Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg
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Neue Formen von Jugendfreiwilligendiensten <strong>und</strong> –projekten<br />
bezogene Reflexion <strong>und</strong> Verarbeitung der Erlebnisse <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>satzstelle bzw. im<br />
Projekt gehen: Ziel ist, aus Erlebnissen Erfahrungen werden zu lassen. Dieser<br />
Auftrag umfasst auch Fragen der beruflichen Orientierung <strong>und</strong> der künftigen<br />
Gestaltung des eigenen freiwilligen <strong>Engagement</strong>s.<br />
Qualitätsziel 3: Die Praxisstellen s<strong>in</strong>d sorgfältig ausgewählt, werden für<br />
den E<strong>in</strong>satz von jugendlichen Freiwilligen qualifiziert<br />
<strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlich begleitet.<br />
Mehr <strong>und</strong> mehr hat sich auch bezüglich der neueren Freiwilligen-Modelle gezeigt,<br />
dass sich die vom Träger zu gewährleistende Qualitätssicherung nicht <strong>in</strong> der Begleitung<br />
der engagierten Jugendlichen erschöpft, sondern ebenfalls e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Begleitung der E<strong>in</strong>satzstellen umfassen muss. Nicht jede E<strong>in</strong>richtung, die sich bereit<br />
erklärt, e<strong>in</strong>en Platz für e<strong>in</strong>en Jugendfreiwilligendienst zur Verfügung zu stellen, ist<br />
von vornhere<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er qualifizierten Begleitung im oben genannten S<strong>in</strong>ne der jugendlichen<br />
Freiwilligen qualifiziert. Und auch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die über Erfahrungen<br />
verfügen, können Probleme auftreten, bei denen e<strong>in</strong>/e externe/r Ansprechpartner/<strong>in</strong><br />
hilfreich ist.<br />
Deshalb sollte e<strong>in</strong>erseits Qualität vor Quantität gehen: lieber mit e<strong>in</strong>igen ausgewählten<br />
E<strong>in</strong>satzstellen arbeiten, die e<strong>in</strong>e kompetente Begleitung der Jugendlichen gewährleisten<br />
bzw. seitens des Trägers dabei unterstützt werden können, e<strong>in</strong>e solche<br />
aufzubauen, als mit vielen Stellen, bei denen e<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Begleitung<br />
zum<strong>in</strong>dest unsicher ist. Andererseits muss e<strong>in</strong> Träger von Freiwilligendiensten oder –<br />
Projekten bereit se<strong>in</strong>, auch <strong>in</strong> die Qualität der E<strong>in</strong>satzstellen zu <strong>in</strong>vestieren: durch e<strong>in</strong>e<br />
sorgfältige Auswahl, durch e<strong>in</strong>e gründliche E<strong>in</strong>führung bzw. Vorbereitung sowie<br />
durch e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche „Begleitung der Begleiter“ (regelmäßiger Telefonkontakt,<br />
Praxisbesuche oder Anleitungstagen bei Vollzeitdiensten, persönliche Vorgespräche<br />
<strong>und</strong> Vorbereitungstreffen für Projekte <strong>und</strong> Aktionen, schriftliche Handreichungen für<br />
alle Bereiche. Diese Investition zahlt sich bereits mittelfristig aus: Kommt es nämlich<br />
wiederholt zu Problemen (Jugendliche haben ke<strong>in</strong>e Ansprechpartner, werden unteroder<br />
überfordert usw.) spricht sich dies schnell herum <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>trächtigt das Image<br />
des Dienstes.<br />
Im Gr<strong>und</strong>e geht es um die gleiche Erfahrung, die <strong>in</strong> den letzten Jahren auch die Freiwilligenagenturen<br />
bzw. andere Anlaufstellen für freiwilliges <strong>Engagement</strong> gemacht<br />
haben: Neben der Vermittlung <strong>und</strong> Qualifizierung engagementbereiter Menschen ist<br />
die Qualifizierung von E<strong>in</strong>richtungen für e<strong>in</strong>e angemessene Arbeit mit Freiwilligen<br />
zu e<strong>in</strong>er der wichtigsten Aufgaben dieser Agenturen geworden (vgl. 2.2.3, S. 232).<br />
Qualitätsziel 4: Die Jugendlichen können Verantwortungsrollen übernehmen,<br />
die sie jedoch nicht überfordern.<br />
Die Evaluation hat gezeigt, dass die Erfahrung, dass ihnen etwas zugetraut wurde <strong>und</strong><br />
sie Verantwortungsrollen übernehmen konnten, e<strong>in</strong> ganz wesentlicher Gew<strong>in</strong>n ist,<br />
den Jugendliche aus e<strong>in</strong>em Freiwilligendienst oder –Projekt ziehen (s. o.). „Verantwortung<br />
haben tut gut“ – das gilt gerade für solche Jugendliche, die <strong>in</strong> ihrem Alltag<br />
sonst eher die Erfahrungen machen, dass man ihnen nichts zutraut (zum<strong>in</strong>dest nichts<br />
Gutes...).<br />
So wichtig es also ist, dass Jugendliche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dienst, aber auch bei Projekten nicht<br />
auf re<strong>in</strong>e „Hilfsarbeiten“ verwiesen werden, sondern auch Verantwortung übernehmen<br />
<strong>und</strong> an Herausforderungen wachsen können, so dürfen sie auf der anderen Seite<br />
nicht überfordert werden. Wo ihnen zu früh zu viel zugemutet wird, führt dies zu<br />
Frustrationen bei den Jugendlichen selbst <strong>und</strong> wirkt sich möglicher Weise auch<br />
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