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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Menschen als autopoietische Einheiten sind in ihrer inneren Struktur<br />

(als Organismus) hinreichend ähnlich, so daß mit einer gewissen<br />

Wahrscheinlichkeit (allerdings <strong>nicht</strong> Gewißheit) gesagt werden kann,<br />

welche Perturbationen (auch Interventionen der Medizin sind Perturbationen)<br />

wahrscheinlich die innere Struktur zu Zustandsveränderungen<br />

welcher Art anregen werden. Diese Ähnlichkeiten macht <strong>sich</strong> die<br />

Medizin zunutze. Sie verkürzt die Zusammenhänge allerdings insofern,<br />

als sie die jeweilige Perturbation als Ursache und <strong>nicht</strong> als Auslöser der<br />

Zustandsveränderung betrachtet. Insofern es für den Alltag der Medizin<br />

keinen Unterschied macht, ist diese Verkürzung im Sinne einer<br />

Handlungsfähigkeit herstellenden Reduzierung von Komplexität verständlich,<br />

in Notfallsituationen lebensnotwendig. Um mit Komplexität<br />

umgehen zu können, ist es, da eine holistische Sichtweise utopisch<br />

ist, auch im Sinne von Simon (1995a, S.98) notwendig, Komplexität<br />

zu reduzieren. Die Frage ist <strong>nicht</strong>, ob Komplexität reduziert werden<br />

kann, sondern welche Variablen unbedingt betrachtet werden müssen<br />

und welche situationsspezifisch außer acht gelassen werden können.<br />

Bedeutung erhält der Unterschied zwischen Auslöser (Perturbation)<br />

und Ursache in all den Grenzfällen, in denen ein Organismus <strong>sich</strong> anders<br />

verhält als erwartet. Dann plötzlich wird es zu einer Frage von<br />

Leben oder Tod, zwischen einer von außen kommenden, in den Organismus<br />

eindringenden und ihn verändernden Krankheit (durch Dämonen<br />

oder Bakterien), die <strong>sich</strong> austreiben <strong>läßt</strong> – wie die Medizin in<br />

bestimmten historischen Zeiten Krankheit betrachtete –, oder einer<br />

vom Organismus selbst (durch Perturbation oder innere Veränderungen)<br />

ausgelösten, gleichwohl lebensbedrohlichen Zustandsveränderung<br />

zu unterscheiden. Sind die Strukturen des gesunden und des kranken<br />

Organismus die gleichen, dann ist jede Bekämpfung „kranker“ Strukturen<br />

auch eine Bekämpfung gesundmachender Strukturen. Heilkunst<br />

wird hier <strong>nicht</strong> berechenbar funktional, sondern eine echte Kunst<br />

kreativer Mischung von Perturbationen oder Nichtstun, die den Organismus<br />

zu Zustandsveränderungen animiert, die der Aufrechterhaltung<br />

der Autopoiese dienen: Autopoietische Systeme erhalten ihre<br />

Stabilität durch ihre Dynamik und bewahren ihre Identität, indem sie<br />

<strong>sich</strong> verändern. Um ihre Abgrenzung gegenüber ihren Umwelten zu<br />

erhalten, brauchen sie eine Durchlässigkeit ihrer Grenzen, die Interaktion<br />

ermöglicht. Sie sind in der Lage, Strukturen <strong>nicht</strong> nur aufzubauen,<br />

sondern sie auch aufzulösen. Sie sind paradox organisiert. Als autopoietisches<br />

System ist der Organismus kontinuierlich mit Zustands-<br />

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