneider 1987: 65) nehmen.<br />

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