24.02.2013 Aufrufe

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Komplexität, die Systeme einander zur Verfügung stellen, bleibt<br />

für das aufnehmende System aber unfaßbare Komplexität, also Unordnung.<br />

„Man kann deshalb auch formulieren, daß die psychischen Systeme<br />

die sozialen Systeme mit hinreichender Unordnung versorgen und umgekehrt“<br />

(Luhmann, 1994, S.291). Die Kommunikation ist der Versuch,<br />

der Unordnung eine neue Struktur zu geben, aber sie stellt die Unordnung<br />

erst her. Wären alle der gleichen Meinung über die Wirklichkeit,<br />

wäre es <strong>nicht</strong> möglich, etwas voneinander zu lernen. Die Wirklichkeitskonstruktion<br />

würde <strong>nicht</strong> komplexer, weil es keine Wahlmöglichkeiten<br />

zwischen So-Sein und Anders-Sein gäbe. Wenn alle einer Meinung<br />

sind, gibt es schnell <strong>nicht</strong>s mehr zu sagen.<br />

Interpenetration (Austausch von Komplexität durch Markieren von<br />

Unterschieden) findet in der Form von Kommunikation (und diese ist<br />

Element sozialer Systeme) statt. Umgekehrt setzt das Ingang-Bringen<br />

von Kommunikation ein Interpenetrationsverhältnis voraus. Anders<br />

formuliert bedeutet dies, daß wechselseitiges Lernen nur da möglich<br />

ist, wo auch ein soziales System entsteht. In der Beziehung zwischen<br />

Menschen wird die Komplexität eines Menschen für einen anderen<br />

von Bedeutung und umgekehrt.<br />

Die Beziehung in Lernsituationen ist in der Regel wenig intim, deutlich<br />

weniger intim als z.B. zwischen Menschen, die eine Liebesbeziehung<br />

verbindet. Mehr oder weniger Intimität meint, daß mehr oder<br />

weniger Bereiche des persönlichen Erlebens und Körperverhaltens eines<br />

Menschen für einen anderen relevant werden und daß dies wechselseitig<br />

geschieht (a.a.O., S.304). Für die Lernsituation in der Erwachsenenbildung<br />

ist aber typisch, daß nur wenige Bereiche des persönlichen<br />

Erlebens und Verhaltens für eine andere Person relevant sind, allerdings<br />

mehr, als es auf den ersten Blick scheint: Es sind <strong>nicht</strong> nur<br />

Formen des Erlebens und Verhaltens, die mit den unmittelbaren Lerninhalten<br />

zu tun haben. Für Lernende und Lehrende ist es <strong>nicht</strong> unerheblich,<br />

ob z.B. wechselseitige Sympathien oder Antipathien vorhanden<br />

sind. Die zwischenmenschliche Interpenetration geht über Kommunikation<br />

(und damit über die Interaktion) hinaus, weil Intimität<br />

auch Nicht-Kommunizierbares und damit auch die Erfahrung der<br />

Nicht-Kommunizierbarkeit einschließt. Menschen können füreinander<br />

Bedeutungen bekommen, die sie einander verbal und nonverbal <strong>nicht</strong><br />

mitteilen können, denn die Kommunikation würde der Mitteilung<br />

einen Sinn geben, der <strong>nicht</strong> gemeint war (a.a.O, S.310).<br />

107

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!