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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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oder <strong>nicht</strong>. Gesucht wird die Erklärung in organischen Vorgängen, in<br />

sozialen Vorgängen (Kommunikation) oder durch theoretische Modelle<br />

über psychische Strukturen. Beobachtbar wird unterschiedliches<br />

Handeln (einschließlich Kommunikation). Bei einer (dauerhaften)<br />

Veränderung des beobachtbaren Handelns (z.B. Worte formulieren) –<br />

meistens, aber <strong>nicht</strong> immer in einem angenommenen Zusammenhang<br />

zu Perturbationen – wird Lernen vermutet.<br />

Maturana/Varela (a.a.O., S.189) sprechen von (Er-)Kenntnis, „wenn<br />

wir ein effektives (oder angemessenes) Verhalten in einem bestimmten Kontext<br />

beobachten, das heißt in einem Bereich, den wir durch eine (explizite<br />

oder implizite) Frage umreißen, die wir als Beobachter haben.“ Erkenntnis<br />

stellt also ein Beobachter an anderen (durch Interaktion) oder<br />

an <strong>sich</strong> selbst (im psychischen System) fest, diese ist von der Perspektive<br />

des Beobachters <strong>nicht</strong> zu trennen. Arnold/Siebert (1995, S.89)<br />

bringen den konstruktivistischen Lernbegriff auf den Punkt: „Wir entdecken<br />

<strong>nicht</strong> eine vorhandene Welt, sondern wir erfinden Welten und erfinden<br />

uns auch selbst ... Lernen heißt <strong>nicht</strong>, Vorgegebenes abbilden, sondern<br />

Eigenes gestalten.“ Diese Erfindung von Welten erklärt zugleich,<br />

warum jeder unter <strong>Gesundheit</strong> etwas anderes zu verstehen scheint.<br />

Nach Luhmann (1994, S.158) ist Lernen „die Bezeichnung dafür, daß<br />

man <strong>nicht</strong> beobachten kann, wie Informationen dadurch weiterreichende<br />

Konsequenzen auslösen, daß sie in einem System partielle Strukturveränderungen<br />

bewirken, ohne dadurch die Selbstidentifikation des Systems zu unterbrechen.“<br />

Mit anderen Worten: Es ist <strong>nicht</strong> bekannt, was in einem<br />

Raucher vorgeht, der in einem vermuteten Zusammenhang mit einem<br />

Nichtraucherkurs das Rauchen aufgibt, ohne als Person an Identität zu<br />

verlieren. Der Beobachter kann nur das Verhalten dieser Person zu zwei<br />

verschiedenen Zeitpunkten miteinander vergleichen: Einmal das Rauchen<br />

(Aufsaugen der Inhaltsstoffe), ein anderes Mal das Nicht-Rauchen.<br />

Er zieht daraus den Schluß, daß in der Zwischenzeit ein Lernprozeß<br />

stattgefunden hat. Lernen ist so gesehen ein Erklärungsprinzip des Beobachters.<br />

Andere Erklärungen, die <strong>sich</strong> auf die Interaktion der Person<br />

und seines sozialen Umfeldes beziehen, wären möglich (Simon, 1996).<br />

In bezug auf <strong>Gesundheit</strong>sbildung ist zusätzlich zu beachten, daß das,<br />

was wir als Lernen bezeichnen, keinen Unterschied bezüglich der Wertung<br />

des Gelernten macht. Rauchen wird genauso mit Lernprozessen<br />

erklärt wie Nicht-mehr-Rauchen, oder allgemeiner formuliert: Verhalten,<br />

das als gesundheitsgerecht beschrieben wird, erklärt <strong>sich</strong> genauso<br />

wie Verhalten, das als krankmachend beschrieben wird, mit Lernen.<br />

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