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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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ten (der Satz vom Ausschluß des Dritten), als eine Erweiterung des<br />

ambivalenzfreien, aber eben auch zeitgebundenen Fühlens die Ambivalenz<br />

einführt. „Unser Denken eröffnet uns den Zugang zu einer imaginären<br />

Welt, in der uns ein Umtauschrecht für unsere Entscheidungen gewährt<br />

wird. Wir handeln zur Probe und erleben – ganz unverbindlich,<br />

nur zur An<strong>sich</strong>t – die dazu passenden Gefühle. Aber diese Möglichkeit<br />

macht das Leben komplizierter: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Was aus<br />

der beschränkten Augenblicks-Perspektive gut war, erscheint nun plötzlich<br />

schlecht, stark wird schwach, und aktiv verwandelt <strong>sich</strong> in passiv. Wer es<br />

<strong>sich</strong> erlaubt zu denken, gerät zwangsläufig in Konflikte. Er verliert die<br />

Fähigkeit, ambivalenzfrei zu leben“ (Simon, 1995b, S.172). 38<br />

Die Erweiterung der zweiwertigen Logik des „Entweder-oder“ zum<br />

„Wowohl-als-auch“ und „Weder-noch“ (s.o.) bringt die Lösung: Bezogen<br />

auf <strong>Gesundheit</strong>sbewußtsein scheint <strong>nicht</strong> das „Entweder“ (die<br />

Aufmerksamkeit) das erstrebenswerte Ziel, sondern das „Sowohl-alsauch“,<br />

d.h. Aufmerksamkeit, aber auch Nicht-Beachtung zum jeweilig<br />

richtigen Zeitpunkt.<br />

Das psychische System müßte also lernen, gesundheitsbewußt zu denken,<br />

aber auch, dies <strong>nicht</strong> zu tun, <strong>sich</strong> in der Ambivalenz zwischen Aktivität,<br />

motiviert von der Aufrechterhaltung der Autopoiese, und<br />

Nicht-Beachtung des Organismus situationsangemessen zu entscheiden.<br />

Dies wäre für die <strong>Gesundheit</strong>sförderung ein neues Paradigma, das<br />

<strong>Gesundheit</strong>sbewußtsein situationsabhängig auch für <strong>nicht</strong> angemessen<br />

halten und das psychische System in Relation zu seiner Umwelt (der<br />

Situation) betrachten würde. Simons (1995b, S.175) wählt das Bild<br />

des Hochseiltänzers: Wenn er <strong>sich</strong> nur nach rechts oder links bewegt,<br />

fällt er vom Seil. Er kann versuchen, <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong> zu bewegen, aber so ein<br />

Gleichgewicht aufrechtzuerhalten ist ungemein schwierig, weil es von<br />

außen kommende Störungen <strong>nicht</strong> ausgleichen kann. Seine beste<br />

Überlebenschance ist die des gleichzeitigen Bewegens nach links und<br />

rechts, wobei beide Bewegungen allerdings eine gewisse Grenze <strong>nicht</strong><br />

überschreiten dürfen. Bezogen auf <strong>Gesundheit</strong> ist die Schwierigkeit<br />

also die, zu entscheiden, wann es sinnvoll ist, zum Arzt zu gehen und<br />

seine Ratschläge zu beachten, und wann es sinnvoller ist, <strong>nicht</strong> zum<br />

Arzt zu gehen oder entgegen dem ärztlichen guten Rat zu agieren,<br />

wann Risiken vermieden und wann sie eingegangen werden sollten,<br />

wann gesundheitspräventiv gedacht und gehandelt werden soll und<br />

wann Gelassenheit notwendig ist usw. Dafür kann es keine soziale Instanz<br />

geben, dies zu entscheiden bleibt der Person vorbehalten. Selbst-<br />

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