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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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veränderungen beschäftigt, die der Aufrechterhaltung der Autopoiese<br />

dienen, also auch der Selbstheilung. Selbstheilungsmechanismen sind<br />

hochkomplexe Reaktionsmuster, die im Einzelfall mehr zum dysfunktionellen<br />

Erscheinungsbild beitragen können als die ursprüngliche<br />

Störung: Um ihre Integrität zu gewährleisten, müssen autopoietische<br />

Systeme über Komponenten verfügen, die widersprüchliche Wirkungen<br />

ausüben und durch vielfältige Rückkoppelungen eine Balancierung<br />

gewährleisten. Abweichungen von diesem Gleichgewicht sind als<br />

relativ zu starke Aktivität von Komponenten beschreibbar, die zu einer<br />

spezifischen Überfunktion führt, oder umgekehrt durch relativ zu<br />

geringe Aktivität, die zu einer spezifischen Unterfunktion führt (Simon,<br />

1995a, S.73f.). Probleme, die <strong>sich</strong> daraus ergeben, versucht das<br />

System nach seiner inneren Struktur zu kompensieren. Bei einer Unterfunktion<br />

werden erregende, aktivierende Interaktionen verstärkt<br />

oder hemmende, passivierende Interaktionen verringert. Bei einer<br />

Überfunktion werden entgegengesetzt erregende Interaktionen verringert<br />

oder hemmende Interaktionen verstärkt. Ihr Ergebnis hat keine<br />

isolierte Wirkung, sondern löst wiederum eine Vielzahl vernetzter<br />

Reaktionen aus. Ob z.B. bei einer Überfunktion erregende Interaktionen<br />

verringert oder hemmende Interaktionen verstärkt werden, hat<br />

insofern eine Bedeutung, als das neu erreichte Gleichgewicht auf unterschiedlichem<br />

Niveau stattfindet. Das, was als Krankheitssymptome<br />

von außen wahrnehmbar ist, können entweder Phänomene der Überbzw.<br />

Unterfunktion selbst sein oder aber Phänomene, die <strong>sich</strong> aus<br />

dem Kompensationsmechanismus ergeben. Interventionen in diesen<br />

Prozeß können paradoxe Reaktionen auslösen, die evtl. das Gegenteil<br />

des Gewünschten erreichen.<br />

Jedes bekämpfte Symptom kann ein Symptom des Ursprungsphänomens<br />

oder der Gegenregulation zur Selbstheilung des Organismus oder<br />

der Gegenregulation gegen die mit der Gegenregulation verbundene<br />

Zustandsveränderung, die gewisse Prozesse erschwert, oder ein Symptom<br />

der Gegenregulation der Gegenregulation der Gegenregulation<br />

... sein. Interventionen haben, bezogen auf den Gesamtorganismus,<br />

also keine voraussagbaren, sondern nur wahrscheinliche Folgen. Paradoxe<br />

Reaktionen als Gegenreaktion gegen gegensteuernde Interventionen<br />

sind möglich: Blutdrucksenkende Mittel können den Blutdruck<br />

letztendlich erhöhen, Kaffee kann das Einschlafen erleichtern, Immunstimulanzien<br />

können das Immunsystem zum Erliegen bringen oder<br />

eben auch <strong>nicht</strong>.<br />

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