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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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ten mit Information je unterschiedlich umgegangen wird. Der Vorteil<br />

von binärer Schematisierung liegt darin, daß man, wenn man selbst<br />

das Schema bestimmt, dem anderen die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten<br />

überlassen kann. Das setzt <strong>nicht</strong> voraus, daß es Konsens<br />

gibt. Indem ein System beobachtet oder handelt, sieht es auch, daß<br />

andere Möglichkeiten existieren, die <strong>nicht</strong> weiter definiert sein müssen.<br />

Z.B. ist die Aussage „Diese Farbe ist blau“ auch eine Aussage darüber,<br />

daß es irgendwelche anderen Farben gibt. Um mit Komplexität umgehen<br />

zu können, ist es <strong>nicht</strong> immer sinnvoll, alle anderen Möglichkeiten<br />

konkret in Betracht zu ziehen, es reicht zu wissen, daß es andere<br />

Möglichkeiten gibt.<br />

Z.B. könnte eine Kursleiterin vermitteln wollen, eine bestimmte Körperhaltung<br />

sei entspannend. Die Teilnehmenden haben damit die<br />

Möglichkeit, zu entscheiden, ob sie die Haltung als entspannend oder<br />

als <strong>nicht</strong>entspannend empfinden, ohne gleich näher bestimmen zu<br />

müssen, was diese Nicht-Entspannung bedeutet (schmerzhaft, unbequem,<br />

Gefühle auslösend etc.): Das Schema ist vorgegeben, die Wahl<br />

der Möglichkeit <strong>nicht</strong>. Zur Verdeutlichung noch einmal konkretisiert:<br />

Wenn eine Kursleiterin eine Entspannungsübung ansagt, indem sie<br />

suggeriert, die Teilnehmenden könnten ihren Arm jetzt entspannen,<br />

gibt sie ein binäres Schema Entspannung/Spannung vor. Den Teilnehmenden<br />

gelingt es, den Arm zu entspannen, oder es gelingt ihnen<br />

<strong>nicht</strong>. Eine andere Kursleiterin sagt die gleiche Übung an, indem sie<br />

danach fragt, ob es den Teilnehmenden möglich ist, den Arm jetzt zu<br />

entspannen. Sie gibt das gleiche binäre Schema vor. Den Teilnehmenden<br />

gelingt es ebenfalls, den Arm zu entspannen, oder es gelingt ihnen<br />

<strong>nicht</strong>. Der Unterschied der beiden Kursleiterinnen besteht <strong>nicht</strong> in der<br />

Wahl des Schemas, sondern in der sprachlichen Verdeutlichung der<br />

Wahl, die Teilnehmende in beiden Fällen haben.<br />

Für Sozialisation – und Lernprozesse der <strong>Gesundheit</strong>sbildung sollen<br />

hier als kleiner, aber sehr spezifischer Teil der Sozialisation verstanden<br />

werden 23 – ist es eine Voraussetzung, daß es „Differenzschemata gibt, die<br />

das psychische System der Umwelt zuordnen und auf <strong>sich</strong> beziehen kann“<br />

(a.a.O., S.327), z.B. Zuwendung/Abwendung einer Person, Verstehen/<br />

Nicht-Verstehen, Erfolg/Mißerfolg, denn solche binären Schematisierungen<br />

sind für Interpenetrationen kennzeichnend. Sozialisation ist<br />

somit <strong>nicht</strong> determiniert, sondern differenzgesteuert. Das psychische<br />

System reagiert darauf mit Entwicklung eigener Differenzschemata,<br />

und auf die kommt es an. Entscheidend ist, daß <strong>nicht</strong> nur ein einziges<br />

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