Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg
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Neue Formen von Jugendfreiwilligendiensten <strong>und</strong> –projekten<br />
• Entsprechende Modelle <strong>in</strong> den schulischen Kontext zu <strong>in</strong>tegrieren 37 (im<br />
S<strong>in</strong>ne unterrichtsergänzender Angebote, aber auch im S<strong>in</strong>ne der <strong>in</strong> der Unterrichtszeit<br />
stattf<strong>in</strong>denden Schulprojekte) schafft die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e<br />
breite Gruppe von jungen Menschen mit sozialem, kulturellen oder ökologischen<br />
<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> Berührung zu br<strong>in</strong>gen, darunter auch solche, die<br />
von sich aus e<strong>in</strong>en solchen Schritt nicht getan hätten – sei es, weil die Motivation<br />
fehlt, sei es, weil sie aus e<strong>in</strong>em eher beteiligungsungewohnten Sozialkontext<br />
kommen. Ebenso werden Jungen <strong>und</strong> Mädchen <strong>in</strong> gleichen<br />
Anteilen e<strong>in</strong>bezogen. In diesem Zusammenhang ersche<strong>in</strong>t den meisten der<br />
Praktiker/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e punktuelle Verpflichtung (z.B. obligatorische Teilnahme<br />
an e<strong>in</strong>em Projekt im Rahmen des Unterrichts) ke<strong>in</strong> Widerspruch<br />
zum im Pr<strong>in</strong>zip freiwilligen <strong>Engagement</strong>: Für e<strong>in</strong>en begrenzten Zeitraum<br />
die Praxis unentgeltlichen <strong>Engagement</strong>s „für sich <strong>und</strong> für andere“ als e<strong>in</strong>e<br />
Option kennen zu lernen, könne von Schüler genauso erwartet werden, wie<br />
die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit anderen Lebensbereichen – welche Konsequenzen<br />
sie mittel- <strong>und</strong> langfristig aus dieser Erfahrung zögen, ob sie sich<br />
also weiterh<strong>in</strong> hier oder an anderer Stelle engagieren, müsse ausschließlich<br />
Sache von Freiwilligkeit se<strong>in</strong>. Anders gesagt: Aus der Befürwortung e<strong>in</strong>es<br />
obligatorischen „Praktikums“ folgt ke<strong>in</strong> Plädoyer für e<strong>in</strong>en „Pflichtdienst“.<br />
• Außerschulische st<strong>und</strong>enweise bzw. projektorientierte E<strong>in</strong>sätze 38 basieren<br />
natürlich vollständig auf Freiwilligkeit. Aber auch sie sprechen durch ihre<br />
relative Niedrigschwelligkeit nicht nur die bereits hoch motivierten <strong>und</strong> bereits<br />
engagementerfahrenen Jugendlichen an: ganz offensichtlich f<strong>in</strong>den über<br />
den oben angesprochenen „peer-group-Effekt“ auch solche Jugendliche<br />
<strong>und</strong> junge Erwachsene (z.B. Studierende) e<strong>in</strong>en Zugang, die von sich aus<br />
kaum e<strong>in</strong>e freiwillige Aufgabe übernommen hätten. Es engagieren sich im<br />
Durchschnitt jüngere Menschen, als <strong>in</strong> den Vollzeitdiensten: Beim Modell<br />
„jugend engagiert sich - jes“ liegt der Schwerpunkt bei den 15- bis 17jährigen,<br />
die die Hälfte der Teilnehmenden ausmachen (vgl.<br />
KLIE/MEYER/ROSS 2003a, S. 7). Vor allem aber gel<strong>in</strong>gt es hier, <strong>in</strong> sehr viel<br />
höherem Maße männliche Jugendliche anzusprechen, als dies bei den Vollzeitdiensten<br />
der Fall ist: So s<strong>in</strong>d z. B. von den 156 Jugendlichen, die 2002<br />
am Modell „jes“ teilgenommen haben, knapp über die Hälfte männlich (vgl.<br />
a. a. O.).<br />
• „Azubi-Volunteer<strong>in</strong>g“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en verschiedenen Ausprägungen oder „Seitenwechsel“-Projekte<br />
39 eröffnet Neu- oder Wiedere<strong>in</strong>stiegsmöglichkeiten <strong>in</strong><br />
freiwilliges <strong>Engagement</strong> neben der Berufstätigkeit. Zur eigenen <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen<br />
Motivation kommt hier der extr<strong>in</strong>sische Anreiz, dass die Arbeitgeber,<br />
die solche E<strong>in</strong>sätze unterstützen <strong>und</strong> ggf. ermöglichen, deutlich machen:<br />
solches <strong>Engagement</strong> dient auch der beruflichen Weiterentwicklung <strong>und</strong> ist<br />
damit karrierefördernd.<br />
• Freiwilliges bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> ist auch seitens Jugendlicher<br />
<strong>und</strong> junger Erwachsener, die sozial benachteiligten Gruppen angehören <strong>und</strong><br />
über niedrige Bildungsabschlüsse verfügen, möglich 40 . Dabei geht es vor<br />
allem um projektorientierte, „handfeste“ Tätigkeiten (Musikevents organisieren,<br />
Jugendtreff renovieren <strong>und</strong> verwalten usw.), die den Jugendlichen<br />
37 Im oben genannten Tableau (S. 162) Nr. 10-14.<br />
38 Im oben genannten Tableau z.B. Nr. 13, 16, 18 <strong>und</strong> 22.<br />
39 Im oben genannten Tableau (S. 162) Nr. 15 <strong>und</strong> 21.<br />
40 Im oben genannten Tableau Nr. 9.<br />
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