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Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

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Neue Formen von Jugendfreiwilligendiensten <strong>und</strong> –projekten<br />

Für die Gew<strong>in</strong>nung junger Menschen für e<strong>in</strong>en Freiwilligendienst oder e<strong>in</strong> Freiwilligenprojekt<br />

spielt die weltanschauliche Ausrichtung des jeweiligen Modellträgers e<strong>in</strong>e<br />

nicht zu unterschätzende Rolle: Beim vom (katholischen) Caritasverband getragenen<br />

Modell „engagiert plus <strong>in</strong>tensiv“ waren ca. zwei Drittel der Teilnehmenden katholisch,<br />

e<strong>in</strong> Drittel protestantisch; h<strong>in</strong>zu kam e<strong>in</strong>e russisch-orthodoxe Jugendliche (vgl.<br />

KLIE/MEYER/ROSS 2003c, S. 6). Bei „jes“, das <strong>in</strong> der Praxis neben dem Paritätischen<br />

Bildungswerk <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auch ganz wesentlich vom Evangelischen Jugendwerk<br />

<strong>Württemberg</strong> organisiert wird, s<strong>in</strong>d 61 % der Teilnehmer/<strong>in</strong>nen evangelisch,<br />

24 % katholisch, 9 % konfessionslos <strong>und</strong> 2 % muslimisch (vgl.<br />

KLIE/MEYER/ROSS 2003a, S. 8). Dieser Umstand ist ambivalent zu bewerten: Erkennbar<br />

konfessionell orientierte Träger s<strong>in</strong>d auf der e<strong>in</strong>en Seite nach wie vor <strong>in</strong> der Lage,<br />

Milieustrukturen zu nutzen <strong>und</strong> auf diese Weise Menschen zu gew<strong>in</strong>nen – <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>sofern unverzichtbare Partner beim Versuch, möglichst viele verschiedene Menschen<br />

für e<strong>in</strong> freiwilliges <strong>Engagement</strong> zu gew<strong>in</strong>nen. Auf der anderen Seite werden sie<br />

mit diesen Orientierungen identifiziert, s<strong>in</strong>d gewissermaßen <strong>in</strong> ihren Milieugrenzen<br />

gefangen <strong>und</strong> tun sich schwer, sich auch als Ansprechpartner für Menschen aus anderen<br />

weltanschaulichen Milieus zu profilieren.<br />

Unabhängig davon, wie unterschiedliche Modelle im e<strong>in</strong>zelnen aussehen: Jugendfreiwilligendienste<br />

<strong>und</strong> -projekte werden dann erfolgreich se<strong>in</strong>, wenn es ihnen „erf<strong>in</strong>derisch“<br />

gel<strong>in</strong>gt, auf der e<strong>in</strong>en Seite Zugänge zu den vielfältigen sozialen Lebensbereichen<br />

von Gesellschaft zu ermöglichen <strong>und</strong> auf der anderen Seite an die <strong>in</strong>dividualisierten<br />

Lebenswelten der Jugendlichen anzuknüpfen. Interessanter wäre, systematisch<br />

zu verfolgen, wie sich „<strong>Engagement</strong>-Biografien“ entwickeln. Dass e<strong>in</strong> freiwilliges<br />

<strong>Engagement</strong> im Bereich der (kirchlichen, musikalischen, sportlichen usw.) organisierten<br />

Jugendarbeit sich sowohl auf die freiwillige als auch auf die berufliche Tätigkeit<br />

<strong>in</strong> späteren Lebensphasen auswirkt, ist e<strong>in</strong>e anerkannte Tatsache. Es wird Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er langfristigen wissenschaftlichen Beobachtung se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>wiefern die<br />

„Erstkontakte“, die Jugendliche im Bereich von Projekten <strong>und</strong> Diensten mit freiwilligem<br />

<strong>Engagement</strong> haben, ebenfalls „folgenreich“ für spätere <strong>Engagement</strong>- <strong>und</strong> Berufs-<br />

Biografien s<strong>in</strong>d (etwa nach dem Muster vom jes-Projekt „Fledermausschutz“ zum<br />

FÖJ - vom FÖJ zum Beruf der Biolog<strong>in</strong> <strong>und</strong> zur ehrenamtlichen Naturschutzwart<strong>in</strong>).<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieser Erkenntnis, dass e<strong>in</strong> breites Spektrum unterschiedlicher<br />

Angebote wichtig ist, formuliert die Presseerklärung zum Abschluss der Freiwilligen-<br />

Modelle von Diakonischem Werk <strong>und</strong> Evangelischem Jugendwerk <strong>Württemberg</strong> berechtigterweise:<br />

„Es stellt sich die Frage, ob mehr Standardisierung oder noch größere<br />

Flexibilisierung die Richtung für Weiterentwicklung anzeigt“. Diese Frage wird am<br />

Ende noch e<strong>in</strong>mal aufzunehmen se<strong>in</strong> (s. u. S. 225).<br />

�<br />

Verb<strong>in</strong>dliche Qualitätsziele der e<strong>in</strong>zelnen Dienste <strong>und</strong> Projekte<br />

Ob Vollzeitdienst oder st<strong>und</strong>enweiser E<strong>in</strong>satz, ob 18-monatiger oder 4-monatiger<br />

Dienst, ob schulisches, betriebliches oder kommunales Projekt, ob E<strong>in</strong>satz von Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler oder jungen Erwachsenen:<br />

Alle Formen von Jugendfreiwilligendiensten/-projekten brauchen gesicherte<br />

Qualitätsstandards im S<strong>in</strong>ne der Gewährleistung von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

(Versicherung usw.), der Auswahl <strong>und</strong> Qualifizierung der E<strong>in</strong>richtungen/Praxisstellen,<br />

der kont<strong>in</strong>uierlichen Begleitung sowohl der Jugendlichen<br />

(Anleitung, Mentor<strong>in</strong>g, Informations- <strong>und</strong> Wissensvermittlung) als auch der<br />

E<strong>in</strong>satzstellen sowie der Anerkennung der Jugendlichen.<br />

Für die klassischen Freiwilligendienste wie FSJ <strong>und</strong> FÖJ s<strong>in</strong>d solche Standards def<strong>in</strong>iert<br />

<strong>und</strong> im Pr<strong>in</strong>zip unstreitig. Bedeutsam an dieser Stelle ist, dass <strong>in</strong> dem Moment,<br />

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