28.11.2012 Aufrufe

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />

ten nicht die Lösung se<strong>in</strong> kann <strong>und</strong> se<strong>in</strong> wird für die Probleme, vor denen z.B. Pflege,<br />

Betreuung älterer Menschen oder Unterstützung von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen<br />

stehen. Im Übrigen würde auch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es „Pflichtjahres“ diese Herausforderungen<br />

nicht nachhaltig lösen. 49<br />

Auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d wir durchaus der Überzeugung, dass es s<strong>in</strong>nvoll <strong>und</strong><br />

wichtig ist, jungen Menschen Gelegenheit zu geben, „freiwilliges <strong>Engagement</strong>“ <strong>und</strong><br />

„Partizipation“ als für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft wesentliche Handlungsformen<br />

praktisch kennen zu lernen. Diese zivilgesellschaftliche Deutung von<br />

Freiwilligendiensten <strong>und</strong> -projekten widerspricht e<strong>in</strong>er Sichtweise, die vom Nutzen<br />

für die Jugendlichen herkommt, nicht, sondern verstärkt sie sogar: Dass die Mitwirkung<br />

von Jugendlichen <strong>in</strong> Diensten <strong>und</strong> Projekten gesellschaftlichen Nutzen <strong>und</strong> Bedeutung<br />

hat, funktionalisiert dieses <strong>Engagement</strong> nicht, sondern verleiht ihm jene<br />

Ernsthaftigkeit, die gerade für die Jugendlichen selbst motivierend <strong>und</strong> bereichernd<br />

ist (s. o. 2.1.3 b, S. 192). Noch e<strong>in</strong>mal: Es geht um freiwilliges <strong>Engagement</strong>, zu dem<br />

durch Dienste <strong>und</strong> Projekte Zugänge geschaffen werden, <strong>und</strong> das - hoffentlich - auch<br />

<strong>in</strong> der weiteren Biographie se<strong>in</strong>en Platz haben wird, sei es kont<strong>in</strong>uierlich, sei es „lebensabschnittsbezogen“.<br />

Inwieweit Pflichtdienste geeignet s<strong>in</strong>d, Zugänge zu e<strong>in</strong>em<br />

<strong>Engagement</strong> zu schaffen, das auf Dauer nur freiwillig se<strong>in</strong> kann bzw. gerade aus dieser<br />

Freiwilligkeit se<strong>in</strong>e spezifische Qualität bezieht, ist zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e ernst zu nehmende<br />

Frage.<br />

Wir plädieren dafür, die genannten Qualitätsziele, die ja ke<strong>in</strong>en abschließend def<strong>in</strong>ierten<br />

Katalog darstellen, als Rahmenziele zu verstehen, die als solche verb<strong>in</strong>dlich<br />

se<strong>in</strong> sollten, deren konkrete Ausgestaltung aber <strong>in</strong> Anpassung an das jeweils konkrete<br />

Modell <strong>und</strong> <strong>in</strong> Verantwortung des jeweiligen Modellträgers erfolgen, also nicht abstrakt<br />

vordef<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong> sollte; entsprechende Anhaltspunkte waren bereits <strong>in</strong> 2.1.3 (S.<br />

188) genannt worden. Mittelfristig ist denkbar, dass sich die Träger von Freiwilligen-<br />

Modellen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf solche oder ähnliche Rahmenziele verständigen<br />

<strong>und</strong> sich auch öffentlich auf sie verpflichten („Freiwilligendienst-Charta“).<br />

d. Rechtliche Regelungen<br />

Welche Aspekte ergeben sich aus den term<strong>in</strong>ologischen Def<strong>in</strong>itionsvorschlägen <strong>und</strong><br />

der Überlegungen zu Zieldimensionen <strong>und</strong> Qualitätszielen h<strong>in</strong>sichtlich der Frage e<strong>in</strong>er<br />

weitergehenderen rechtlichen Regelung von Freiwilligendiensten <strong>und</strong> -projekten.<br />

Das gr<strong>und</strong>sätzliche Dilemma, das mit jeder rechtlichen Regelung verb<strong>und</strong>en ist,<br />

wurde auf der Tagung im Februar 2003 auch mit Blick auf die Thematik der Freiwilligendienste<br />

deutlich: während sich e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe - ausgehend vom monierten<br />

derzeitigen „Durche<strong>in</strong>ander“ (LANDESSTIFTUNG 2003, S. 59) - „abschließend e<strong>in</strong>ig über<br />

den notwendigen Normierungsbedarf, der die vielfältige Landschaft der Freiwilligendiensten<br />

besser strukturieren könne“, war (ebd., S. 60) <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Freiwilligengesetz<br />

pr<strong>in</strong>zipiell befürwortete, stellte e<strong>in</strong>e andere Arbeitsgruppe klar: „Neue gesetzliche<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Regelungen für Freiwilligendienst dürfen nicht zu zusätzlicher<br />

Bürokratie führen“ (ebd., S. 63). Außerdem wurde darauf h<strong>in</strong>gewiesen, e<strong>in</strong>e<br />

stimmige Gesamtlandschaft von <strong>in</strong> ihrer Qualität gesicherten Freiwilligendiensten sei<br />

49 Bei der Evaluation der neueren mittel- <strong>und</strong> langfristigen Freiwilligendienst-Modellen (im oben<br />

genannten Tableau S. 162 die Modelle 6 <strong>und</strong> 8) wurde deutlich, dass die Jugendlichen,<br />

die e<strong>in</strong>en solchen Dienst absolvieren, die Freiwilligkeit ihres <strong>Engagement</strong>s nachdrücklich<br />

betonen <strong>und</strong> sich zugleich <strong>in</strong> gewisser Weise dagegen „wehren“, unter die (ja oft <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung<br />

ebenfalls tätigen) Zivildienstleistenden subsumiert zu werden, da diese ja „nicht<br />

freiwillig da“ seien. Dieser Aspekt sollte bei der Diskussion über das Für <strong>und</strong> Wider e<strong>in</strong>es<br />

verpflichtenden Gesellschaftsjahres beachtet werden.<br />

192

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!