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Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg

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c. Streitschlichter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Streitschlichter-Programm<br />

<strong>Baden</strong>-württembergische Wege der <strong>Engagement</strong>förderung<br />

Die über das Kultusm<strong>in</strong>isterium geförderten Konfliktlotsen- <strong>und</strong> Streitschlichter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Streitschlichterprogramme an den Schulen zur Bewältigung von Gewalt f<strong>in</strong>den<br />

großen Anklang an den Schulen des Landes. Die Schule ist zwar nicht der „maßgebliche<br />

Ort von Jugenddel<strong>in</strong>quenz“ (Oberwittler 2001), muss aber als zentraler Sozialisations-<br />

<strong>und</strong> Erfahrungsraum darauf reagieren <strong>und</strong> körperlichen Aggressionen sowie<br />

verbalen Attacken entgegenwirken.<br />

Dies tut sie u. a. <strong>in</strong> der Form der Schulsozialarbeit sowie der Durchführung von<br />

Streitschlichter<strong>in</strong>nen/Streitschlichter-Projekten. Dabei macht sich die Schule die Position<br />

der Zukunftskommission (1999, S. 89) zu Eigen, die Schule als Lernorte versteht,<br />

„an denen junge Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten, Kulturen <strong>und</strong><br />

Religionen aufe<strong>in</strong>ander treffen. Schulen s<strong>in</strong>d herausgefordert, den Unterricht <strong>und</strong> die<br />

Schulkultur so zu gestalten, dass junge Menschen lernen können, den Standpunkt anderer<br />

zu verstehen, Argumente zu prüfen <strong>und</strong> die eigene Orientierung <strong>in</strong> Worte zu<br />

fassen. Dieser Anforderung können Schulen nur dadurch gerecht werden, wenn sie<br />

selbst zu lernenden Organisationen werden. Sie müssen durch eigene Lernbereitschaft<br />

<strong>und</strong> Lernfähigkeit jungen Menschen zeigen, dass sie deren Impulse kreativ aufzugreifen<br />

wissen <strong>und</strong> die aktive Mitgestaltung des Schullebens <strong>und</strong> der Schulkultur e<strong>in</strong>fordern.“<br />

Dies impliziert die Kommunikation über Werte <strong>und</strong> Wertorientierungen <strong>und</strong><br />

den E<strong>in</strong>bezug verschiedener Lernorte: Familien, Schule, Betrieb, außerschulische Jugendarbeit,<br />

Medien. Denn gerade <strong>in</strong> der „Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung der verschiedenen<br />

Lernorte“, so die Zukunftskommission (1999, S. 89, 90), können „unterschiedliche<br />

Wertkonzepte deutlich werden <strong>und</strong> wechselseitig vone<strong>in</strong>ander profitieren. Die<br />

Verständigung darüber ermöglicht eigene Lernerfahrungen.“<br />

Mit der Implementation von Streitschlichter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Streitschlichter-<br />

Programmen werden Schulen selbst zu Orten der Vermittlung e<strong>in</strong>er bürgerschaftlichen<br />

Kultur.<br />

Federführend ist hier das beim M<strong>in</strong>isterium für Kultur, Jugend <strong>und</strong> Sport angesiedelte<br />

"Kontaktbüro Gewaltprävention", das mit se<strong>in</strong>er Konzeptentwicklung <strong>und</strong> koord<strong>in</strong>ierenden<br />

Funktion zum Auf- <strong>und</strong> Ausbau des Streitschlichterprogramms an den Schulen<br />

beiträgt.<br />

Streitschlichtung oder Mediation <strong>in</strong> der Schule ist e<strong>in</strong> Verfahren, <strong>in</strong> dem Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler als Unparteiische <strong>in</strong> Streitfällen zwischen Schüler/<strong>in</strong>nen vermitteln. Aufgabe<br />

der Streitschlichter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Streitschlichter ist, den Konfliktparteien Hilfe zur<br />

Selbsthilfe anzubieten, damit sie ihren Konflikt selbständig <strong>und</strong> konstruktiv lösen<br />

können. Die Phasen der Streitschlichtung s<strong>in</strong>d:<br />

1. Die Streitschlichter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Streitschlichter stellen sich vor <strong>und</strong> geben die<br />

Gesprächsregeln bekannt.<br />

2. Die Konfliktparteien stellen ihre Sichtweisen dar.<br />

3. Die H<strong>in</strong>tergründe des Konflikts werden durch wechselseitiges Sprechen <strong>und</strong><br />

aktives Zuhören erhellt.<br />

4. Die Suche nach Lösungen beg<strong>in</strong>nt: Jeweils e<strong>in</strong>e Streitschlichter<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong><br />

Streitschlichter betreut e<strong>in</strong>e Konfliktpartei. Erwartungen <strong>und</strong> Angebote an<br />

die Adresse der/des Konfliktgegner/<strong>in</strong> werden gesammelt.<br />

5. Die Konfliktparteien suchen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Lösung bzw. mehrere<br />

Lösungsvorschläge. Die Übere<strong>in</strong>kunft wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vertrag dokumentiert<br />

<strong>und</strong> von allen Beteiligten unterschrieben.<br />

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