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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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weniger als sechs Stunden. Ein Drittel aller Befragten fühlte <strong>sich</strong> nie ausgeschlafen.<br />

37 Wenn man <strong>sich</strong> am Beispiel der Motivliste von Pudel/Maus (1990, Dlugosch,<br />

1994, S.228) verdeutlicht, welche Gründe zur Auswahl eines bestimmten<br />

Nahrungsmittels führen, wird er<strong>sich</strong>tlich, daß die Sorge um die <strong>Gesundheit</strong><br />

nur einer von vielen Gründen ist: sensorische Qualität (Geschmack, Aussehen),<br />

Hunger/Appetit, ökonomische Bedingungen, kulturelle Einflüsse, traditionelle<br />

Einflüsse, habituelle Bedingungen, emotionale Wirkung, soziale<br />

Gründe, soziale Statusbedingungen, Angebotslage, <strong>Gesundheit</strong>süberlegungen,<br />

Fitnessüberlegungen, Schönheitsansprüche, Verträglichkeit, Neugierverhalten,<br />

Angst vor Schaden, pädagogische Gründe, Krankheitserfordernisse, magische<br />

Zuweisungen, pseudowissenschaftliche Begründungen. Es gibt aber keinen<br />

Grund anzunehmen, ein bestimmtes Essen würde nur dann der <strong>Gesundheit</strong><br />

gut tun, wenn es gesundheitsmotiviert gegessen wird.<br />

38 Das Erleben scheinbarer Ambivalenzfreiheit ist eines der Symptome von Verrücktheit:<br />

Schizophrenie zeigt <strong>sich</strong> von außen als Gleichzeitigkeit widerstreitender<br />

Gefühle, während es aus der Innenperspektive widerspruchsfrei,<br />

aber eben extrem schnell wechselnd erscheint. Die Ungleichzeitigkeit widerstreitender<br />

Tendenzen ist Symptom des Manisch-depressiv-Seins. Symptomfreie<br />

psychische Systeme empfinden die Ambivalenz, treffen aber eine Entscheidung<br />

für einen bestimmten Zeitraum.<br />

39 Folgt man einem konstruktivistisch-systemischen Denken, dann wird deutlich,<br />

daß Ursache (persönliche Kompetenzen) und Wirkung (<strong>Gesundheit</strong>)<br />

<strong>nicht</strong> linear bestimmt sind. Die Wirkung wird gleichzeitig zur Ursache. Beide<br />

Phänomene sind rückbezüglich. Unklare <strong>Gesundheit</strong>sdefinitionen lassen es<br />

gleichzeitig möglich erscheinen, daß eine Tautologie beschrieben wurde:<br />

Wenn Selbstvertrauen ein Bestandteil von Wohlbefinden ist, das <strong>Gesundheit</strong><br />

ausmacht, dann ist <strong>Gesundheit</strong> die Voraussetzung für <strong>Gesundheit</strong>, die Erklärung<br />

für <strong>Gesundheit</strong> mit der Wirkung <strong>Gesundheit</strong>. <strong>Gesundheit</strong> ist <strong>Gesundheit</strong><br />

ist <strong>Gesundheit</strong>.<br />

40 Defensiver Optimismus ist das leichtfertige Nicht-wahrhaben-Wollen von<br />

<strong>Gesundheit</strong>sgefährdungen, funktionaler Optimusmus ist eine leichte Überschätzung<br />

von Präventionsmaßnahmen und Handlungsmöglichkeiten. Diese<br />

Einteilung ist allerdings klar als eine normative Einteilung des Beobachters,<br />

nämlich des <strong>Gesundheit</strong>sexperten, erkennbar: Je nachdem, ob die optimistische<br />

Einstellung seinen Strategien entspricht oder widerspricht, ist sie defensiv<br />

oder funktional. Aus der Wahrnehmung der optimistischen Person heraus<br />

ist dieser Unterschied <strong>nicht</strong> zu ziehen.<br />

41 Macht wäre möglicherweise die treffendere Übersetzung.<br />

42 Commitment meint wörtlich eigentlich Bindung, Verpflichtung, to commit<br />

meint auch anvertrauen, <strong>sich</strong> festlegen. Es geht hier wohl eher um die Bindungsfähigkeit<br />

in sozialen Beziehungen als um soziales Engagement. Eine<br />

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