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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Definition von Bildung möglich: Lernen schließt andere Möglichkeiten<br />

aus und reduziert Komplexität. Bildung stellt Gewißheiten in Frage,<br />

sie erweitert Komplexität, indem sie Erlerntes in Frage stellt und<br />

andere Möglichkeiten in Betracht zieht. Da Handeln aber Reduzierung<br />

von Komplexität voraussetzt (wir können nur eine begrenzte Zahl von<br />

Dingen gleichzeitig tun), kommt Bildung ohne Lernen <strong>nicht</strong> aus.<br />

Als soziales System kann die Bildungs-Organisation nur dann ihre<br />

Existenz aufrechterhalten, wenn sie Nichtwissen und damit Lernbedürfnisse<br />

erzeugt. Sie wird in ihrem Erfolg an Teilnahmezahlen und<br />

<strong>nicht</strong> an Wissenszuwachs gemessen. Auch bezogen auf <strong>Gesundheit</strong><br />

kann sie also <strong>nicht</strong> nur <strong>Gesundheit</strong> <strong>nicht</strong> herstellen, sondern auch<br />

<strong>Gesundheit</strong>swissen <strong>nicht</strong> herstellen, sie stellt Organisation der Produktion<br />

von Nichtwissen her. Lernen ist im Sinne einer Veränderung von<br />

Wirklichkeitskonstrukten vermutlich überhaupt nur durch die Produktion<br />

von Nichtwissen möglich: Neue Konstruktionen erfolgen erst<br />

dann, wenn <strong>sich</strong> bisherige als <strong>nicht</strong> viabel erwiesen haben.<br />

Insofern ist es wenig verwunderlich, daß meist diejenigen Personen an<br />

Bildungsmaßnahmen teilnehmen, die dies schon früher getan haben,<br />

denn durch die Erfüllung ihrer Bildungsbedürfnisse sind neue entstanden.<br />

Auch dies <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> dem Bildungssystem <strong>nicht</strong> vorwerfen, es ist<br />

nur ein Zeichen dafür, daß es als soziales System gut funktioniert. Allenfalls<br />

<strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> berechtigt die Frage stellen, wie hierdurch auch Bildungsbedürfnisse<br />

(Nichtwissen) bei den Personengruppen erzeugt werden<br />

können, für die Bildung bisher kein Thema ist (weil <strong>sich</strong> ihre<br />

Konstrukte als für ihren Alltag hinreichend viabel erwiesen haben),<br />

oder ob das <strong>nicht</strong> Aufgabe dieses sozialen Systems sein kann.<br />

Statt gezielt Lernen eines psychischen Systems bestimmen zu wollen,<br />

was <strong>nicht</strong> möglich ist, oder statt den aus<strong>sich</strong>tslosen Versuch zu starten,<br />

das psychische System in seinen Lernprozessen <strong>nicht</strong> zu stören, scheint<br />

es vielmehr sinnvoll zu sein, durch Perturbation Nichtwissen (d.h.<br />

auch Nicht-Viabilität) zu produzieren, das die Voraussetzung für Neukonstruktionen<br />

des psychischen Systems ist. Die Leitdifferenz des Phänomens<br />

Lernen/Bildung könnte deshalb evtl. als Differenz zwischen<br />

Perturbation und Viabilität angesehen werden, d.h. als Infragestellen<br />

von Gewißheiten oder Bestätigung von Wirklichkeitskonstruktionen.<br />

Ziel ist, durch die Erweiterung von Komplexität Wissen um die Möglichkeit<br />

der Reduzierung und die Möglichkeit der Wahl in der Interaktion<br />

entstehen zu lassen. (Was Personen damit machen, ist <strong>nicht</strong><br />

determinierbar. Möglicherweise bleiben sie bei der alten Wahl oder<br />

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