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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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estimmung ist also keine normative Möglichkeit, sondern unumgänglich,<br />

aber auch mit dem permanenten Risiko behaftet, die Balance zu<br />

verlieren. Kein Hochseiltänzer ist davor <strong>sich</strong>er, vom Seil zu fallen.<br />

Was an all den Modellen des <strong>Gesundheit</strong>sverhaltens irritierend ist, ist<br />

die scheinbare Linearität von Entscheidungen, als wären diese im Alltag<br />

tatsächlich ständig rationale Kosten-Nutzen-Abwägungen (auf der<br />

Grundlage der eigenen Konstrukte): Wenn ich mich für betroffen halte<br />

und glaube, etwas dagegen unternehmen zu können, dann werde ich<br />

dies auch tun. Wenn ich <strong>nicht</strong>s tue, müßte mir eigentlich nur jemand<br />

sagen, daß ich (entgegen meiner Annahme) betroffen und in der Lage<br />

bin, etwas zu tun, dann werde ich mein Verhalten ändern. Das Nichtfunktionieren<br />

von Aufklärung ließe <strong>sich</strong> dann nur wieder damit begründen,<br />

daß ich das Gesagte als <strong>nicht</strong> für mich persönlich zutreffend<br />

erkenne, und dies müßte mir dann nur jemand noch einmal eindrücklich<br />

sagen oder mit anderen pädagogischen Mitteln erklären, dann .....<br />

Diese Sichtweise erscheint trivial und erweist <strong>sich</strong> in der Praxis allzu<br />

häufig als Denkschleife.<br />

Um zu erklären, warum Entscheidungen getroffen werden, die dem<br />

<strong>Gesundheit</strong>sbewußtsein (hier als Beispiel: ausreichend Schlaf) zuwider<br />

laufen, eignet <strong>sich</strong> Simons Modell des assoziativen Denkens im jeweiligen<br />

Kontext besser, das er mit Bezug auf Bleulers (1911, nach Simon<br />

1995b, S.98f.) Tontäfelchenmodell des schizophrenen Denkens als eine<br />

Art Hinkelkästchenspiel darstellt. Im dem Beispiel „ausreichend<br />

Schlaf“ könnte die Assoziation zu Schlaf einerseits „gesund“ sein, andererseits<br />

„Abend“ (abends früh ins Bett gehen). Zu „gesund“ könnte<br />

wiederum „Wohlfühlen am nächsten Tag“ assoziiert werden, zu<br />

„Abend“ aber „Freunde treffen“ und hierzu wiederum „wohlfühlen“.<br />

Als für die Entscheidung ausschlaggebende Assoziation zu „morgen“<br />

könnte der Satz stehen: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe<br />

<strong>nicht</strong> auf morgen.“ Damit wäre die Entscheidung für den Abend<br />

mit Freunden und gegen den Schlaf getroffen.<br />

Assoziationsketten anderer Personen (oder auch an anderen Tagen)<br />

könnten dagegen ganz anders sein (Schönheitsschlaf, begehrt werden,<br />

Wohlbefinden sofort, da es schön ist, im Bett zu liegen, endlich entspannen<br />

etc.) und deswegen zu anderen Entscheidungen kommen. Es<br />

wäre davon auszugehen, daß die Assoziationsketten verschiedener Personen<br />

wahrscheinlich unterschiedlich oder zumindest unterschiedlich<br />

akzentuiert sind. Assozziationsketten der gleichen Person dürften je<br />

nach Situation und Stimmung unterschiedlich sein, haben aber voraus-<br />

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