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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Eine zu einem Zeitpunkt X gemessene Größe einer bestimmten Funktion<br />

(z.B. Blutdruck), die vom erwarteten Wert abweicht, ist an <strong>sich</strong><br />

kein (<strong>sich</strong>eres) Zeichen für Krankheit, da sie eben Symptom einer<br />

Zustandsveränderung, Symptom der Gegenreaktion, Symptom der<br />

Korrektur einer mit Blutdruckerniedrigung verbundenen Selbstheilung<br />

etc. sein kann. Für die Entscheidung darüber, ob eine Über- oder<br />

Unterfunktion vorliegt, wäre der Faktor Zeit zumindest hinzuzuziehen,<br />

aber auch dann ist mit der Messung eines einzelnen Wertes <strong>nicht</strong> gesagt,<br />

ob die Über- oder Unterfunktion Symptom einer krankheitsbedingten<br />

Zustandsveränderung oder Symptom der Gegenreaktion ist.<br />

Aufgrund dieser kontinuierlichen Zustandsänderungen und Selbstheilungsmechanismen<br />

ist <strong>nicht</strong> die spontane Selbstheilung ein Phänomen,<br />

das erklärt werden muß, denn diese ist im Prinzip zu erwarten, sondern<br />

die Aufrechterhaltung eines Krankheitsphänomens. Sie ist Anzeichen<br />

dafür, daß eine – leidbringende oder in der Folge tödliche – Zustandsveränderung<br />

eingetreten ist, die eine neue dynamische Stabilität hat.<br />

Bei chronischer Krankheit ist der Organismus in einer Balance unterschiedlicher<br />

Reaktionen kontinuierlich mit der Aufrechterhaltung dieses<br />

Zustandes beschäftigt. Interventionen der Medizin können nun Perturbationen<br />

sein, die eine neue Zustandsveränderung auslösen oder die<br />

letztlich die Aufrechterhaltung des „krankhaften“ Zustandes bewirken.<br />

Inwieweit in solchen Systemen spezifische Prävention überhaupt möglich<br />

oder sinnvoll ist, steht in Frage, da sie immer eine Perturbation<br />

von Regelmechanismen beinhaltet, deren Erfolg <strong>nicht</strong> vorhersehbar ist.<br />

Die Möglichkeit, genau das Gegenteil des Gewünschten zu erreichen,<br />

ist immer gegeben. 7<br />

Beckers integratives Anforderungs-Ressourcen-Modell von <strong>Gesundheit</strong><br />

(1992) 8 <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> weitgehend in diese Sichtweise integrieren. Sein<br />

Modell sieht ebenfalls ein Kontinuum von <strong>Gesundheit</strong> und Krankheit<br />

vor – auch hier wird <strong>nicht</strong> davon ausgegangen, daß <strong>sich</strong> ein kranker<br />

Organismus grundsätzlich anders verhält als ein gesunder – und einen<br />

dynamischen Aspekt, eine Wechselbeziehung zwischen der Person und<br />

ihrer sozialen und natürlichen Mitwelt, anders formuliert: zwischen<br />

dem System und seiner Umwelt. „Der Kerngedanke des folgenden Modells<br />

besagt, daß der aktuelle <strong>Gesundheit</strong>szustand davon abhängt, inwieweit<br />

es einer Person mit Hilfe der ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

innerhalb der letzten Zeit gelungen ist bzw. aktuell gelingt, bestimmte<br />

Anforderungen zu bewältigen. Fällt die Erfolgsbilanz der letzten Zeit positiv<br />

aus, ist eher mit Wohlbefinden und <strong>Gesundheit</strong>, bei negativer Bilanz<br />

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