Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg
Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg
Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Baden-Württemberg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002/2003<br />
Förderschwerpunkte<br />
Bislang liegen die Förderschwerpunkte <strong>in</strong> den Landkreisen vor allem <strong>in</strong> den Bereichen<br />
von Ges<strong>und</strong>heitspolitik, Sozialpolitik <strong>und</strong> Schule. Insbesondere auf den Feldern<br />
der Altenhilfe <strong>und</strong> des Ges<strong>und</strong>heitswesens gibt es <strong>in</strong> den Landratsämtern <strong>in</strong>tensive<br />
Erfahrungen der Fachabteilungen zur Zusammenarbeit mit bürgerschaftlich<br />
Engagierten, beispielsweise mit Selbsthilfegruppen oder mit Kreisseniorenräten,<br />
Besuchsdiensten, Seniorengenossenschaften.<br />
Der Schwerpunkt der BE-Entwicklung <strong>in</strong> den Landkreisen wird sicher auch <strong>in</strong> Zukunft<br />
weiter im genannten Bereich liegen, jedoch ergeben sich durch die Verwaltungsreform<br />
neue Herausforderungen <strong>und</strong> Möglichkeiten ergeben: So verzeichnet<br />
<strong>und</strong> wünscht sich auf dem Feld der Beh<strong>in</strong>dertenhilfe der Landkreistag Bewegung.<br />
Die Dezentralisierung der Beh<strong>in</strong>dertenhilfe <strong>und</strong> die f<strong>in</strong>anziellen Krisen der geme<strong>in</strong>denahen<br />
Psychiatrie <strong>und</strong> Suchthilfe können aus se<strong>in</strong>er Sicht nur durch neue<br />
Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>samen Lebensräumen<br />
gelöst werden.<br />
In anderen hochprofessionalisierten Aufgabenfeldern wie beispielsweise der Jugendhilfe<br />
wird aus Sicht des Landkreistags noch zu wenig Interesse an der Zusammenarbeit<br />
von freiwillig Engagierten <strong>und</strong> Fachkräften gezeigt, obgleich dieser<br />
Bereich <strong>in</strong> den kommunalen Haushalten sehr viel Geld b<strong>in</strong>det. Das Primat der<br />
Fachlichkeit engt hier noch den (vorhandenen) Kooperationsspielraum e<strong>in</strong>. Der<br />
Landkreistag will <strong>in</strong> der Jugendhilfe, aber auch zwischen Jugendhilfe, Schule <strong>und</strong><br />
Krim<strong>in</strong>alprävention hier Diskussionsprozesse anstoßen, die dazu führen, die Mitwirkungsbereitschaft<br />
von Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürgern mehr zuzulassen <strong>und</strong> sie an<br />
der Weiterentwicklung von Produkten <strong>und</strong> Prozessen der Zukunftssicherung für<br />
die junge Generation zu beteiligen.<br />
Die sich zum Ganztagesbetrieb entwickelnde Schule wird als exemplarisches<br />
Handlungs- <strong>und</strong> Lernfeld zur Erprobung <strong>und</strong> Weiterentwicklung von Kooperationsformen<br />
zwischen jungen Menschen, Eltern, Initiativen im Geme<strong>in</strong>wesen <strong>und</strong><br />
Lehrern erkannt. Die mit der Verwaltungsreform angestrebte Verlagerung der<br />
Schulämter <strong>in</strong> die Landkreisverwaltung führt hier zu neuen Kooperationsmöglichkeiten,<br />
<strong>in</strong>sbesondere auch von Jugendämtern <strong>und</strong> Schulämtern.<br />
Erfolgreiche Kooperationen von Fachlichkeit <strong>und</strong> <strong>Ehrenamt</strong> werden <strong>in</strong> den<br />
Betreuungsvere<strong>in</strong>en praktiziert <strong>und</strong> die „Querschnittsarbeit“ wird <strong>in</strong> vielen Landkreisen<br />
als Zukunftsmodell auch für andere Arbeitsfelder erkannt <strong>und</strong> gefördert.<br />
Es wird als Aufgabe der Landkreise angesehen, hier im Rahmen übergreifender<br />
Fachforen <strong>und</strong> Fortbildungen das Lernen vone<strong>in</strong>ander weiter anzustoßen.<br />
Es ist dem Landkreistag <strong>und</strong> dem Landkreisnetzwerk jedoch wichtig, den über das<br />
Soziale h<strong>in</strong>ausgehenden Querschnittscharakter der BE-Förderung als Förderung<br />
von Bürgerbeteiligung bei Planungsprozessen <strong>und</strong> Bürgerengagement bei der<br />
Leistungserbr<strong>in</strong>gung zu betonen. Dabei reichen die Anwendungsfelder zivilgesellschaftlich<br />
offensiven Verwaltungshandelns <strong>in</strong> alle Bereiche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> schließen<br />
Flächennutzungsplanung, Bebauungsplanung, Wirtschaftsförderung, Verkehrsfragen<br />
<strong>und</strong> Fragen des Umweltschutzes ebenso e<strong>in</strong> wie die beschriebenen sozialen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Handlungsfelder.<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Kompetenz für die Zusammenarbeit mit bürgerschaftlich<br />
Engagierten muss <strong>in</strong> den Köpfen des Fachpersonals ausgebildet werden. „BE“<br />
muss als Bereicherung für die professionelle Arbeit erfahren werden.<br />
66