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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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chen Intention und Ausprägung für Männer und Frauen während des<br />

deutschen Faschismus ist von einigen Autoren hervorgehoben worden<br />

(u.a. Klaus, 1980, 1983). Durchgesetzt hat <strong>sich</strong> eine Richtung der<br />

Körperlichkeit, die Angriffsgeist wecken sollte, wie z.B. Boxen, das bei<br />

Hitler besonders beliebt war (vgl. Nitschke, 1988, S.96f.). Der Sinn<br />

der Durchführung der vorgeschriebenen Angebote für die Erwachsenenbildung<br />

lag im eigenen Überleben: Nur die Bildungsinstitutionen<br />

konnten weiter existieren, die <strong>sich</strong> den Vorschriften gemäß verhielten.<br />

Schon zur Zeit des deutschen Faschismus wurden Themen und Methoden<br />

der heutigen <strong>Gesundheit</strong>sbildung praktiziert 7 oder entwickelt 8 ,<br />

wenn sie auch gegenwärtig in einen anderen Zusammenhang gestellt<br />

werden. Der Nationalsozialismus hatte eine Nähe zu Alternativen zur<br />

Schulmedizin, er konnte <strong>nicht</strong>rationale Erklärungen für Krankheit gut<br />

in sein Weltbild integrieren. Volksgesundheit wurde zu einem Symbol<br />

reglementierenden, ausgrenzenden und Leben zerstörenden Denkens.<br />

Dieses war für eine faschistische Gesellschaft ein wesentliches Strukturprinzip,<br />

das Einengung und Fremdbestimmung beinhaltete und auf<br />

Krieg vorbereitete. Selbstbestimmung konnte innerhalb der Weltbilder<br />

faschistischer Ideologie keinen Platz haben. Viele Menschen unterzogen<br />

<strong>sich</strong> diesen Verfahren der Fremdbestimmung wohl deshalb, weil sie darin<br />

eine Überlebenschance im sozialen System des Faschismus sahen.<br />

Aus der unmittelbaren Nachkriegszeit gibt es keine Kenntnisse über<br />

eine mögliche Bedeutung der <strong>Gesundheit</strong>sbildung. Es hat einige Zeit<br />

gedauert, bis Volkshochschulen <strong>sich</strong> z.B. neu etabliert und systematisch<br />

Programme entwickelt und dokumentiert hatten. Inwieweit gesundheitspflegerische<br />

Fragen, z.B. zur Verhütung von Epidemien, eine Rolle<br />

gespielt haben könnten, ist <strong>nicht</strong> er<strong>sich</strong>tlich. Für die Existenz von<br />

<strong>Gesundheit</strong>sbildung an Volkshochschulen gibt es keine Belege.<br />

In Westdeutschland war das gesellschaftliche Lebensgefühl in den fünfziger<br />

und sechziger Jahren von der Phase des Wirtschaftswunders und<br />

des Wiederaufbaus nach dem Krieg geprägt. Es war die Zeit des Glaubens<br />

an die Machbarkeit der Welt und die Allmacht von Wissenschaft<br />

und Medizin. Die Sorge um die <strong>Gesundheit</strong> der Familie war die Angelegenheit<br />

von Frauen, deren traditionelle Rollenvorstellungen sie zu<br />

Hausfrauen machten, obwohl dies durchaus <strong>nicht</strong> der gesellschaftlichen<br />

Wirklichkeit entsprach, die vielmehr von einem hohen Maß an Frauenarbeit<br />

geprägt war. <strong>Gesundheit</strong>sbildung, in den folgenden Jahren als<br />

unpolitisch betrachtet, kam vereinzelt an den neu aufgebauten Volkshochschulen<br />

in Form von Vorträgen von Ärzten über <strong>Gesundheit</strong>serzie-<br />

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