24.02.2013 Aufrufe

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

faßt <strong>sich</strong> mit dem alltäglichen und erwarteten Wunder der Aufrechterhaltung<br />

der Autopoiese unter Bedingungen, die der Autopoiese <strong>nicht</strong><br />

immer zuträglich sind. Ob hierbei auch Phänomene entstehen, die<br />

sozial u.U. als Krankheit definiert werden könnten, ist sehr zweitrangig.<br />

Krankheit ist Bestandteil des Lebens und durch Perturbation dann<br />

interventionsbedürftig, wenn die Gefahr der Auflösung der Autopoiese<br />

besteht oder Selbstheilungsmechanismen einen krankhaften Dauerzustand<br />

aktiv hervorbringen. Salutogenetische Bemühungen sind damit<br />

<strong>sich</strong>erlich keine Bemühungen des Medizinsystems mehr, sondern betreffen<br />

allgemeingesellschaftliche Fragen des Zusammenlebens. Erwachsenenbildung<br />

kann und darf <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong> präventiven Fragestellungen<br />

unterwerfen. Mit der Definition von Krankheit als markiertem<br />

und <strong>Gesundheit</strong> als <strong>nicht</strong>markiertem Bereich folgt Simon einer zweiwertigen<br />

Logik, die der von ihm selbst geforderten Erweiterung in ein<br />

Denken des „Sowohl-als-auch“ oder „Weder-noch“ <strong>nicht</strong> folgt.<br />

Was bei Becker und Antonovsky <strong>nicht</strong> beantwortet werden kann, ist<br />

die Frage, wie die unterschiedlichen Dimensionen von Anforderungen<br />

und Ressourcen, die körperliche, soziale und psychische Ebene zusammenhängen.<br />

Simon löst dies, indem er unter Bezug auf Luhmanns<br />

(1994) Unterscheidung von Systemen den Menschen <strong>nicht</strong> einfach als<br />

autopoietisch-organische Einheit betrachtet, sondern zwischen organischem,<br />

sozialem und psychischem System unterscheidet. Simon, bevorzugt<br />

an psychischen Systemen in ihrer Verbindung zum Organismus<br />

und zu sozialen Systemen interessiert, betrachtet den Menschen als<br />

Ergebnis einer strukturellen Kopplung der selbstreferentiellen Systeme<br />

Organismus, psychisches System und soziales System. Für ihn sind<br />

damit soziale und psychische Aspekte <strong>nicht</strong> einfach Dimensionen von<br />

<strong>Gesundheit</strong>. Er sieht den Organismus, die Psyche und das soziale System<br />

als operationell geschlossene Systeme, die autonom und strukturdeterminiert<br />

funktionieren, aber strukturell gekoppelt sind, d.h., sie<br />

stehen in Interaktion miteinander. Alle drei Systeme sind für einander<br />

Umwelten, sie entwickeln <strong>sich</strong> miteinander und lösen wechselseitig<br />

Perturbationen aus. 14 „Psychische Ereignisse können dabei bestätigend<br />

oder störend auf organische und/oder soziale Prozesse wirken; organische<br />

Ereignisse können bestätigend oder störend auf soziale und/oder psychische<br />

Prozesse wirken; und soziale Ereignisse können bestätigend oder störend auf<br />

psychische und/oder organische Prozesse wirken“ (Simon, 1995a, S.63).<br />

Die Psyche definiert Simon genau durch das, was sie so schwer faßbar<br />

macht, nämlich ihre Unzugänglichkeit von außen: „Psychische Systeme<br />

94

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!