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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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eine innere „Landkarte“ voraus, an der die Orientierung erfolgt. Der<br />

Vorgang der Bezeichnung <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> dann noch weiter differenzieren in<br />

– eine (nur theoretisch bewertungsfreie) Datenerhebung von Phänomenen,<br />

die zunächst „sinnlos“ ist: die Beschreibung (als braun und<br />

weiß im Unterschied zu grün wahrgenommene Farbflecke oder bestimmte<br />

Atemgeräusche, Anzahl und Beschaffenheit von Hustenanfällen,<br />

Hell-Dunkel-Unterschiede auf dem Röntgenbild etc.),<br />

– die Erklärung, die Ergebnis eines sozialen Einigungsprozesses ist (die<br />

soziale Entscheidung, den Begriff Kuh als hinreichend genau zu akzeptieren<br />

und das Phänomen Kuh auf Weide im Unterschied zu<br />

Kuh im Himmel als wahrscheinlich anzunehmen, oder die Entscheidung,<br />

daß die festgehaltenen Daten die Diagnose Lungenkrebs<br />

nahelegen), wobei <strong>sich</strong> die Erklärungen in der Praxis als anwendbar<br />

und passend bestätigen müssen. 20<br />

– die Bewertung des Phänomens (die Kuh auf der Weide als angenehm<br />

und vertraut, den Lungenkrebs als bedrohliche Erkrankung).<br />

Nimmt man diese Beschreibung der Beobachtung als Grundlage und<br />

bedenkt, daß das psychische System ein selbstreferentielles System ist<br />

und Handeln und Erkennen <strong>nicht</strong> getrennt sind, 21 dann ließe <strong>sich</strong><br />

Lernen als Zustandsveränderung des psychischen Systems zu seiner<br />

Aufrechterhaltung verstehen. Somit kann ein psychisches System im<br />

Prinzip <strong>nicht</strong> <strong>nicht</strong> lernen, analog zur kommunikationstheoretischen<br />

Behauptung, daß eine Person in Gegenwart anderer Personen <strong>nicht</strong><br />

<strong>nicht</strong> kommunizieren kann. Alles verändert <strong>sich</strong>, System und Umwelt.<br />

Solange das System in einer <strong>sich</strong> verändernden Umwelt weiterbesteht,<br />

hat es gelernt – auch wenn es lernt, sein Handeln unter neuen Bedingungen<br />

<strong>nicht</strong> zu ändern. Die Selbsterzeugung des psychischen Systems<br />

ist ein Kreislauf von beobachten und handeln: Die Umwelt wird beobachtet,<br />

die Möglichkeit des Handelns wird beobachtet, die Entscheidung<br />

für eine Möglichkeit des Handelns wird getroffen, die perturbierende<br />

Wirkung des Handelns wird beobachtet, indem die Umwelt<br />

beobachtet wird. Dies kann zur Bestätigung oder zur Neuorganisation<br />

von Wirklichkeitskonstruktionen führen. („Mein Husten hat trotz<br />

Nicht-Rauchen <strong>nicht</strong> aufgehört, dann kann ich ja weiter rauchen“ oder<br />

„Obwohl ich mit dem Rauchen aufgehört habe, ist mein Husten <strong>nicht</strong><br />

vorbei, wie gut, daß ich meine Lunge <strong>nicht</strong> noch mehr schädige.“)<br />

Empfinden sei hier als eine besondere Art des Handelns verstanden.<br />

Mit der Wahl der Beobachtungsmethode wird im übrigen auch der<br />

Phänomenbereich festgelegt, der beobachtet wird. Insofern sind die<br />

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