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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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senschaften gehören, bezieht, <strong>sich</strong> mit ihr im Austausch befindet, aber<br />

eben als Umwelt, zu der die Grenze kontinuierlich neu zu ziehen ist.<br />

Perturbationen aus dieser Umwelt determinieren Zustandsveränderungen<br />

<strong>nicht</strong>, aber sie lösen Zustandsveränderungen auf eine der Struktur<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sbildung eigene Art aus. Wer <strong>sich</strong> dabei als Medium<br />

und was <strong>sich</strong> als Form erweist, ist <strong>nicht</strong> vorher festlegbar. Für eine<br />

andere Organisation, z.B. <strong>Gesundheit</strong>skurse im Rahmen der Patient-<br />

Arzt-Beziehung oder Kurse bei Krankenkassen, ist diese Umwelt eine<br />

andere, weil das soziale System ein anderes ist. Zu versuchen, das soziale<br />

System Organisation von <strong>Gesundheit</strong>sbildung der Logik des sozialen<br />

Systems <strong>Gesundheit</strong>skurse bei Krankenkassen zu unterwerfen,<br />

erwiese <strong>sich</strong> als struktureller Irrtum.<br />

Aufgabe der organisierten (<strong>Gesundheit</strong>s-)Bildung ist es, Organisationsstrukturen<br />

zu schaffen, in denen Lernbedürfnisse (in bezug auf gesundheitsrelevante<br />

Themen) von Erwachsenen erfüllt werden. Gemäß der<br />

Eigendynamik eines sozialen Systems erfüllt sie <strong>nicht</strong> nur diese Bedürfnisse,<br />

sondern stellt sie her, so wie vergleichsweise die Medizin Krankheit<br />

<strong>nicht</strong> heilt, sondern durch soziale Definition zunächst erzeugt.<br />

Bildung erzeugt Bildungsbedürfnisse und erfüllt sie, indem sie neue<br />

erzeugt. Ihr diese Selbstreferentialität vorzuwerfen ist wenig sinnvoll,<br />

denn sie verhält <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong> anders, als <strong>sich</strong> ein soziales System verhalten<br />

kann. Nicht die Selbstreferentialität ist eine Besonderheit der Bildung<br />

– die teilt sie mit allen anderen Systemen –, sondern der Charakter<br />

ihrer Elemente, nämlich Ausdruck von Bildungsbedürfnissen zu<br />

sein. Bildung ist <strong>nicht</strong> Gehilfin anderer Systeme. Schäffter (1995a,<br />

S.57) weist darauf hin, daß die Erzeugung von Lernbedürfnissen und<br />

Nichtwissen <strong>nicht</strong> etwa eine unerwünschte Nebenwirkung von Lernprozessen<br />

ist, sondern grundlegende Voraussetzung für die Ermöglichung<br />

von Lernprozessen: „Lernen im Sinne des Entdeckens von Fremdartigen<br />

und Neuem ist nur durch den Aufbau eines Horizontes relativer<br />

Unbekanntheit möglich. Pädagogik hat es <strong>nicht</strong> nur mit der Vermittlung<br />

nachgefragten Wissens, sondern gerade mit Zugangsmöglichkeiten zu noch<br />

unerschlossenen Lernmöglichkeiten zu tun. In diesem Sinne bemüht <strong>sich</strong><br />

jede Bildungsarbeit um die Produktion von Nichtwissen, d.h. um den<br />

Aufbau von Grenzflächen zu bislang noch <strong>nicht</strong> erschlossenen System-<br />

Umwelten.“<br />

Verbindet man die Idee der Produktion von Nichtwissen mit dem, was<br />

weiter oben über Lernen als Ausschluß von Möglichkeiten gesagt wird,<br />

ist eine Unterscheidung zwischen Lernen und Bildung und eine neue<br />

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