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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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werden, die eigene Person weniger verzerrt wahrgenommen wird und<br />

mehr emotionale Sicherheit entsteht. Sie sehen allerdings auch eine<br />

Abhängigkeit – in gewissem Maße – der möglichen Wertschätzung von<br />

dem emotionalen Verhalten des Gegenübers.<br />

Trotz aller Einschränkungen bezüglich der vermuteten Folgen haben<br />

Tausch/Tausch (1973, 1979), Becker (1995) u.a. mit der Kategorie<br />

Wertschätzung eine Kategorie grundlegender gesellschaftlicher Bedeutung<br />

aufgegriffen, nach Luhmann (1994, S.318f.) die Grundfrage nach<br />

der Moral. „Alle Moral bezieht <strong>sich</strong> letztlich auf die Frage, ob und unter<br />

welchen Bedingungen Menschen einander achten bzw. mißachten. Mit<br />

Achtung (estime, esteem) soll eine generalisierende Anerkennung und Wertschätzung<br />

gemeint sein, mit der honoriert wird, daß ein anderer den Erwartungen<br />

entspricht, die man für eine Fortsetzung der sozialen Beziehungen<br />

voraussetzen zu müssen meint. Achtung wird personenbezogen zugeteilt,<br />

jeder kann sie für <strong>sich</strong> gewinnen und verlieren.“ Luhmann geht sogar<br />

so weit, den Begriff der Moral eines sozialen Systems als die Gesamtheit<br />

aller Bedingungen zu definieren, nach denen in einem System<br />

über Achtung und Mißachtung entschieden wird.<br />

Achtung/Mißachtung ist damit das binäre Schema, mit dem beide Arten<br />

der Interpenetration, nämlich die zwischen Menschen und die zwischen<br />

Menschen und sozialen Systemen, zugleich bedient werden, um<br />

Komplexität zu reduzieren. Moral, d.h. die Bedingungen für Achtung/<br />

Mißachtung, ist das Bindemittel, das soziale Systeme ermöglicht, das<br />

aber auch ausgrenzt und Lösung von Konflikten verhindert. Achtung/<br />

Mißachtung als Schema der zwischenmenschlichen Interpenetration ist<br />

somit unvermeidbar, aber die Bedingungen, unter denen einer Person<br />

Achtung entgegengebracht wird, verändern <strong>sich</strong> im sozialen Kontext.<br />

Die Kategorie Achtung/Mißachtung hat aber in jedem Fall auch eine<br />

soziale Systeme ermöglichende Funktion. Damit nimmt Luhmann dem<br />

Differenzschema Achtung/Mißachtung die scheinbar neutrale Funktion,<br />

die sie z.B. bei Tausch/Tausch zu haben scheint. Das Differenzschema<br />

Achtung ist immer auch mit der Möglichkeit der Mißachtung verbunden<br />

und hat so eine sozial kontrollierende Funktion.<br />

KursleiterInnen können <strong>nicht</strong> kommunizieren, daß alle gleichermaßen<br />

Achtung verdient haben, sondern müssen Achtung mindestens an die<br />

Einhaltung der Spielregeln der Interaktion in der Kurssituation binden.<br />

Sie können – wenn sie wollen – kommunizieren, daß jedes <strong>Gesundheit</strong>shandeln<br />

Achtung verdient hat, aber sie können, um die Interaktion<br />

im Kurs aufrecht zu erhalten, <strong>nicht</strong> kommunizieren, daß eine<br />

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