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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Kinder in Not oder als Bürger mit Rechten sehen, sondern müssen sie vielmehr<br />

als vollwertige menschliche Wesen, die sowohl Rechte als auch Bedürfnisse<br />

haben, anerkennen. Wir müssen uns mit dem Widerspruch auseinandersetzen,<br />

daß selbst Menschen mit wenig Fähigkeiten oder in extremen<br />

Krisensituationen, genauso wie jeder von uns, eher mehr als weniger soziale<br />

Kontrolle über ihr eigenes Leben brauchen“ (ebd.).<br />

Diese Einführung des Sowohl-als-auch hat in der Erwachsenenbildung<br />

im Konzept der Teilnehmerorientierung 20 ihre Entsprechung, denn<br />

dort wurden Teilnehmende an Lernprozessen als gleichzeitig Wissende<br />

und Nicht-Wissende betrachtet, die selbst entscheiden, was sie wie<br />

lernen wollen. Eine Abwendung von einem defizitorientierten hin zu<br />

einem ressourcenorientierten Konzept <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> speziell auch in der<br />

Zielgruppenarbeit, z.B. der Bildungsarbeit mit Älteren, mit Frauen,<br />

mit Migrantinnen beobachten. So wird Älterwerden in der Erwachsenenbildung<br />

als Gewinn und Verlust von Fähigkeiten gleichzeitig gesehen.<br />

Dieses Differenzschema und die Überwindung der Differenz sind<br />

für Erwachsenenbildung demnach <strong>nicht</strong>s grundsätzlich Neues<br />

Neu ist allerdings am Konzept des Empowerment, so wie Rappaport<br />

dies versteht, daß er Widersprüchlichkeiten und Paradoxien ausdrücklich<br />

zu seinem Programm macht, Sensibilität für Widersprüchlichkeiten<br />

ebenso wie divergente statt konvergente Lösungen fordert. Eindeutig<br />

richtige Lösungen oder Herangehensweisen existieren in sozialen<br />

Systemen <strong>nicht</strong>. „Soziale Systeme sind ihrem Wesen nach paradox“<br />

(a.a.O., S.258). Sie ermöglichen mehrere oder gleichwertige und praktikable<br />

Sichtweisen, die <strong>sich</strong> gegenseitig widersprechen und einschränken.<br />

Die meisten zentralen Fragen bestehen aus dem Gegensatz von<br />

zwei oder mehreren moralisch gleichwertigen Prinzipien. Rappaport<br />

fordert ausdrücklich die Suche nach Widersprüchlichkeiten als Bestandteil<br />

professioneller Arbeit. Die logische Folge daraus ist die Anerkennung<br />

unterschiedlichster Lösungswege, die Möglichkeit unterschiedlicher<br />

Wirklichkeiten, das Aushalten von Ambivalenzen und die<br />

Notwendigkeit einer Erweiterung von Möglichkeiten. Hier nähert <strong>sich</strong><br />

Rappaport einer konstruktivistischen Sichtweise an.<br />

Auch Stark betont, daß eine der Grundannahmen von Empowerment<br />

darauf beruht, daß soziale Probleme ihrem Wesen nach paradox und<br />

widersprüchlich sind und deshalb keine eindeutigen Lösungen erwartet<br />

werden können. Statt dessen wird es für ein und dieselbe Problemlage<br />

verschiedene, <strong>sich</strong> teilweise widersprechende Lösungen geben.<br />

„Professionelles Handeln im Sinne von Empowerment muß <strong>sich</strong> daher der<br />

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