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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Bei genauerem Hinsehen erweist <strong>sich</strong> das Konzept der <strong>Gesundheit</strong>szirkel<br />

dann aber durchaus differenzierter: Zwei Modelle, das Berliner 4<br />

und das Düsseldorfer Modell 5 , standen bei leicht variierenden Ansätzen<br />

Pate. Dem Düsseldorfer Modell verwandt ist das Modell der <strong>Gesundheit</strong>sförderungskreise<br />

(Brandenburg, 1993a, S.80ff.), dem Berliner<br />

Modell ist verwandt das Modell des <strong>Gesundheit</strong>scoaching (Lieneke/<br />

Westermayer, 1993, S.87), das zugleich am stärksten Zielen der Erwachsenenbildung<br />

nahekommt.<br />

Das Berliner Modell stellt aus einer dem Konstruktivismus nahen Perspektive<br />

6 den Mangel an gelungener betriebsinterner Kommunikation<br />

in den Vordergrund der <strong>Gesundheit</strong>sbemühungen, weil das Wissen<br />

über gesundheitliche Probleme in den Arbeitsbedingungen bei den<br />

MitarbeiterInnen in der Regel vorhanden ist, aber <strong>nicht</strong> in ausreichendem<br />

Maß betriebsintern gehört wird. „<strong>Gesundheit</strong>szirkel sind zunächst<br />

einmal <strong>nicht</strong>s anderes als ein Versuch, die unterschiedlichen Träger des<br />

betrieblichen Erfahrungswissens miteinander in ein Gespräch zu bringen<br />

über <strong>Gesundheit</strong> im Betrieb: in ein Gespräch, das so gestaltet ist, daß es<br />

real etwas bewegt hin<strong>sich</strong>tlich der <strong>Gesundheit</strong> in diesem Betrieb“ (Friczewski,<br />

1993c, S.14). Die zu verändernden Ge<strong>sich</strong>tspunkte liegen dabei<br />

sowohl in physiologischen Bedingungen (Lärm, Luft, Körperhaltung<br />

etc.) als auch in psychosozialen Bedingungen (Verantwortung, Anerkennung<br />

etc.). Aus Sicht des Berliner Modells ist es sinnlos, einzelne<br />

ergonomische Mängel und physiologische Bedingungen zu verändern,<br />

„wenn der kollektiv betriebliche Kontext der Sprachlosigkeit, der die Mängel<br />

überhaupt erst zu einem Dauerzustand hat werden lassen, <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong><br />

gleichzeitig mit transformiert“ (a.a.O., S.16). Durch das Gespräch im<br />

<strong>Gesundheit</strong>szirkel selbst wird dabei faktisch bereits etwas an den psychosozialen<br />

Bedingungen geändert, denn MitarbeiterInnen erfahren<br />

hier, daß ihre Meinung wichtig ist, daß sie gehört werden. Diese Erfahrung<br />

ist allerdings <strong>nicht</strong> widerstandslos möglich, da sie, ebenso wie<br />

überhaupt ein Denken, das psychosoziale <strong>Gesundheit</strong>sbedingungen<br />

kennt, zunächst quer zu allen Denkstrukturen und Erfahrungen im<br />

betrieblichen Zusammenhang liegt.<br />

Friczewski beschreibt anschaulich und nachvollziehbar, wie solche<br />

Sprachlosigkeit entsteht: Neue Arbeitsplätze werden unter Achtung<br />

einiger ergonomischer Ge<strong>sich</strong>tspunkte eingerichtet, der Arbeitsmittelplaner<br />

kommt aber <strong>nicht</strong> auf die Idee, die MitarbeiterInnen danach zu<br />

befragen, welche Bedingungen sie an ihrem Arbeitsplatz brauchen und<br />

wie sie damit zurechtkommen. Einige mutige MitarbeiterInnen ver-<br />

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