28.11.2012 Aufrufe

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />

272<br />

Stadt oder Geme<strong>in</strong>de primär um E<strong>in</strong>sparungen durch <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>.<br />

• E<strong>in</strong>e Ansiedlung bei e<strong>in</strong>em Verband (Wohlfahrtsverband, Sportkreis, Kirchengeme<strong>in</strong>de)<br />

kann der Anlaufstelle den Zugang zu Ressourcen (Räume,<br />

Bürotechnik usw.), Kommunikationswegen <strong>und</strong> zu fachlichem Know-how <strong>in</strong><br />

der Arbeit mit Freiwilligen ermöglichen. Auch mag der Zugang zu Bürger<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bürger, die sich der jeweiligen thematischen <strong>und</strong>/oder weltanschaulichen<br />

Ausrichtung des Trägerverbandes verb<strong>und</strong>en fühlen, leichter gel<strong>in</strong>gen.<br />

Genau dies kann allerd<strong>in</strong>gs andere Menschen davon abhalten, die Anlaufstelle<br />

zu frequentieren („Das ist doch e<strong>in</strong>e Stelle der Diakonie. Ich b<strong>in</strong> aber katholisch!“).<br />

Außerdem tun sich auch nicht wenige Verbände nach wie vor schwer<br />

damit, freiwillig engagierte Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger <strong>in</strong> ihre Dienste <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren. Auch gegenüber Verbänden kann das Vorurteil entstehen,<br />

dass sie primär deshalb e<strong>in</strong>e Anlaufstelle betreiben, weil sie angesichts<br />

schw<strong>in</strong>dender F<strong>in</strong>anzen <strong>Ehrenamt</strong>liche zur Aufrechterhaltung ihrer Angebote<br />

anwerben wollten. Schließlich gestaltet es sich bei e<strong>in</strong>er verbandlichen<br />

Trägerschaft aufwendiger, e<strong>in</strong>e Schnittstelle zu Kommunalpolitik <strong>und</strong> –verwaltung<br />

herzustellen.<br />

• E<strong>in</strong>e kooperative Trägerschaft (ggf. durch e<strong>in</strong>en von Kommune, e<strong>in</strong>em oder<br />

mehreren Verbänden, e<strong>in</strong>zelnen Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger usw. eigens gegründeten<br />

Trägervere<strong>in</strong>) signalisiert auf der e<strong>in</strong>en Seite e<strong>in</strong> umfassendes Interesse<br />

an der Förderung Bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s <strong>und</strong> schafft potentiell Zugänge<br />

<strong>in</strong> verschiedene kommunale Bereiche (Politik, Verwaltung, Verbände,<br />

Vere<strong>in</strong>slandschaft, Kirchen usw.). Daher spricht vieles für e<strong>in</strong>e kooperative<br />

Lösung. Auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d solche Trägerkonstruktionen komplex<br />

<strong>und</strong> oft nicht ohne <strong>in</strong>terne Konflikte <strong>und</strong> Reibungsverluste.<br />

• Wird e<strong>in</strong>e Anlaufstelle re<strong>in</strong> bürgerschaftlich getragen (sei es <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>getragenen Vere<strong>in</strong>s, sei es als freie Gruppe), entspricht dies natürlich <strong>in</strong><br />

besonderer Weise der Idee bürgerschaftlicher Selbstorganisation. Deutlich<br />

wird auch e<strong>in</strong>e gewisse Selbständigkeit gegenüber der Kommune. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d Gruppen von Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger – auf sich alle<strong>in</strong> gestellt - nicht<br />

selten re<strong>in</strong> zeitlich mit den vielfältigen organisatorischen Anforderungen e<strong>in</strong>er<br />

Anlaufstelle überfordert. Zudem unterliegen sie nach eigener Auskunft e<strong>in</strong>er<br />

(mehr oder weniger hohen) Fluktuation der Mitwirkenden.<br />

Entscheidend für den Erfolg e<strong>in</strong>er Anlaufstelle ist also nicht e<strong>in</strong>e ganz bestimmte<br />

Trägerschaft. Vielmehr gilt es, e<strong>in</strong> Trägermodell zu f<strong>in</strong>den, das unter Berücksichtigung<br />

der örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen a) gegenüber der (engagierten oder engagementbereiten)<br />

Bürgerschaft e<strong>in</strong>e gewisse „Neutralität“ der Anlaufstelle signalisiert - also e<strong>in</strong>e<br />

Freiheit von verbandlichen, kommunalen usw. Eigen<strong>in</strong>teressen - <strong>und</strong> damit auf breite<br />

Akzeptanz stößt, b) die unter Aufgaben, Ausstattung <strong>und</strong> Arbeitsweise genannten<br />

Merkmale ermöglicht, c) e<strong>in</strong>e Kooperation mit anderen Trägern vorsieht <strong>und</strong> realisiert.<br />

66<br />

66 Vgl. die ähnlichen Überlegungen im Zusammenhang mit Jugendfreiwilligendiensten <strong>und</strong> –<br />

projekten <strong>in</strong> 2.1.4e, S. 194.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!