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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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13 Hier unterscheidet <strong>sich</strong> Simon ebenfalls deutlich von dem Versuch einer konstruktivistischen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sdefinition bei Knörzer (1994, S.82), der formuliert:<br />

„<strong>Gesundheit</strong> ist die Fähigkeit eines Systems, innerhalb seiner autopoietischen<br />

Organisation immer wieder auf Perturbationen seiner Umwelt durch Strukturveränderungen<br />

so zu reagieren, daß es wieder zu seiner Homöostase, also zu einem<br />

spannungsarmen Gleichgewicht findet.“ Knörzer übersieht: Die Homöostase ist<br />

kontinuierliche Veränderung; ob sie spannungsfrei ist, ist unwahrscheinlich,<br />

Autopoiese ist auf kontinuierliche Veränderung und damit auf Aktion, die<br />

Spannnung beinhaltet, angewiesen. Die Veränderung ist lebenswichtiger, ständiger<br />

Vorgang und <strong>nicht</strong> nur durch Perturbationen ausgelöst, ein autopoietisches<br />

System ist eben <strong>nicht</strong> eine träge Masse, die durch Störungen von außen<br />

in Schwingung versetzt wird und <strong>sich</strong> am Gleichgewichtspunkt neu einpendelt.<br />

Der Vorgang der Strukturveränderung beinhaltet Krankheitsprozesse, der<br />

Verlust der Fähigkeit zur Strukturveränderung wäre die Auflösung und <strong>nicht</strong><br />

Krankheit.<br />

14 Wenn Maturana/Varela von einer Strukturkopplung der autopoietischen Einheit<br />

Mensch im sozialen System sprechen, verlassen sie damit die Ebene des<br />

biologischen Bodens <strong>nicht</strong>, denn der Mensch ist ohne Verbindung zu anderen<br />

Menschen – als Teil seiner Umwelt – im biologischen Sinn tatsächlich<br />

<strong>nicht</strong> lebensfähig, trotz seiner selbstreferentiellen biologischen Struktur. Ob<br />

Psyche, Soziales und Körper in diesem Sinn voneinander trennbare autopoietische,<br />

aber strukturgekoppelte Einheiten sind, ist auf einer biologischen Ebene<br />

zunächst <strong>nicht</strong> nachvollziehbar. Simon (1995a, S.499) warnt davor, im Gebrauch<br />

der Sprache die Phänomenbereiche <strong>nicht</strong> zu unterscheiden und Begriffe<br />

von einem Phänomenbereich auf einen anderen zu übertragen. Bleiben wir<br />

dabei, Organismus, soziales System und Psyche als operationell geschlossene<br />

Systeme mit struktureller Kopplung zu betrachten, müßte zumindest deutlich<br />

bleiben, daß es <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong> um autopoietische Einheiten im biologischen Sinn<br />

handelt. Andererseits ist es biologisch eben tatsächlich schwer zu fassen, was<br />

die Psyche des Menschen ist, denn alle Umschreibungen organischer Prozesse<br />

der Gehirnaktivität sind zwar organische Voraussetzungen des Denkens und<br />

Fühlens, aber <strong>nicht</strong> das Denken und Fühlen selbst.<br />

15 „In der Kommunikation mit seinen Patienten interpretierte Freud deren <strong>nicht</strong>verstehbare<br />

Symptome, indem er sie zurückführte auf für sie selbst (allerdings: auch<br />

ihn) <strong>nicht</strong>-beobachtbare, unbewußte Mechanismen. Er trennte gewissermaßen den<br />

Bereich der Psyche in einen Teil, welcher der Selbstbeobachtung zugänglich, und<br />

einen, welcher ihr <strong>nicht</strong> zugänglich ist. Das Unbewußte wurde von ihm wie ein<br />

verstehbarer, selbständiger Interaktionspartner mit eigenen Motiven und Zielen<br />

betrachtet. Der generierende Mechanismus, den er auf diese Weise konstruierte,<br />

sorgt für die Verstehbarkeit von Symptomen. Ihnen wird ein dem Patienten bzw.<br />

seiner Selbstbeobachtung verborgener Sinn zugeschrieben“ (Simon, 1995a, S.36).<br />

16 Solche <strong>nicht</strong> medizinisch erklärbaren Zusammenhänge zwischen Suggestion<br />

oder Vorstellung innerhalb des psychischen Systems und medizinischen Phä-<br />

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