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Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

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<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />

An dritter Stelle der Hemmfaktoren wurden gleichermaßen die Verwaltung von<br />

Kommunen <strong>und</strong> Landkreisen sowie örtlichen Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> jeweils 11,6% der Fälle genannt.<br />

Insbesondere die E<strong>in</strong>wände von Vere<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d nach den weiteren qualitativen<br />

Untersuchungen der Intensiv-Interviews <strong>und</strong> Vor-Ort-Gespräche e<strong>in</strong>deutig darauf zurückzuführen,<br />

dass diesen der Nutzen der Anlaufstellen für die eigene Aufgabenerfüllung<br />

nicht deutlich wurde. Dadurch entstanden Konkurrenzängste im “Kampf um<br />

die Futterkrippe” kommunaler F<strong>in</strong>anzen. In dem Maß, <strong>in</strong> dem der Nutzen (auch durch<br />

praktische Erfahrungen mit der Anlaufstelle) vermittelt werden konnte, nahmen auch<br />

die E<strong>in</strong>wände ab <strong>und</strong> mündeten z. T. <strong>in</strong> konstruktiver Zusammenarbeit.<br />

Ähnliches gilt für die Verwaltung: solange der Nutzen den Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der<br />

Verwaltung nicht vermittelt werden kann, ist dort e<strong>in</strong>e Neigung zu (unterschiedlich<br />

starken) E<strong>in</strong>wänden festzustellen. Dies könne die Form von leichtem Unbehagen gegenüber<br />

e<strong>in</strong>er neuen, nicht <strong>in</strong> die herkömmliche Verwaltungslogik “passenden” Stelle<br />

annehmen; es kann jedoch auch zu stärkeren Widerständen <strong>in</strong> Form mangelnder Unterstützung<br />

oder sogar Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> Form von z.B. Zurückhaltung von Informationen<br />

kommen. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d z.B. die Befürchtung unkontrollierbarer Mehrarbeit<br />

(bei bereits heute häufig vorkommenden Überst<strong>und</strong>en) oder Arbeitsplatz-Ängste bei<br />

e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen Beteiligung an der Erfüllung öffentlicher Aufgaben.<br />

Förderfaktoren<br />

Begünstigt wird die Arbeit von Anlaufstellen der <strong>Engagement</strong>förderung mit 28,6%<br />

am häufigsten durch die Verwaltungsspitze, d.h. (Ober)Bürgermeister/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Landrät/<strong>in</strong>nen. Insbesondere die Oberbürgermeister/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune die<br />

e<strong>in</strong>flussreichsten E<strong>in</strong>zelakteure, haben sie doch sowohl nach der Geme<strong>in</strong>deordnung<br />

als auch <strong>in</strong> der tatsächlichen kommunalpolitischen Praxis als direkt gewählte Chefs<br />

der Verwaltung <strong>und</strong> Vorsitzende des Geme<strong>in</strong>derates umfangreiche Kompetenzen <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten. Insofern ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass “ohne den OB nichts<br />

geht”. Diese hohe Zahl an Nennungen verweist also auf die große Bedeutung der<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> politischen Spitze für den Erfolg e<strong>in</strong>er Anlaufstelle, <strong>und</strong> ebenso<br />

darauf, dass es e<strong>in</strong>e Gruppe von Oberbürgermeister/<strong>in</strong>nen gibt, die der Idee der <strong>Engagement</strong>förderung<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>und</strong> den Anlaufstellen im Besonderen aufgeschlossen<br />

gegenübersteht, weil ihnen der Nutzen dieser Aktivitäten <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen bewusst<br />

ist.<br />

An zweiter Stelle der Erfolgsfaktoren für Anlaufstellen der <strong>Engagement</strong>förderung<br />

wird mit 25% die Verwaltung (e<strong>in</strong>schließlich Dezernenten) von Kommunen <strong>und</strong><br />

Landkreisen genannt, aus der auch sehr häufig die Initiative für Anlaufstellen kam.<br />

Auch dies verweist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die vielfach diskutierte politische Gestaltungskraft<br />

der Verwaltung, <strong>in</strong> zweiter L<strong>in</strong>ie auf deren vielerorts gewachsene E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong><br />

den Nutzen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiveren <strong>und</strong> zeitgemäßeren <strong>Engagement</strong>förderung.<br />

An dritter Stelle stehen mit je 22,3% zwei Akteure bzw. Akteursgruppen: die Bürgerschaft<br />

<strong>und</strong> die Anlaufstelle selbst. Bei der Nennung “Bürgerschaft” werden gelegentlich<br />

e<strong>in</strong>zelne besonders aktive Personen hervorgehoben, <strong>in</strong> den meisten Fällen<br />

s<strong>in</strong>d es Bürgergruppen bzw. der Zuspruch aus der allgeme<strong>in</strong>en Öffentlichkeit <strong>in</strong> Form<br />

von Nachfrage nach Vermittlung oder anderen Dienstleistungen. Bei der Kategorie<br />

“Anlaufstelle selbst” handelt es sich wiederum um mehrere, schwer anderen Akteuren<br />

zuzuordnende Nennungen, wie z.B. gelungene Aktivitäten der Anlaufstelle oder<br />

überdurchschnittliches <strong>Engagement</strong> der Mitarbeiter. Soweit diese Aussagen die Qualifikation<br />

<strong>und</strong> das <strong>Engagement</strong> des hauptamtlichen Personals betreffen, wäre dies auf<br />

diejenigen Akteure zurückzuführen, die über die E<strong>in</strong>stellung entschieden haben (Regel:<br />

je wichtiger e<strong>in</strong>e solche Stelle e<strong>in</strong>em Entscheidungsträger ist, desto qualifizierter<br />

ist <strong>in</strong> der Regel das dafür ausgesuchte Personal).<br />

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