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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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2. Was ist Lernen?<br />

2.1 Wahrnehmung und Beobachtung: Wiedergabe oder Konstruktion von<br />

Wirklichkeit?<br />

Unter Lernen werden in einem weiten Sinn alle Prozesse verstanden,<br />

bei denen Menschen aus ihrer Umwelt Informationen aufnehmen,<br />

speichern und später wieder verwenden. Lernen kann bewirken, daß<br />

<strong>sich</strong> das Handeln eines Menschen aufgrund dieser Erfahrungen vorübergehend<br />

oder dauerhaft ändert. Es handelt <strong>sich</strong> um einen Vorgang<br />

des Erkennens und Speicherns von Zusammenhängen, der zur Vermehrung<br />

von kognitivem und <strong>nicht</strong>kognitivem Wissen führt (Delius/<br />

Todt, 1987, S.11f.).<br />

Dieser Lernbegriff impliziert eine objektiv reale und unseren Erfahrungen<br />

zugängliche Welt. Wir nehmen (gegenständlich gedachte) Informationen<br />

auf, speichern Abbilder der objektiven Welt und orientieren<br />

uns in unserem Handeln (vorübergehend oder dauernd) daran. Aus<br />

konstruktivistischer Sicht müssen bereits am Ausgangspunkt, der Abbildung<br />

von Wirklichkeit und Aufnahme von Information, Zweifel angemeldet<br />

werden.<br />

Wahrnehmung ist aus konstruktivistischer Sicht etwas, das <strong>nicht</strong> Wirklichkeit<br />

wiedergibt, sondern die Konstruktion einer Wirklichkeit im<br />

psychischen System, die viabel sein muß. Erkennen <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> die Grenze<br />

des Möglichen, <strong>nicht</strong> die Art des Möglichen. Maturana und Varela<br />

(1991) haben aus der Selbstreferentialität autopoietischer Systeme eine<br />

Erkenntnistheorie abgeleitet, nach der autopoietische Systeme <strong>nicht</strong><br />

passiv Informationen aufnehmen können, sondern durch Handeln<br />

aktiv Wirklichkeit konstruieren. Handeln und Erkennen sind <strong>nicht</strong><br />

voneinander getrennt. Da autopoietische Systeme gemäß ihrer eigenen<br />

Struktur handeln, sind auch Wahrnehmungen Zeichen für die Struktur<br />

des Systems, <strong>nicht</strong> für die wahrgenommene Umwelt. Umwelt kann<br />

diese Wahrnehmung nur perturbieren. Gilt dies schon für die „Aufnahme“<br />

von Informationen und erst recht für ihre Weiterverarbeitung innerhalb<br />

des Systems. Was gelernt ist, muß Teil des psychischen Systems<br />

geworden sein, d.h. von ihm erzeugt werden. Die Art der Zustandsveränderung<br />

<strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> somit auch <strong>nicht</strong> genau voraussagen. Lernen ist<br />

kein passiver Vorgang der Aufnahme von irgend etwas Gegenständlichem<br />

– auch wenn die Bilder der Sprache zu einer Verstofflichung des<br />

Gelernten verführen: Wissensstoff, Eintrichtern, etwas Gelerntes intus<br />

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