Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg
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<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />
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Stadt oder Geme<strong>in</strong>de primär um E<strong>in</strong>sparungen durch <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>.<br />
• E<strong>in</strong>e Ansiedlung bei e<strong>in</strong>em Verband (Wohlfahrtsverband, Sportkreis, Kirchengeme<strong>in</strong>de)<br />
kann der Anlaufstelle den Zugang zu Ressourcen (Räume,<br />
Bürotechnik usw.), Kommunikationswegen <strong>und</strong> zu fachlichem Know-how <strong>in</strong><br />
der Arbeit mit Freiwilligen ermöglichen. Auch mag der Zugang zu Bürger<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Bürger, die sich der jeweiligen thematischen <strong>und</strong>/oder weltanschaulichen<br />
Ausrichtung des Trägerverbandes verb<strong>und</strong>en fühlen, leichter gel<strong>in</strong>gen.<br />
Genau dies kann allerd<strong>in</strong>gs andere Menschen davon abhalten, die Anlaufstelle<br />
zu frequentieren („Das ist doch e<strong>in</strong>e Stelle der Diakonie. Ich b<strong>in</strong> aber katholisch!“).<br />
Außerdem tun sich auch nicht wenige Verbände nach wie vor schwer<br />
damit, freiwillig engagierte Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger <strong>in</strong> ihre Dienste <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren. Auch gegenüber Verbänden kann das Vorurteil entstehen,<br />
dass sie primär deshalb e<strong>in</strong>e Anlaufstelle betreiben, weil sie angesichts<br />
schw<strong>in</strong>dender F<strong>in</strong>anzen <strong>Ehrenamt</strong>liche zur Aufrechterhaltung ihrer Angebote<br />
anwerben wollten. Schließlich gestaltet es sich bei e<strong>in</strong>er verbandlichen<br />
Trägerschaft aufwendiger, e<strong>in</strong>e Schnittstelle zu Kommunalpolitik <strong>und</strong> –verwaltung<br />
herzustellen.<br />
• E<strong>in</strong>e kooperative Trägerschaft (ggf. durch e<strong>in</strong>en von Kommune, e<strong>in</strong>em oder<br />
mehreren Verbänden, e<strong>in</strong>zelnen Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger usw. eigens gegründeten<br />
Trägervere<strong>in</strong>) signalisiert auf der e<strong>in</strong>en Seite e<strong>in</strong> umfassendes Interesse<br />
an der Förderung Bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s <strong>und</strong> schafft potentiell Zugänge<br />
<strong>in</strong> verschiedene kommunale Bereiche (Politik, Verwaltung, Verbände,<br />
Vere<strong>in</strong>slandschaft, Kirchen usw.). Daher spricht vieles für e<strong>in</strong>e kooperative<br />
Lösung. Auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d solche Trägerkonstruktionen komplex<br />
<strong>und</strong> oft nicht ohne <strong>in</strong>terne Konflikte <strong>und</strong> Reibungsverluste.<br />
• Wird e<strong>in</strong>e Anlaufstelle re<strong>in</strong> bürgerschaftlich getragen (sei es <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />
e<strong>in</strong>getragenen Vere<strong>in</strong>s, sei es als freie Gruppe), entspricht dies natürlich <strong>in</strong><br />
besonderer Weise der Idee bürgerschaftlicher Selbstorganisation. Deutlich<br />
wird auch e<strong>in</strong>e gewisse Selbständigkeit gegenüber der Kommune. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
s<strong>in</strong>d Gruppen von Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger – auf sich alle<strong>in</strong> gestellt - nicht<br />
selten re<strong>in</strong> zeitlich mit den vielfältigen organisatorischen Anforderungen e<strong>in</strong>er<br />
Anlaufstelle überfordert. Zudem unterliegen sie nach eigener Auskunft e<strong>in</strong>er<br />
(mehr oder weniger hohen) Fluktuation der Mitwirkenden.<br />
Entscheidend für den Erfolg e<strong>in</strong>er Anlaufstelle ist also nicht e<strong>in</strong>e ganz bestimmte<br />
Trägerschaft. Vielmehr gilt es, e<strong>in</strong> Trägermodell zu f<strong>in</strong>den, das unter Berücksichtigung<br />
der örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen a) gegenüber der (engagierten oder engagementbereiten)<br />
Bürgerschaft e<strong>in</strong>e gewisse „Neutralität“ der Anlaufstelle signalisiert - also e<strong>in</strong>e<br />
Freiheit von verbandlichen, kommunalen usw. Eigen<strong>in</strong>teressen - <strong>und</strong> damit auf breite<br />
Akzeptanz stößt, b) die unter Aufgaben, Ausstattung <strong>und</strong> Arbeitsweise genannten<br />
Merkmale ermöglicht, c) e<strong>in</strong>e Kooperation mit anderen Trägern vorsieht <strong>und</strong> realisiert.<br />
66<br />
66 Vgl. die ähnlichen Überlegungen im Zusammenhang mit Jugendfreiwilligendiensten <strong>und</strong> –<br />
projekten <strong>in</strong> 2.1.4e, S. 194.