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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Es fällt auf, daß es hier zum Konzept der Hardiness (Kobasa, 1979),<br />

speziell des Commitment, Ähnlichkeiten gibt: Eine Person, die aktiv<br />

neue soziale Beziehungen aufbaut, viel in soziale Beziehungen investiert<br />

und <strong>sich</strong> andererseits vor Veränderungen <strong>nicht</strong> scheut, wird<br />

wahrscheinlich von den Bedürfnissen anderer unabhängig entscheiden<br />

und auch in schwierigen Lebenslagen soziale Anforderungen regulieren<br />

können. Sie ist <strong>sich</strong>erlich <strong>nicht</strong> hilflos und ängstlich, vielleicht auch<br />

<strong>nicht</strong> feindselig und zu Gefühlsäußerungen in der Lage. Was bei Kobasa<br />

aber noch als eine persönliche Ressource gilt, die helfen kann,<br />

gesünder zu bleiben, weil man mit dem Leben besser zurechtkommt,<br />

wird bei Eysenck/Grossart-Maticek (1991) zu einer grundlegenden,<br />

fast statischen Persönlichkeitsstruktur, die gesunde von kranken Menschen<br />

trennt. Was als minimaler Unterschied erscheint, hat möglicherweise<br />

große Auswirkungen, weil es Personen, die dieser Persönlichkeitsstruktur<br />

<strong>nicht</strong> entsprechen, zu potentiell Behandlungsbedürftigen<br />

macht:<br />

Eysenck/Grossart-Maticek (1991) sind <strong>nicht</strong> bei der Untersuchung<br />

statistischer Zusammenhänge stehengeblieben sind, sondern haben<br />

auch versucht, ihr Wissen therapeutisch zu nutzen. In verhaltenstherapeutischen<br />

Trainings, die das Ziel der autonomen Persönlichkeit vor<br />

Augen hatten und versuchten, die Teilnehmenden in Richtung Typ IV<br />

zu beeinflussen, waren die Überlebenschancen von Krebspersönlichkeiten<br />

und Koronarpersönlichkeiten zu verbessern. Psychoanalyse bewirkte<br />

aber das Gegenteil. Hier verschlechterten <strong>sich</strong> sogar die Überlebenschancen<br />

im Vergleich zur Kontrollgruppe. Erklärungen für den Mißerfolg<br />

der Psychoanalyse ließen <strong>sich</strong> evtl. darin suchen, daß die Autonomie<br />

durch eine derartige Therapeut-Klient-Konstellation <strong>nicht</strong> gefördert<br />

wird. Diese Erklärungen sind aber weitgehend spekulativ<br />

(Schwarzer, 1994, S.121).<br />

Aber gerade ange<strong>sich</strong>ts der therapeutischen Interventionsmöglichkeiten,<br />

die dieser Ansatz bietet, sei Simons (1995a, S.191) Warnung noch<br />

einmal aufgegriffen, daß die Beschreibung eines als gesund markierten<br />

Zustandes oder Verhaltensspektrums nur noch einen sehr engen Spielraum<br />

für „normales“ Verhalten bietet. „Es wird lebensgefährlich, wenn<br />

die Kriterien von <strong>Gesundheit</strong> positiv definiert werden. Es kann zu totalitären<br />

sozialen Maßnahmen führen, die mit Lebendigkeit <strong>nicht</strong> vereinbar<br />

sind ... Wird <strong>Gesundheit</strong> zum markierten Raum, Zustand oder Inhalt, so<br />

muß man als Individuum eine Menge beobachtbarer positiver Merkmale<br />

der Unterscheidung vorweisen, um der Etikettierung als krank und einer<br />

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