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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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folgen oder das <strong>nicht</strong> tun, und sie können aus der gehörten Mitteilung<br />

eine andere Information konstruieren (woraus ein Weder-noch oder ein<br />

Sowohl-als-auch entstehen kann). Manche KursleiterInnen haben Situationen<br />

erlebt, in denen sie den Eindruck haben, daß sie um Rat gefragt<br />

wurden, um eine bereits getroffene Entscheidung zu bestätigen,<br />

oder auch, um <strong>sich</strong> entgegen dem Ratschlag zu verhalten. 32 Dies ist kein<br />

Zeichen für Mißachtung, sondern ein Beleg für die Viabilität der These,<br />

daß psychische Systeme Wirklichkeit konstruieren.<br />

Folgt man Simons therapeutischen Vorstellungen für die <strong>Gesundheit</strong>sbildung,<br />

dann übernimmt der Kursleiter die Verantwortung für den<br />

Prozeß der Entscheidungsfindung bei Teilnehmenden, <strong>nicht</strong> für das<br />

inhaltliche Ergebnis. Es fällt <strong>nicht</strong> in seine Verantwortung, der einen<br />

oder anderen Seite der Unterscheidung zum Sieg zu verhelfen. „Er vertritt<br />

keine inhaltlichen Präferenzen, und er akzeptiert die Entscheidung<br />

des Systems, gegebenenfalls auch die Entscheidung, keine Entscheidung zu<br />

treffen. Diese technische Haltung soll im Gegensatz zur Parteilichkeit als<br />

Neutralität bezeichnet werden“ (Simon, 1995a, S.151f.). Kurz gesagt,<br />

besteht seine Aufgabe darin, eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten<br />

– durch Nutzen der in der Gruppe vorhandenen Ressourcen – aufzuzeigen<br />

und die Verantwortung für die Möglichkeit einer Entscheidung<br />

zu übernehmen, aber <strong>nicht</strong> zwischen Lösungsvarianten zu entscheiden.<br />

Im Vergleich zu präventiven Strategien ist dies eine erstaunliche Aussage.<br />

Die Haltung der Neutralität begründet <strong>sich</strong> aber <strong>nicht</strong> nur in der Konfliktsituation<br />

von Teilnehmenden mit <strong>sich</strong> selbst, sondern ist Ergebnis<br />

einer Betrachtung der Interaktion in der Gruppe. Kurssituationen sind<br />

<strong>nicht</strong> nur Interaktionssituationen zwischen KursleiterIn und TeilnehmerIn,<br />

sondern auch zwischen TeilnehmerInnen. Jede Parteilichkeit in<br />

dieser Interaktion bedeutet Achtung einzelner Personen und Mißachtung<br />

anderer Personen in der Gruppe. Dies wird dann deutlicher,<br />

wenn Bildung in bereits bestehende Systeme interveniert, wie z.B. im<br />

Rahmen betrieblicher <strong>Gesundheit</strong>sförderung, aber es gilt auch für jedes<br />

neu entstehende soziale System und damit für jeden Kurs.<br />

Simon (a.a.O., S.135) hält nochmals fest, daß es bezüglich therapeutischer<br />

Interventionen <strong>nicht</strong> so wichtig ist, welche Inhalte berührt sind.<br />

Er erläutert dies als Erzähler der Geschichte einer therapeutisch erfolgreichen<br />

Intervention, die letztlich nur in der Aussage bestand, der Patient<br />

solle das tun, was ihm in seiner letzten Krisensituation so gut<br />

geholfen hat, ohne daß der Therapeut wußte, was dies war. Dies deu-<br />

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