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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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ner Person mit Krankheit, nach dem Geschlecht der Person, ihrem<br />

Alter, nach der ausgeübten Berufstätigkeit und anderen Faktoren des<br />

sozialen Status, nach der kulturellen Herkunft, anders gesagt, nach<br />

ihrer Lebensgeschichte.<br />

Herzlich (1973, S.10; vgl. auch Faltermaier, 1991, S.51f.) interessierte<br />

<strong>sich</strong> für die Art und Weise, wie Menschen ihre soziale Realität konstruieren<br />

und <strong>sich</strong> in ihr orientieren. Sie befragte Pariser Mittelschichtsbürger<br />

und fand heraus, daß <strong>Gesundheit</strong> und Krankheit im<br />

Alltagsverständnis <strong>nicht</strong> einfach Gegenteile sind. Ein Mensch kann<br />

eine Krankheit haben und <strong>sich</strong> gesund fühlen oder gesund sein und<br />

<strong>sich</strong> krank fühlen. Die meisten Menschen bezeichnen <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong> eindeutig<br />

als krank oder gesund. Herzlich fand drei grundlegende Definitionen<br />

von <strong>Gesundheit</strong> bei Laien:<br />

– <strong>Gesundheit</strong> als Vakuum; <strong>Gesundheit</strong> wird hier <strong>nicht</strong> positiv besetzt,<br />

sondern durch die Abwesenheit von Krankheit definiert. <strong>Gesundheit</strong><br />

ist das, was <strong>nicht</strong> wahrgenommen wird, während Krankheit<br />

körperlich erfahren wird.<br />

– <strong>Gesundheit</strong> als Reservoir; hier ist <strong>Gesundheit</strong> ein biologisch-organisches<br />

Charakteristikum einer Person. Sie <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> erleben, ist meßbar,<br />

stabil und veränderbar. Sie äußert <strong>sich</strong> in Robustheit, Stärke,<br />

Widerstandspotentialen gegenüber äußeren Einflüssen.<br />

– <strong>Gesundheit</strong> als Gleichgewicht; <strong>Gesundheit</strong> ist hier eine erlebbare<br />

Erfahrung, die <strong>sich</strong> in körperlichem und psychischem Wohlbefinden,<br />

guter Stimmung und Aktivität, guten Beziehungen zu anderen<br />

äußert und selten vollständig existiert.<br />

Nach Faltermaier (1991, S.51ff.) benennen neuere Studien zwei weitere<br />

Aspekte:<br />

– <strong>Gesundheit</strong> als funktionale Fitneß; die Erfüllung von Aufgaben und<br />

Rollen des Alltagslebens ist möglich.<br />

– <strong>Gesundheit</strong> als Kontrolle; das Selbst und der Körper stehen unter<br />

der eigenen Kontrolle.<br />

In den unteren sozialen Schichten finden <strong>sich</strong> eher funktionale und<br />

negative Definitionen von <strong>Gesundheit</strong>, in den mittleren und höheren<br />

Schichten eher positive und psychologisch geprägte Verständnisse (Faltermaier,<br />

1994b, S.116). Pierret (1988) fand heraus, daß <strong>sich</strong> auch<br />

verschiedene Berufsgruppen in ihrem <strong>Gesundheit</strong>sverständnis unterscheiden.<br />

Während Bauern und Bäuerinnen und angelernte ArbeiterInnen<br />

keine Möglichkeit sehen, für die eigene <strong>Gesundheit</strong> etwas zu<br />

tun, halten FacharbeiterInnen eigene Bemühungen zur Erreichung von<br />

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