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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Wenn <strong>sich</strong> das selbstreferentielle System der individuellen Lerngründe<br />

aus eigenen früheren Erfahrungen speist, dann – so folgern Arnold/Siebert<br />

(1995, S.149ff.) – ist es im ersten Schritt für die Ermöglichungsdidaktik<br />

notwendig, mehr über dieses selbstreferentielle System von<br />

Lernen in Erfahrung zu bringen, Lernbegründungen des Subjekts zu<br />

rekonstruieren und biographisch nach Lernangeboten, Reaktionsformen<br />

und Interventionsformen aus der Lehrperspektive zu forschen.<br />

Das Thema, zu dem gelernt werden soll, <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> entsprechend biographisch<br />

aufbereiten. Dies gilt für <strong>Gesundheit</strong>, die im engen Zusammenhang<br />

mit der eigenen Biographie steht, in besonderem Maße. Eines<br />

von mehreren Mitteln einer solchen biographischen Aufbereitung, das<br />

zugleich eine Möglichkeit ist, die Schwierigkeit der Verständigung innerhalb<br />

des Lernrahmens der Gruppe zu verdeutlichen, kann es z.B.<br />

sein, individuelle Mind-maps zum jeweiligen Thema zu erstellen.<br />

Ein zweiter Schritt einer Ermöglichungsdidaktik kann eine Zielgruppenarbeit<br />

sein, die bei Arnold/Siebert (1995, S.159f.) definiert ist als<br />

von ähnlichen Lernzielen und Verwendungssituationen der Teilnehmenden<br />

ausgehend – also <strong>nicht</strong> durch soziale Konstrukte Menschen zu<br />

Zielgruppen zu bündeln – und die Bereitschaft der Teilnehmenden<br />

voraussetzt, ihre Wirklichkeitskonstrukte mit anderen zu thematisieren<br />

und zu reflektieren.<br />

Das Lernen in der Gruppe beschreiben sie als „synreferentiell“: Es wird<br />

möglich, weil die Selbstreferentialität des kognitiven Systems durch<br />

gemeinsame Zustände und Erwartungen eines Sozialsystems ergänzt<br />

wird. Mit anderen Worten: Innerhalb sozialer Systeme – und eine<br />

Lerngruppe ist ein solches soziales System – werden Wirklichkeitskonstruktionen<br />

ausgehandelt. Innerhalb eines sozialen Systems sind Menschen<br />

als autopoietische Einheiten strukturgekoppelt. Synreferentialität<br />

entspricht dem Begriff der Koevaluation bei Varela.<br />

Die Synreferentialität einer Gruppe ergibt <strong>sich</strong> aufgrund eines gemeinsamen<br />

Relevanzkriteriums, d.h., der Lerninhalt muß für alle bedeutsam<br />

sein, damit sie voneinander lernen. Die Arbeitsfähigkeit einer<br />

Gruppe kann nach der Passung von Erwartungshaltungen (als zirkulärer<br />

Prozeß) bearbeitet werden.<br />

Lernfördernd in der Synreferentialität ist dabei <strong>nicht</strong> das Einverständnis,<br />

sondern die Differenz, die Kontroverse. Innerhalb einer Zielgruppe<br />

ist es damit gerade die Heterogenität, <strong>nicht</strong> die Homogenität, die<br />

Lernerfolge ermöglicht. Lernen nimmt seinen Ausgang <strong>nicht</strong> in der<br />

Suche nach einem Konsens, sondern in der Aufklärung von relevanter<br />

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